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Carina Seibert (32) wollte für die CSU auf den Chef-Sessel im Hettenshausener Rathaus. Nun kündigt sie ihren Rückzug aus der Politik und den Partei-Austritt an.

Von Tobias Zell

Für die beschauliche 2100-Seelen-Gemeinde Hettenshausen, in der nicht gerade eine Nachricht die nächste jagt, ist das ein Paukenschlag: Carina Seibert, die für die Christsozialen ins Rennen um den Bürgermeister-Posten gehen sollte und wollte, tritt doch nicht an. Das gab sie heute bekannt. Sie sei nicht bereit, das Wohl ihrer Familie durch ihre kommunalpolitischen Ambitionen zu gefährden, sagt die 32-Jährige. Sie berichtet von Anfeindungen, Ausgrenzungen und abwertenden Äußerungen – auch gegenüber ihrer achtjährigen Tochter. Zudem beklagt sie fehlenden Rückhalt aus den eigenen Reihen. Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigt sie ihren Rückzug aus der Lokalpolitik und den Austritt aus der CSU an.

Mangelnde Entschlossenheit kann man ihr wahrlich nicht vorwerfen. Bereits im April vergangenen Jahres hatte Carina Seibert ihren Hut in den Ring geworfen. Ließ keinen Zweifel daran: Sie wollte für die Christsozialen den Chefposten im Rathaus erringen. Der Ortsverband sprach sich damals schon einhellig für sie aus, erklärte sie zur Kandidatin. 

"Hettenshausen liegt mir am Herzen", sagte sie dazu gegenüber unserer Redaktion, "die Politik bereitet mir Freude und ich möchte mich um die Anliegen der Bürger und der Gemeinde kümmern – intensiv und mit frischer Energie." Freilich, die offizielle Nominierung stand noch aus. Doch die schien reine Formsache. Nun aber kommt es ganz anders.

"Schweren Herzens habe ich mich dazu entschlossen, zur Kommunalwahl im Jahr 2020 nicht anzutreten", teilte Seibert in einer persönlichen Erklärung mit, die am heutigen Abend veröffentlicht worden ist. "Für das bisher entgegengebrachte Vertrauen, die Unterstützung und die vielen positiven Gespräche" wolle sie sich ganz herzlich bedanken.

Zugleich lässt sie keinen Zweifel daran, dass sie ihr lokalpolitisches Engagement als beendet betrachtet. Dass sie ihre Bereitschaft, für die CSU als Bewerberin um den Bürgermeister-Posten anzutreten, zurücknimmt. "Die Entscheidung habe ich getroffen", erläutert sie, "weil ich meine Familie und Freunde vor weiteren verbalen Anfeindungen aufgrund meiner Kandidatur schützen möchte."

Leider habe sie seit ihrer offiziellen Ankündigung, sich um das Bürgermeister-Amt bewerben zu wollen, erfahren müssen, "dass Menschen nun nicht mehr mit mir sprechen, obwohl vorher ein ganz normaler Umgang möglich war". Sie habe ferner erlebt, "dass Menschen negativ über mich sprechen, ohne je ein persönliches Wort mit mir gesprochen zu haben".

Und sie habe erfahren, dass sie aufgrund ihres Partei-Engagements "auf öffentlichen Veranstaltungen in Hettenshausen nicht mehr erwünscht" sei. Allerdings stellt sie klar: "Mit all dem könnte ich umgehen. Gerne hätte ich mich für die Belange der Hettenshausener mit viel Engagement und Herzblut eingesetzt und meine Kritiker dabei von meiner Arbeit überzeugt."

"Dass nun aber sogar meine achtjährige Tochter aufgrund meiner Kandidatur negative verbale Erfahrungen machen muss, ist für mich in keiner Weise akzeptabel", erklärt Seibert. Ihre Tochter habe unter anderem von Ausgrenzungen berichtet sowie von abwertenden Bemerkungen über die Mama.

"Angefangen hat das alles, nachdem ich angekündigt hatte, mich um den Bürgermeister-Posten zu bewerben", sagt sie. Angesichts der Tatsache, dass sie ja noch nicht einmal offiziell nominiert sei, wolle sie gar nicht daran denken, wie sich die Situation möglicherweise noch weiter verschärft und schließlich erst in der heißen Phase des Wahlkampfs dargestellt hätte.

"Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich in mich gesetzte Erwartungen enttäuschen muss", schreibt Seibert in ihrer heutigen Erklärung. "Ich bitte aber auch um Verständnis, dass ich nicht dazu bereit bin, das Wohl meiner Familie aufgrund meiner kommunalpolitischen Ambitionen zu gefährden." 

Die Entscheidung sei ihr "trotzdem nicht leicht" gefallen, versichert sie. Gefasst habe sie ihren Entschluss kurz vor den Sommer-Ferien. Ende Juli habe sie bereits die hiesigen Parteifreunde informiert. "Es gab aus dem CSU-Ortsverband Versuche, mich umzustimmen", sagt sie. "Aber es wurde auch betont, dass es letztlich meine persönliche Entscheidung ist." 

Im Gespräch mit unserer Zeitung beklagte Carina Seibert am heutigen Abend allerdings auch den "mitunter fehlenden Rückhalt aus den eigenen Reihen". Zwar sei sie damals unmissverständlich und einhellig zur designierten Bürgermeister-Kandidatin erklärt worden. Sie habe dann aber nicht das Gefühl gehabt, dass ihre Parteifreunde immer voll hinter ihr gestanden hätten. Auch diesbezüglich zieht sie für sich die Konsequenzen.

Die 32-Jährige kündigte gegenüber unserer Redaktion ihren kompletten Rückzug aus der Kommunalpolitik an. Sie werde auch nicht für einen Sitz im Gemeinderat kandidieren, sagt sie. Vielmehr werde sie von ihren Ämtern als Mitglied im erweiterten CSU-Kreisvorstand und als Vize-Vorsitzende der Hettenshausener Christsozialen zurücktreten. Außerdem kündigt sie ihren Austritt aus der Partei an.


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