Die Pfaffenhofener SPD hat ihre Stadtratsliste aufgestellt und strebt zwei zusätzliche Mandate an. Überraschung des Tages: Der aktuelle CSU-Kreisrat Wolfgang Inderwies wechselt zu den Sozialdemokraten und steht auf Platz 16.
Von Tobias Zell
Die Pfaffenhofener SPD hat am Donnerstagabend im Café Royal ihre Liste für die Stadtratswahl am 16. März aufgestellt. Sie wird – wie erwartet – angeführt von Rathauschef Thomas Herker, der bekanntlich auch bereits als Bürgermeisterkandidat nominiert worden ist. Auf Platz zwei folgt Festwirtin Julia Spitzenberger vor dem Fraktionschef und hiesigen SPD-Vorsitzenden Markus Käser. Die große Überraschung ist Wolfgang Inderwies auf Platz 16. Der 43-Jährige ist (noch) CSU-Mitglied und sitzt aktuell sogar für die Christsozialen im Kreistag. Nun will er sich für die SPD engagieren. Im Profi-Sport seien solche Wechsel selbstverständlich, sagte Inderwies, der auch Vorsitzender des BC Uttenhofen ist. Jeder suche sich das Team, das am besten zu einem passe.
Bemerkenswert ist auch die Kandidatur von Michaela Herker, der Bürgermeister-Gattin, auf dem letzten Listenplatz 30. Unternehmer Fabian Stahl, der Präsident des Vereins „Lebendige Innenstadt“, tritt auf dem prominenten Platz fünf an, Tierheimleiterin Sandra Lob auf Platz 15. Alle amtierenden SPD-Stadträte stellen sich zur Wiederwahl: Neben Käser sind das Birgitt Döring (Listenplatz 6), Peter Feßl (10), Verena Kiss-Lohwasser (4), Steffen Kopetzky (9) und Adolf Lohwasser (7).
Kehrt der CSU den Rücken: Wolfgang Inderwies, der derzeit noch für die Christsozialen im Kreistag sitzt, tritt bei der Stadtratswahl für die SPD an.
Vor sechs Jahren sei man angetreten, um „für ein lebendiges Pfaffenhofen“ zu kämpfen. „Mission erfüllt, zumindest Teil eins“, lautet das Fazit des Fraktions- und Ortsvereinschefs Käser. Man habe es „geschafft, Pfaffenhofen vor dem Herzstillstand zu bewahren“, sagte er mit Blick auf die Situation, die man beim Machtwechsel im Rathaus vor fast sechs Jahren vorgefunden habe. Damals stieß der politische Newcomer Herker den Amtsinhaber Hans Prechter vom Bürgermeisterstuhl und die bunte Koalition aus SPD, FW, Grüne und ÖDP übernahm das Ruder im Stadtrat. Inzwischen habe sich viel getan und Pfaffenhofen sei mittlerweile Vorbild in Bayern, so Käser. In Erinnerung auf das SPD-Wahlprogramm von 2008 sagte er: „Jeder kann nachlesen, dass wir alles, was wir versprochen haben, gehalten haben.“
Bürgermeister Herker pries seine Partei als „Motor der bunten Koalition“ im Stadtrat. „Und wir wollen auch weiter der Motor und die Herzkammer sein.“ Die SPD möchte das bunte Bündnis fortsetzen, lässt aber zugleich keinen Zweifel daran, dass sie ihre eigene Rolle stärken will. Aktuell stellen die Sozialdemokraten neben dem Bürgermeister sechs Stadträte. Als Ziel für die Wahl am 16. März gab Käser aus: „Wir wollen zwei Mandate mehr.“ Umgerechnet in Prozente strebt die SPD seinen Worten zufolge 28 bis 29 Prozent an. „Eine Herausforderung, aber machbar“, so der Fraktionschef. Bei der Stadtratswahl im Jahr 2008 fuhr die SPD knapp 21 Prozent ein.
