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Der hiesige Mieterbund schlägt Alarm, stellt eine Flucht ins Umland fest, fordert ein "Recht auf Heimat" und nimmt die Politik in die Pflicht. 

(ty) "Den Wohnungsmarkt in Pfaffenhofen können sich besonders junge Familien und Senioren oftmals kaum mehr leisten", erklärt der hiesige Mieterverein um seinen Vorsitzenden Johannes Gold. Er stellt eine "Flucht aus der Stadt" in die kleinen Umland-Gemeinden fest und fordert ein "Recht auf Heimat für junge Familien und Senioren".  Die Politik müsse "alle Möglichkeiten nutzen, für bezahlbaren Wohnraum in unserer Stadt zu sorgen". Mietern wird geraten, Erhöhungen überprüfen zu lassen. "Die Mieterhöhungen, die unsere Mitglieder im letzten Jahr erhalten haben, haben sich in drei Vierteln aller Fälle als unwirksam oder zumindest zu hoch herausgestellt."

Die Mietpreise bei Neuvermietungen seien in der ersten Jahreshälfte deutschlandweit um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Dies ergebe sich aus dem Immobilienpreis-Index des Verband der Pfandbriefbanken (vdp). "Der angespannte Wohnungsmarkt", so der Pfaffenhofener Mieterverein, sei aber längst nicht mehr auf die Großstädte begrenzt. Im Ballungsraum zwischen München, Ingolstadt und Augsburg sei man hier in besonderem Maße betroffen.

"Wir mussten feststellen, dass besonders junge Familien mit Kindern sich Pfaffenhofen nicht mehr leisten können, wenn sie eine größere Wohnung mit einem Kinderzimmer mehr suchen oder nach einer Eigenbedarfs-Kündigung umziehen müssen, und in die kleineren Gemeinden im Umland ausweichen", berichtet Johannes Gold, der Vorsitzende des Pfaffenhofener Mietervereins, zur Entwicklung auf dem regionalen Wohnungsmarkt: "Das gleiche gilt für Senioren, die eine barrierefreie Wohnung oder einfach eine kleinere Wohnung suchen."

Dies führte zu längeren Wegen zum Arbeitsplatz, zu Schulen und Kindergärten, zu Einkaufs-Möglichkeiten und medizinischer Versorgung. "Wir möchten, dass sich die Pfaffenhofener Pfaffenhofen leisten können und wollen ein Recht auf Heimat für junge Familien und Senioren schaffen", fasst Gold die Position des Mietervereins zusammen und fordert: "Dazu muss die Politik alle Möglichkeiten nutzen, für bezahlbaren Wohnraum in unserer Stadt zu sorgen."

Für die nächsten Jahre bestehe grundsätzlich Hoffnung für Mieter: "Die Mieten steigen nicht mehr so schnell wie die Kaufpreise", erklärt der Mieterbrund. Anders sehe es hingegen für die Bürger aus, die ein Eigenheim erwerben möchten. "Denn während Wohneigentum in den Großstädten inzwischen so teuer geworden ist, dass manche Interessenten auf einen Kauf verzichten, ziehen die Preise inzwischen im Umland der Großstädte deutlich an." Die Kaufpreise für Einfamilienhäuser in Pfaffenhofen seien gegenüber dem Vorjahr sogar um 13 Prozent geklettert, wie aus einer vom Maklerportal "Homeday" für die "Welt am Sonntag" erstellten Preisübersicht hervorgehe.

"Die gesetzlichen Rahmenbedingungen können von der lokalen Politik gestaltet werden", so der Mieterbund weiter. Für Pfaffenhofen werde im nächsten Jahr ein neuer Mietspiegel aufgelegt. Der Mietspiegel sei eine rechtsverbindliche Übersicht über die ortsübliche Vergleichsmiete, die bei Mieterhöhungen oder bei Neuvermietungen herangezogen werden müsse. Die Stadt sei allerdings nicht verpflichtet, einen Mietspiegel überhaupt zu erstellen.

