"Digital Learning Lab" soll schon im nächsten Jahr starten. Auch der Kreis Pfaffenhofen will sich an dem ehrgeizigen Projekt beteiligen.
(ty) Im Zuge der regionalen Digitalisierungs-Initiative planen die Stadt Ingolstadt, die Technische Hochschule Ingolstadt (THI), die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sowie die Landkreise Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt die Gründung eines Schüler-Forschungs-Zentrums. Das Konzept, das die Partner in den vergangenen Monaten erarbeitet haben, werde nun dem bayerischen Wissenschafts- sowie dem bayerischen Kultusministerium vorgelegt, teilte die THI heute mit und gab weitere Details zu dem ambitionierten Vorhaben bekannt.
Dieses Schüler-Forschungs-Zentrum, das den Namen "Digital Learning Lab" tragen werde, solle Schüler aus der Region auf die Veränderungen durch die digitale Transformation vorbereiten sowie in diesem Zuge nachhaltige Kompetenzen im Bereich der digitalen Technologien vermitteln. Konkret wird das "Digital Learning Lab" nach Angaben der Technischen Hochschule Ingolstadt drei thematische Kernfelder abdecken: die Digitalisierung als Kernfeld der Informatik, als Anwendungsfeld der Ingenieurs-Wissenschaften und in Richtung der gesellschaftlichen Implikationen der Digitalisierung.
"In diesen drei Sparten werden zahlreiche Fachworkshops angeboten, die in den Schul-Unterricht integriert sind", heißt es in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung. "So sollen Schüler unter anderem lernen können, wie man Apps entwickelt, einen 3D-Drucker baut oder wie digitale Meinungsbildung funktioniert." Angelehnt an die Fachworkshops werde das "Digital Learning Lab" auch Ferienangebote für Kinder und Jugendliche mit experimentellem Workshop-Charakter aufnehmen. Ferner wolle das "Digital Learning Lab" in den drei Sparten auch Schüler-Wettbewerbe, Planspiele und Events anbieten – genannten werden beispielsweise Hackathons, Kreativ-Challenges für digitale Ideen in Kooperation mit dem Makerspace am digitalen Gründer-Zentrom oder Planspiele zur Mobilität der Zukunft.
Weitere Bausteine des "Digital Learning Labs" sollen laut THI eine Forscher-AG für Kinder und Jugendliche ("Science Circle"), sowie ein Coaching-Angebot für talentierte Schüler mit innovativen Ideen und Hilfen zur Berufsorientierung werden. Auch für pädagogisches Personal solle das Schüler-Forschungs-Zentrum eine Anlaufstelle werden. Man könne sich dort zu verschiedenen Themen der Digitalisierung sowie zu digitalen Lehrmethoden fortbilden – unter anderem zu den Fachworkshops des "Digital Learning Lab", um diese besser in den Unterricht einbinden zu können.
Das Angebot des Schüler-Forschungs-Zentrums soll nach Angaben der Technischen Hochschule Ingolstadt im Schuljahr 2019/20 starten. Derzeit würden dafür Interims-Räumlichkeiten in räumlich enger Anbindung zur THI und zum digitalen Gründer-Zentrum (brigk) gesucht. Mit der Fertigstellung des geplanten Kavalier-Dalwigk-Anbaus in Ingolstadt werde das "Digital Learning Lab" dann diese Räumlichkeiten beziehen. "So sollen die Synergien zwischen Hochschule, brigk und Makerspace dann optimal ausgeschöpft werden können", proklamiert die THI.
Für dieses Schüler-Forschungs-Zentrum seien rund 15 Stellen geplant – unter anderem ein wissenschaftlicher Leiter, wissenschaftliche Mitarbeiter, ein Medienpädagoge, ein Kindheitspädagoge sowie je eine Lehrer-Planstelle für die Primar- und Sekundarstufe. Die Themenfelder Informatik und Technik werden den Angaben zufolge fachlich von je einem THI-Professor betreut, das Themenfeld gesellschaftliche Implikationen von einem KU-Professor. Zur Koordinierung der Aktivitäten der Schulen untereinander solle für jede Schulart ein zentraler Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Das Schüler-Forschungs-Zentrum werde als Zweckverband organisiert. "Neben den sechs Gründungs-Mitgliedern sollen weitere assoziierte Mitglieder, wie zum Beispiel Unternehmen der Region, die Möglichkeit haben, eigene Impulse zu setzen", erklärte die THI heute.