Rotlicht für die Roten? Nein, nur ein ungewöhnlicher Blickwinkel und ein Foto ohne Blitz gemacht: Fraktionschef Markus Käser im Café Royal bei der Aufstellungsversammlung gestern Abend.
Die Stadtratsliste der SPD wurde von den 32 anwesenden Stimmberechtigten einhellig abgesegnet. Das Durchschnittsalter der 30 Kandidaten liegt bei 41,3 Jahren. Der jüngste Bewerber ist 19, der Älteste 70 Jahre alt.
Die Stadtratsliste der Pfaffenhofener SPD:
- Thomas Herker, Bürgermeister
- Julia Spitzenberger, Festwirtin, Geschäftsführerin
- Markus Käser, SPD-Ortsvereinschef, SPD-Fraktionschef, Erzieher, selbstständiger Medienberater
- Veronika Kiss-Lohwasser, Technische Zeichnerin
- Fabian Stahl, Vorsitzender des Vereins „Lebendige Innenstadt“, Unternehmer
- Birgitt Döring, Chemielaborantin
- Adolf Lohwasser, Elektromeister
- Jan Hofbauer, Bauzeichner in Ausbildung
- Steffen Kopetzky, Künstler, Vorsitzender des Kunstvereins
- Peter Feßl, Gymnasiallehrer a. D.
- Andreas Herschmann, Diplom-Ingenieur, Vorsitzender des Energie- und Solarvereins
- Torsten Sommer, Projektmanager
- Johannes Gold, Bankangestellter
- Marianne Kummerer-Beck, Kita-Fachberaterin
- Sandra Lob, Tierheimleiterin
- Wolfgang Inderwies, Diplom-Kaufmann, Facility-Management
- Roland Sailer, Bildhauer, Diplom-Ingenieur Architektur
- Roland Leonhard, Vertriebsmitarbeiter
- Julia Berger, Veranstaltungskauffrau
- Anna-Maria Birkner, Leitung Seniorenbüro, Fachkraft für Seniorenarbeit
- Hakan Özdemir, Informatiker
- Albert Geitl, Konstrukteur i. R., Ortssprecher Walkersbach
- Iris Grund, Fachlehrerin
- Tanja Kreitmeier, Bankkauffrau
- Felix Klein, FOS-Schüler, Juso-Ortsvorsitzender
- Gerda Holzer, Diplom-Verwaltungswirtin
- Moritz Klein, Künstler
- Matthias Schneider, Software-Entwickler
- Walter Regensburer, Diplom-Verwaltungswirt o. R.
- Michaela Herker, Zahnarzthelferin
Die Listenplätze 2, 8, 14, 25 und 27 waren für Bewerber von den Jusos, also den Parteinachwuchs, reserviert. Intern hatten sich die Jusos vorab bereits selbst um die Besetzung gekümmert – die Aufstellungsversammlung segnete die Personalien ab. Um Platz acht gab es eine Kampfabstimmung, bei der sich Hofbauer mit 22:9 Stimmen gegen Gold durchsetzte. So bekam Hofbauer Rang acht und Gold wäre auf Platz 14 gekommen – doch Kummerer-Beck rückte freiwillig um einen Platz zurück, und überließ Gold Platz 13. Die entsprechenden Beschlüsse fielen ohne Gegenstimme. Als Ersatzkandidaten wurden schließlich Stefan Geitl, Sebastian Ortmann und Peter Kaeppel gewählt.
Nun beginnt für die SPD-Kandidaten die inhaltliche Vorbereitung auf den Wahlkampf sowie die Erarbeitung des Programms. Die erste Sitzung steht bereits am heutigen Freitag an. Wie berichtet, wollen die Sozialdemokraten auch mit einer groß angelegten Bürgerumfrage, die allen Haushalten zugehen soll, Impulse und Ideen sammeln. Der eigentliche Wahlkampf-Auftakt soll dann Anfang Februar stattfinden, wie Herker und Käser gegenüber unserer Zeitung bestätigten.
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