Ein Mietspiegel war erstmals im Jahre 2016 von der bunten Koalition aus SPD, FW, Grünen und ÖDP  im Pfaffenhofener Stadtrat auf den Weg gebracht worden. Er muss nach den gesetzlichen Vorgaben im nächsten Jahr neu erstellt werden, sonst verliert er seine Bindungswirkung. Zuvor findet allerdings die Kommunalwahl im März 2020 statt. "Wenn einer aus der bunten Koalition ausschert oder sich die Mehrheiten im Stadtrat ändern, haben wir in Pfaffenhofen keinen Mietspiegel mehr und die Miete kann künftig ganz einfach um 15 Prozenterhöht werden", prophezeit Gold.

Was geschehen könne, wenn diese Möglichkeit zur Steuerung auf dem Immobilienmarkt nicht ergriffen werde, habe man kürzlich in Manching erleben können. "Das früher als GBW bekannte Immobilien-Unternehmen Davonia-GmbH erhöhte dort die Mieten in den letzten Jahren regelmäßig um 20 Prozent", so der Pfaffenhofener Mieterbund. "Als Begründung für die Mieterhöhungen wurden mangels eines Mietspiegels drei Vergleichs-Wohnungen herangezogen. Dem Immobilien-Unternehmen dürfte dies nicht schwer gefallen sein, denn die Davonia besitzt in Manching mehr als 500 Wohnungen."

Grundsätzlich werde Mietern geraten, Mieterhöhungen nicht einfach hinzunehmen, sondern fachkundig überprüfen zu lassen. "Die Mieterhöhungen, die unsere Mitglieder im letzten Jahr erhalten haben, haben sich in drei Vierteln aller Fälle als unwirksam oder zumindest zu hoch herausgestellt", sagt Gold und beruft sich dabei auf die Statistik des Vereins.

Der Mieterverein begrüßt indes ausdrücklich die Ausweitung des so genannten Einheimischen-Modells in Pfaffenhofen. Ein Eigenheim sei die beste Absicherung gegen steigende Mieten. "Bei den gegenwärtigen Grundstücks-Preisen können sich Normalverdiener allerdings auf dem freien Markt meist kein Wohneigentum mehr erwirtschaften." Die Kreisstadt schreibt bei der Neuausweisung von Bauland seit einigen Jahren vor, dass die Hälfte der Flächen vergünstigt für Einheimische zur Verfügung gestellt werden. Inzwischen werden nicht mehr nur Einfamilienhäuser, sondern auch Eigentumswohnungen auf diese Weise gefördert.

Darüber hinaus werden vom Mieterverein weitere Ansätze für bezahlbaren Wohnraum vorgeschlagen. Der Kreisbauhof in Pfaffenhofen befindet sich mitten in der Stadt und ist baufällig. Darin sieht Gold eine einmalige Chance. "Auf dem Gelände kann ein ganz neues Stadtviertel mit mindestens 100 Wohnungen entstehen – am besten durch kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbau", sagt er. Der Kreisbauhof und die angrenzenden Liegenschaften von THW, Hausrat-Sammelstelle und Wertstoffhof gehören dem Landkreis. Der Kreistag hat sich bereits mit dem Thema befasst und eine Machbarkeits-Studie in Auftrag gegeben.

Auch für die Pfaffenhofener City sieht der Vorsitzende des Mietervereins Handlungsbedarf: "Wir erleben in Hauptplatz-Nähe bereits Mietpreise von 1000 Euro für durchschnittlich große Wohnungen mit 60 Quadratmeter, freilich in bester Wohnlage in der Innenstadt und mit gehobenem Standard, aber noch lange keine Luxus-Wohnungen." Durch die von der hohen Nachfrage getriebenen Bautätigkeit in der Pfaffenhofener Innenstadt würden alteingesessene Mieter verdrängt, die mit den hohen Neuvertragsmieten finanziell nicht mehr mithalten könnten.

"Dass Mieter durch Luxus-Sanierungen vertrieben werden, haben wir in Pfaffenhofen zum Glück noch nicht erlebt", sagt Gold. "Das bleibt bislang den Großstädten vorbehalten. Doch ein gewisser Trend ist erkennbar." Gold regt eine Erhaltungs-Satzung für den Innenstadt-Bereich an. Damit, so führt er aus, könne in Gebieten, in denen sich eine Verdrängung der ansässigen Wohnbevölkerung andeute, die Sanierung oder Nutzungsänderung von Gebäuden genehmigungspflichtig werden. Die Genehmigung könne dann zum Beispiel von einer Mietobergrenze abhängig gemacht werden.


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