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Markus Eller über den achtsamen Umgang mit der Sprache, die Herausforderungen für sein Haus und die 900-jährige Geschichte der Benediktiner im Ort.

Von Tobias Zell 

"Ich wäre gerne ein Biber", sagte Abt Markus Eller mit einem Augenzwinkern am gestrigen Abend beim Neujahrs-Empfang der Pfaffenhofener Kreis-CSU. Denn diese Tiere dürften bauen und Bäume fällen, wie sie wollten. Der Ordensmann als Hausherr war zugleich der Hauptredner bei der Veranstaltung, die diesmal im Wittelsbacher-Saal des altehrwürdigen Klosters von Scheyern stattfand. Es sei ein Privileg, in einem solchen Gebäude leben und arbeiten zu dürfen, sagte er – aber auch eine Last, es unterhalten zu müssen. In wohl gewählten Worten, aber unmissverständlich, übte er Kritik an manch weltlicher Regelung und an den zuständigen Behörden.

 

Es gebe "viele Schützer", denen man mitunter "schutzlos ausgeliefert" sei, beklagte der Abt und ließ in seinen Ausführungen keinen Zweifel daran, dass zum Beispiel Vorgaben in Sachen Datenschutz, Arbeitsschutz und Umweltschutz – er nannte noch etliche weitere Bereiche – manches nicht gerade einfacher machen. Wenngleich das alles seine Berechtigung habe. Denkmalschutz und Brandschutz verhielten sich wie Feuer und Wasser zueinander. Vielleicht müssten Mönche unter Artenschutz gestellt werden, befand der Abt mit Blick auf die offenbar recht komplizierten Rahmenbedingungen.

Seine für nicht wenige Zuhörer wohl durchaus überraschenden Einlassungen sind indes auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass Klöster – wie er betonte – entgegen der verbreiteten Meinung eben keine Kirchensteuer bekommen. Das Kloster Scheyern erhalte lediglich dann Geld von der Diözese, wenn es für das Bistum – etwa in personeller Hinsicht oder durch die Überlassung von Räumen – bestimmte Leistungen erbringe. 

Das Kloster Scheyern aus der Vogelperspektive (Archivfoto: GFS-Film / Ebensberger).

In seinem Vortrag blickte der Abt aber vor allem auf die 900-jährige Geschichte der Benediktiner in Scheyern, die heuer nicht nur Anlass zu Feierlichkeiten bietet, sondern auch in einem Buch beleuchtet werden soll. "Geschichte ist ein Auf und Ab", sagte Markus Eller. Die Zahl der Mönche in dem Kloster schwankte über die Jahrhunderte zwischen 75 und gerade mal drei – aktuell seien es elf. Nach dem Selbstverständnis der Benediktiner seien die Mönche Beschenkte von Gott. Das sei Grund zur Dankbarkeit, nicht aber für Überheblichkeit. Die Mönche versuchen demnach Segen zu sein und Segen weiterzugeben.

 

Auch an die Adresse der zahlreichen Politiker, die sich unter den rund 300 Gästen befanden, erklärte der Abt, er sehe mit Sorge, mit welchen Worten Menschen zuweilen um sich werfen – quer durch die Gesellschaft. Man dürfe hart in der Sache sein, aber nicht vergessen, dass man immer einen Menschen vor sich habe. Niemandem, so unterstrich er, dürfe etwas abgesprochen werden – nur zugesprochen. Man könne durch Worte ermutigen, aber auch aufhetzen, warnte er und mahnte eindringlich zur Achtsamkeit im Umgang mit der Sprache.

Abt Markus Eller sprach gestern beim CSU-Empfang vor rund 300 Gästen.

Der Kloster-Vorsteher verwies in diesem Zusammenhang auch auf das Grundgesetz, insbesondere auf Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Das seien nicht nur schöne, sondern wichtige Worte. Weitere Gedanken aus seiner vom Publikum mit großem Applaus bedachten Rede: Wer das Wort "danke" nie über die Lippen bringe, der werde wohl kein dankbarer Mensch werden. Nur wer die Geschichte kenne, habe eine Zukunft. Und, anlässlich des Neujahrs-Empfangs: Ein neues Jahr bedeute nicht, überall von vorne anzufangen.

Einen ausführlichen Bericht zum CSU-Empfang mit einer Zusammenfassung aller Rede-Beiträge lesen Sie hier: Amen, ich sage Euch


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