Statements zu den Plänen:
Pfaffenhofens Vize-Landrat Anton Westner: "Die ins Auge gefasste Gründung eines Schüler-Forschungs-Zentrums ist ein sehr innovatives, aber auch ehrgeiziges Projekt. Die Förderung des digitalen Learning würde sicher unserer ganzen Region gut tun und sie einen gewaltigen Schub nach vorne bringen. Die Digitalisierung umfasst mittlerweile alle Lebensbereiche, nicht nur unsere Arbeitswelt sondern vor allem auch die Bildung und damit auch unsere Schulen, angefangen von Grundschule über die Mittelschulen, den weiterführenden Schulen und den beruflichen Schulen. Es reicht längst nicht mehr aus, unseren Kindern nur lesen, schreiben, rechnen und Allgemeinwissen beizubringen. Die digitale Bildung muss ein weiterer stabiler Eckpfeiler werden. Bevor wir den Zweckverband gründen, sind jedoch noch einige Grundsatzfragen zu klären: Wer – Freistaat Bayern oder Kommunen – ist für welche Aufgaben zuständig? Wie hoch sind die Kosten, die die kommunale Familie einmalig und jährlich tragen muss? Wir werden dann in unsere Kreisgremien gehen, das ganze Projekt ausführlich beraten, diskutieren und darum bitten, entsprechende Beschlüsse zu fassen."
THI-Präsident Professor Walter Schober: "Mit dem Schüler-Forschungs-Zentrum führen wir interessierte junge Menschen an digitale Technologien heran, die über die gewohnte Nutzung von Computern und Smartphones hinausgehen. Mit Themen wie dem Einsatz von künstlicher Intelligenz oder Robotik eröffnen sich Schülerinnen und Schülern neue Perspektiven, sowohl für ihren künftigen Ausbildungs- und Berufsweg als auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Technologien im sozialen Miteinander."
KU-Präsidentin Professorin Gabriele Gien: "Im Kontext von Schule und Lehrerbildung beschäftigen wir uns seit geraumer Zeit mit den Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation. Dabei geht es nicht nur um die Entwicklung von methodischen und didaktischen Innovationen, sondern auch um Fragen der Persönlichkeitsbildung: Wie lassen sich Bedürfnisse des Individuums verantwortungsvoll befriedigen? Welche Lernkulturen entwickeln sich aus der Digitalisierung heraus? Wie lässt sich Engagement für die Gemeinschaft fördern? Zu solchen und weiteren Aspekten wollen wir nicht nur unsere Expertise einbringen, sondern auch in den aktiven Dialog mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften treten."
Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel: "Wenn wir unseren Kindern die bestmöglichen Zukunfts-Chancen auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt ermöglichen wollen, müssen wir ihnen hier in Ingolstadt die bestmöglichen Bildungs-Angebote zur Verfügung stellen. Künstliche Intelligenz, Bio-Robotik, Bio-Sensorik und allgemein Bio-Technik sind die Themenfelder, an denen unsere Kinder in Zukunft nicht mehr vorbeikommen. Gerade die Kombination aus künstlicher Intelligenz und Bio-Technik dürfte nochmals zusätzlich interessant sein. Wer sich um die Arbeitsplätze und den Wohlstand unserer Kinder in Zukunft sorgt, muss heute handeln. Deswegen schaffen wir für unsere Kinder ein Schüler-Forschungs-Zentrum."
Neuburg-Schrobenhausens amtierender Landrat Alois Rauscher: "Die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind in allen Lebensbereichen präsent. Es ist daher wichtig, die Schülerinnen und Schüler auf diesem Gebiet bestmöglich zu fördern und das digitale Lernen voranzutreiben. Ein interessanter Ansatz ist dabei das Schülerforschungszentrum, über das der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in seinen Gremien beraten wird. Auch eine Abstimmung mit den Schulen ist erforderlich. Zudem sind die Machbarkeit und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten zu prüfen. Beispielsweise gilt zu klären, wie sich das Digital-Learning-Lab in den Schulalltag integrieren lässt."
