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Warum Uschi Nowak ihr ganzes Leben dem Orientalischen Tanz verschrieben hat 

Von Michael Schmatloch 

Wenn man sie so ansieht, ihre braunen, mandelförmigen Augen oder das Profil, dann glaubt man zweifelsohne, dass sie orientalische Vorfahren hat. Hat sie aber nicht. Denn Uschi Nowak stammt aus dem Donaumoos. Zumindest ihre Eltern, die beide dort geboren sind, das Moos dann irgendwann und unabhängig voneinander Richtung München verlassen haben um sich dort kennen und lieben zu lernen.

Wäre es anders gekommen, dann wäre Uschi Nowak wohl auch kaum dem verfallen, was ihr ganzes Leben bis heute bestimmt, dem Bauchtanz. Denn im München der 80er Jahre sah sie diese Form des Tanzes in irgendeinem Lokal zum ersten Mal. Und war sofort fasziniert.

So fasziniert, dass sie zusammen mit einer Freundin sofort Unterricht nahm bei jener Tänzerin. „Wir sind in deren Wohnzimmer rumgehüpft“, beschriebt sie die Anfänge ihrer Karriere als orientalische Tänzerin, die sie in die USA, nach Marokko, in die Schweiz,  nach Finnland ebenso geführt hat wie immer und immer wieder nach Ägypten.

In der arabischen Welt wird der Tanz Raqs Sharqi  genannt. Was soviel bedeutet wie „Tanz des Ostens“. Hierzulande meint man mit dem orientalischen Tanz in erster Linie aber den ägyptischen Solotanz. An der landläufigen Bezeichnung Bauchtanz sind vermutlich die französischen Schriftsteller Émile Zola und Gustave Flaubert schuld, die in ihren Romanen und Reiseberichten diese Tanzform als den „Danse du ventre“ bezeichnet haben.

An Zola oder Flaubert indes dachte Uschi Nowak kaum, als sie sich entschlossen hat, diese zutiefst weibliche orientalische Ausdrucksform zu ihrem Lebensinhalt zu machen. Und wohl auch kaum an die Legende von Kleopatra, die Julius Cäsar ja mit einem Bauchtanz verführt haben soll.

„Ich wollte als kleines Mädchen schon immer tanzen und auch auf die Bühne“, sagt Uschi Nowak. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sie genau das finden sollte, was zu ihren Mädchenträumen passte, den Bautanz. Mit Anfang 20 war es dann soweit.

„Was mich damals fasziniert hat, das war die verführerische Dominanz dieser Frau“, schilderte sie ihre allererste Begegnung mit jener Bauchtänzerin in München, die ihr Leben verändern und aus der zahnmedizinischen Verwaltungssekretärin Uschi Nowak die Tänzerin Ayun machen sollte.

Sie zog von München nach Ingolstadt – zurück in die alte Heimat – fand in Hassan Zaza den idealen Lehrer, der sie in Paris „ein bisserl geschliffen“ hat und ihr die erste richtige Ausbildung gab. Und nach ein paar Kursen in Eichstätt, bei denen sie zum ersten Mal als Lehrerin aktiv war, hatte ihr ihre „Hand voll Schülerinnen“ soviel Mut gemacht, dass sie 1994 in der Stollstraße ihr „Tanzstudio Oriental“ eröffnete.  „Wenn ich mir die Videos von damals anschaue, das war richtig gruselig“, meint sie heute, die sich selbst auch mit ihrer Tätigkeit als Lehrerin ständig weiterentwickelt hat. „Am Anfang war gerade mal die Miete gedeckt, erinnert sich Uschi Nowak an die Anfangszeiten, als sie selbst auch noch als Tänzerin in türkischen Lokalen in Ingolstadt aufgetreten ist. „Damals wurde das richtig gut bezahlt“, mein sie, heute machen das manche Frauen für ein Trinkgeld.“

Ihr Studio ist, obschon sie viele Schülerinnen von vier bis 66 Jahre hat, dennoch nichts, um sich eine goldene Nase damit zu verdienen. „Man kann ordentlich leben, aber reich wird man in dem Job nicht. Es braucht schon viel Idealismus.“

Dieser Idealismus hat sie seit ihrer ersten Begegnung mit dem orientalischen Tanz nie verlassen. Immer wieder reist sie nach Ägypten, um sich weiterzubilden, war auch mal mit einem Ägypter liiert und wäre einmal sogar um ein Haar auf dem Sinai von einem Scheich geheiratet worden. Unfreiwillig zwar, denn der hatte ohne zu fragen schon mal die Hochzeitsfeierlichkeiten angesetzt. Nun ja, Arabisch spricht sie ein wenig. Nur ihr Glaube an die Reinkarnation dürfte das doch etwas im Wege stehen.

Und ihr feminines Selbstbewusstsein. Denn genau das sei es, was einem der Bauchtanz vermittle und was viele ihre Schülerinnen auch suchten. „Was die Leute sehen, ist nur die Spitze eines Eisberges“, versucht sie, die Faszination dieses Tanzes zu erklären,  die den Sinn des Lebens durch Tanzen entdeckt hat.

Nicht im intellektuellen Sinn freilich sondern „es ist ein Wissen in den Zellen, das man nicht erklären kann.“ Man finde zur eigenen Weiblichkeit und entwickle ein fundamentales weibliches Selbstbewusststein, eine „Woman-Power ohne Emanzentum.“  „Es gibt nicht Besseres für Frauen, um sich selbst zu erkennen und zu sich selbst zu finden“, ist sich Uschi Nowak sicher und verweist auf die Figur der Lilith aus der sumerischen Mythologie.

Ein Mythos, der die Selbständigkeit der Frau und den Versuch der Männer umschreibt, die Frau mittels einer höheren Autorität zu unterdrücken. Später wurde Lilith auch gerne als Adams erste Frau gehandelt, in der Psychologie als Ausdruck zweier scheinbar gegensätzlicher Eigenschaften der Frau – Sinnlichkeit, Leidenschaft, Sexualität (Lilith) und Mütterlichkeit, Bescheidenheit, Folgsamkeit (Eva).

All das soll der Bauchtanz vermitteln. Er kann, er muss nicht. Denn für Uschis kleinste Schülerinnen steht da doch eher das Prinzessinnenspiel mit Schleiern im Vordergrund, für die älteren der Spaß, die Fitness. Denn es werden jede Menge Muskeln wie beispielsweise die Beckenbodenmuskulatur beansprucht, an die man normaler Weise nicht herankommt.

„Fitness, aufrechte Haltung, Anmut, Ausstrahlung und Grazie in der Bewegung, ein strafferer Körper sowie ein gesteigertes Selbstbewusstsein ergeben sich wie von selbst“, steht auf der Homepage ihres Studios.

Und das sei jungen Frauen ebenso möglich wie älteren. „Bauchtanz ist ein Wohlfühltanz“, konstatiert Uschi Nowak. Und fragt man sie, was sie in und aus ihrem Leben gemacht hätte, wäre das nicht der Bauchtanz, bleibt sie die Antwort schuldig. Um nach etwas Überlegen nachzuschieben: „Ich sehe keine Alternative zu meinem Job.“ Weitere Infos: www.ayun.de 


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