Martin Schulz (SPD), der ehemalige Präsident des Europa-Parlaments, war heute zu Besuch in Pfaffenhofen und Scheyern.
Von Alexander Kaindl
Der neue Bürgerpark von Pfaffenhofen und das historische Kloster von Scheyern. Eigentlich waren es nur zwei Locations, die SPD-Politiker Martin Schulz heute bei seinem Besuch in der Region kennengelernt hat. Dahinter steckte aber viel mehr, das Programm war von großer Symbolik geprägt. So ist der ehemalige Präsident des Europa-Parlaments jetzt Inhaber eines Anteils-Scheins der lokalen Bürgerenergie-Genossenschaft, hat mit drei Leuten vom Pfaffenhofener Jugend-Parlament einen Baum gepflanzt, weiß nun noch mehr über die Geschichte der Benediktiner und Wittelsbacher – und ließ zu guter Letzt eine weiße Friedenstaube fliegen. "Europa ist die Antwort!" – unter diesem Motto war seine Visite in der Hallertau von den Sozialdemokraten angekündigt worden.
Es war ein kurzweiliger Besuch, den Schulz heute dem Landkreis Pfaffenhofen abstattete. Der 63-Jährige war der Einladung von Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) und SPD-Kreischef Markus Käser gefolgt. Dabei stand er natürlich Rede und Antwort – sei es in Sachen Energie, Klimaschutz oder Bildung. Das große Ganze verlor er dabei nicht aus den Augen, im Kloster Scheyern brachte er seinen Kerngedanken schließlich auf den Punkt: "Natürlich bleibt der Franzose ein Franzose, der Deutsche ein Deutscher und der Pole ein Pole. Wir sind gut beraten, die einzelnen Nationalitäten in Europa zu bewahren. Wenn wir aber einzelne Situationen bestehen wollen, müssen wir gemeinsame Grundregeln definieren, an die wir uns dann auch halten."
Schulschwänzen fürs Klima?
An Regeln halten, aber vielleicht einen Kompromiss finden – dazu riet der ehemalige Bundesvorsitzende und Kanzlerkandidat der SPD auch den Vertretern des Jugend-Parlaments in Sachen Demos während der Schulzeit. Maria Cabras, Pia Huber und Modar Abo Naser von dem Nachwuchs-Gremium stellten Schulz im Bürgerpark ihre derzeitigen Initiativen vor. Neben den Aktionen zu den "Wochen gegen Rassismus" sei geplant, unter dem Motto "Fridays for Future" weiterhin zu demonstrieren. Schulz versuchte, das Dilemma zwischen Schulschwänzen und aktivem Engagement für den Klimaschutz direkt zu lösen: "Vielleicht unterbricht man den Unterricht einfach zwischen 11 und 12 Uhr und hängt diese Stunde dann hinten dran."
Zusammen mit den Vertretern des Jugend-Parlaments und dem Freundeskreis Gartenschau pflanzte Schulz dann bestens gelaunt ("Der Schulz arbeitet, eine Sensation") einen Baum. Genauer gesagt: eine Silber-Linde, wie Mario Dietrich, der Obergärtner bei den Pfaffenhofener Stadtwerken, erklärte. "Im Zuge des Klimawandels wird der Sommer trockener. Die Silber-Linde kommt damit gut zurecht, außerdem ist sie ein Bienenweide-Baum." Aber nicht nur durch diese Pflanz-Aktion ist Schulz nun quasi in Pfaffenhofen verwurzelt.
Von der hiesigen Bürgerenergie-Genossenschaft (BEG) bekam der prominente Gast nämlich einen Anteils-Schein ausgehändigt. Andreas Herschmann diskutierte mit dem Bundestags-Abgeordneten außerdem über den aktuellen Status Quo der regionalen Energie-Versorgung. Herschmann sitzt bekanntlich für die Sozialdemokraten im Pfaffenhofener Stadtrat, ist in dem Gremium der Energie- und Klimaschutz-Referent. Außerdem bekleidet er führende Positionen sowohl im hiesigen Energie- und Solarverein (ESV) als eben auch bei der BEG.
Mit dem Bus ging es dann für den Großteil der etwa 50 Teilnehmer von Pfaffenhofen zum Kloster nach Scheyern, dem einstigen Stammsitz der Wittelsbacher. Cellerar Pater Lukas führte über das Gelände und durch die historischen Mauern. "Otto I. von Scheyern war der älteste eindeutig belegbare Vorfahr der Wittelsbacher", hatte SPD-Kreischef Käser bereits vorab zum Hintergrund erklärt: Am Grab von Otto I. sollte auch die Bedeutung der Wittelsbacher als europäische Familie sowie der Benediktiner als frühe einende Kraft in Europa herausgestellt werden.
Schulz, einst selbst ein Ordensschüler, lauschte aufmerksam den Ausführungen von Pater Lukas und trug auch selbst die eine oder andere Anekdote bei. Zum Beispiel über sein besonderes Verhältnis zu Otto von Habsburg. "Wir haben uns in den ersten Monaten im Europa-Parlament unwahrscheinlich gestritten. Aus diesem Konflikt ist dann eine enge, persönliche Verbindung geworden." Der offizielle Teil endete dann mit vier weißen Tauben, die von Pater Lukas, Martin Schulz, Thomas Herker und Markus Käser in die Lüfte geschickt wurden. Als Appell für den Frieden und ein geeintes Europa. Im Mai wird das nächste europäische Parlament gewählt.
Bilder vom Schulz-Besuch:
Zur Person:
Der SPD-Politiker Martin Schulz war einst Bürgermeister der Stadt Würselen in Nordrhein-Westfalen. Von 1994 bis 2017 saß er im Europa-Parlament, dem er von 2012 bis 2017 als Präsident vorstand. Fast zwei Jahrzehnte lang war er Mitglied im Bundesvorstand und im Präsidium seiner Partei, von 2017 bis 2018 zudem Vorsitzender der deutschen Sozialdemokraten. Bei der jüngsten Bundestags-Wahl im Jahr 2017 trat Schulz als Kanzler-Kandidat für die SPD an, seine Partei fuhr damals das bis dahin schlechteste Wahl-Ergebnis in der Nachkriegs-Geschichte ein. Schulz selbst zog über die Liste in den deutschen Bundestag ein.