Eichstätts Landrat Anton Knapp: "Was man selbst herausgefunden hat, gerät so schnell nicht in Vergessenheit: Kinder, die schon im Kindergarten auf eigene Faust die Schwerkraft besiegt haben, indem sie einen Wasserbecher an der Schnur schnell im Kreis herumschleuderten, finden Physik in der Schule wahrscheinlich spannend. Kinder erforschen ohnehin tagtäglich die Welt, deshalb ist es auch in punkto Digitalisierung der richtige Weg, wenn sie den angeborenen Wissensdurst ganz ohne Leistungsdruck in einem eigenen Schüler-Forschungs-Zentrum ausleben können. Ich begrüße das neue Projekt sehr, denn der Begriff der Digitalisierung ist mittlerweile überall präsent, auch Kinder und Jugendliche treffen darauf in allen Bereichen ihres Lebens. Im neuen Forschungs-Zentrum wird Heranwachsenden die Möglichkeit gegeben, ihre Fähigkeiten zu entdecken, Interesse an der MINT-Thematik zu entwickeln und sich für die Rätsel dieser Welt zu begeistern. Die gesellschaftliche, pädagogische, didaktische und fachliche Zielsetzung der Einrichtung ist auf die Zukunft der nachwachsenden Generation ausgerichtet, und die gebotene Praxiserfahrung in Wissenschaft und Technik begeistert bestimmt auch Schüler, die vorher gesagt haben, Technik interessiere sie nicht. Wenn Buben und Mädchen gemeinsam deren Faszination entdecken und professionelle wissenschaftliche und pädagogische Unterstützung erhalten, dann merken sie: Das macht Spaß! Erreicht man Schüler auf der emotionalen Ebene, lassen sich diese leichter für MINT-Fächer gewinnen und erhalten darüber hinaus Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte von Universität und Hochschule, die anregen, das in der Schule erlernte Wissen einzubringen, anzuwenden und zu vertiefen."
Ingolstadts IHK-Geschäftsstellen-Leiterin Elke Christian: "Kinder und Jugendliche sind unsere Fachkräfte von morgen. Das Digital-Learning-Lab bietet aus Sicht der Wirtschaft die großartige Chance, die junge Generation schon frühzeitig mit den Digitalisierungs-Themen vertraut zu machen, die unsere Betriebe umtreiben. Die IHK wird sich deshalb gemeinsam mit innovativen Unternehmen aktiv in die Gestaltung der Forschungs-Werkstatt einbringen. Uns ist wichtig, dass die Angebote des Labs einen echten Praxisbezug haben. Das Lab soll Wissen genau zu den digitalen Themen vermitteln, die sich für die berufliche Entwicklung der jungen Menschen und damit für die digitale Zukunftsfitness der Betriebe auszahlen."
Dieter Krause vom Bildungszentrum Ingolstadt der Handwerkskammer: "Digitale und computer-gesteuerte Arbeitsschritte sind in vielen Handwerksberufen Realität. Die Programmierung und der Umgang mit computer-gesteuerten Systemen gewinnen weiter an Bedeutung. Mit den Bildungs-Zentren, die es bundesweit und eines davon in Ingolstadt gibt, ist das Handwerk hier vorbildlich organisiert, um Zukunftsthemen zu vermitteln. Im dualen Ausbildungs-System wirken Betriebe und Bildungs-Zentrum in der Praxis-Ausbildung und die Berufsschulen in der theoretischen Wissens-Vermittlung vorbildlich zusammen. Das Bildungs-Zentrum der Handwerkskammer für München und Oberbayern in Ingolstadt vermittelt dabei die Grundlagen der praktischen digitalen Ausbildungs-Inhalte an die Handwerks-Lehrlinge. Wir sind also schon gut aufgestellt. Dass eine digitale Vorbildung vor Ausbildungs-Antritt stattfinden wird, ist jedoch wegweisend. Wir freuen uns mit Stadt und Landkreisen über die Initiative Schüler-Forschungs-Zentrum, denn sie stärkt das digitale Interesse, das Wissen und die Aufgeschlossenheit der Schulabgänger. Darauf können wir in der Berufsausbildung dann sehr gut aufbauen."