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Wie sehen die sieben Bewerber die künftige Rolle der Krankenhaus-GmbH? Hier lesen Sie ihre Antworten.

(ty) Am 15. März, spätestens aber in der Stichwahl zwei Wochen später, wird der Landrats-Posten im Kreis Pfaffenhofen neu vergeben. Sechs Männer und eine Frau gehen ins Rennen: Albert Gürtner (FW), Andreas Herschmann (SPD), Karl Huber (Bürgerliste), Thomas Neudert (FDP), Martin Rohrmann (CSU), Kerstin Schnapp (Grüne) und Claus Staudhammer (AfD). Unsere Zeitung hat allen dieselben Fragen gestellt und veröffentlicht im Rahmen einer Serie die Antworten zu jeweils einer Frage. In der zweiten Folge wollten wir wissen: "Wie sehen Sie die künftige Rolle der Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhaus-Standorten in Pfaffenhofen und Mainburg – auch vor dem Hintergrund, dass deren Millionen-Defizit aus dem operativen Geschäft alljährlich vom Kreis Pfaffenhofen zu 85 Prozent und vom Kreis Kelheim zu 15 Prozent ausgeglichen werden muss?"

Albert Gürtner (Freie Wähler):

"Ich will die Ilmtalklinik in kommunaler Hand lassen und nicht privatisieren. Mittlerweile schreiben mehr als 50 Prozent der bayerischen Krankenhäuser rote Zahlen, auch die Ilmtalklinik ist seit Jahren im Defizit. Um die regionale medizinische Grundversorgung durch das Krankenhaus sicherzustellen, wird der Kreistag auch in Zukunft Zuschüsse an die Klinik geben müssen. Das Minus sollte aber durch gezielte Maßnahmen und mitarbeiter-orientierten Führungsstil in Grenzen gehalten werden. Ziel soll ein Krankenhaus sein, das neben optimaler medizinischer Versorgung auch persönliche Betreuung leistet. Die Aufteilung des Defizits zwischen den Kreisen Pfaffenhofen und Kelheim ist für mich ein großes Ärgernis, weil hier der Kreis Pfaffenhofen deutlich zu viel bezahlt und wir Defizite, die in Mainburg entstehen, durch unsere Steuergelder bezahlen.

Ich habe bereits 2018 auf die zu hohen Zahlungen hingewiesen und eine verbesserte Aufteilung gefordert. Trotz mehrmaliger Nachfrage ist der Landrat nicht tätig geworden. Erst Ende 2019 wurde der kommunale Prüfungsverband mit der Neubewertung des Defizit-Ausgleichs beauftragt, sodass wir wahrscheinlich ab 2021 eine Neuaufteilung bekommen. Bis dahin subventioniert der Kreis Pfaffenhofen leider den Kreis Kelheim mit unseren Steuergeldern. Nach der Wahl werde ich mit dem Krankenhaus in Schrobenhausen sprechen, um zu prüfen, wie eine Zusammenarbeit sinnvoll gestaltet werden kann. Ich will die regionalen Strukturen stärken, um die medizinische Versorgung im ganzen Kreis zu verbessern."

Andreas Herschmann (SPD):

"Gesundheit ist keine Ware, Beschäftigte kein Kostenfaktor und die Ilmtalklinik jeden Cent wert. Mit der irreführenden Defizit-Rhetorik muss endlich Schluss sein. Von 55 Millionen Euro pro Jahr Umsatz werden derzeit rund fünf Millionen nicht über die Krankenkassen gedeckt. Das bedeutet rund 40 Euro pro Landkreis-Bürger pro Jahr. Ich denke, unser Kreis kann sich diesen Zuschuss in eine gute Basis-Gesundheits-Versorgung in diesem Umfang nicht nur leisten, sondern es ist schlicht unsere Verpflichtung, den Standort Pfaffenhofen in jedem Fall zu erhalten. Die Vorhaltung von Krankenhäusern ist ein wesentliches Element der Daseins-Vorsorge und keineswegs ein Gnadenakt des Staats, der zur politischen Disposition steht oder wirtschaftlichen Nützlichkeits-Erwägungen unterliegen könnte.

Zu Mainburg: Im Schnitt gibt es in Deutschland sechs Krankenhaus-Betten pro 1000 Einwohner; Pfaffenhofen hat zwei pro 1000 Einwohner. Gerade deshalb ist die Debatte über Mainburg nur eine Schein-Debatte, denn wir brauchen diesen Klinikverbund. Was wir für unsere lokale Gesundheits-Versorgung noch brauchen: eine Fachakademie für Sozial- und Pflegeberufe, um dem Fachkräfte-Mangel entgegenzuwirken, sowie eine Landarzt-Förderung und wenn nötig ein medizinisches Versorgungs-Zentrum in Bürgerhand. Außerdem Kurzzeitpflege sowie Optimierung der Notfall-Versorgung. Auf Drängen der SPD wurde bekanntlich der vierte und fünfte Rettungswagen installiert. Jetzt fordern wir 24-Stunden-Notarzt-Abdeckung an den neuen Standorten Rohrbach und Jetzendorf."

Karl Huber (Bürgerliste):

"Die Aufnahme des Krankenhauses Mainburg in die Ilmtalklinik-GmbH geschah in der guten Absicht, eng zusammenzuarbeiten und Synergie-Effekte zu nutzen. Die Krankenhaus-Landschaft hat sich jedoch in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Die ursprüngliche Strategie der nachhaltigen Stärkung beider Häuser durch die Fusion muss immer wieder kritisch hinterfragt und bei Bedarf nachgebessert werden.

Wir sind gefordert, stetig unsere Struktur an die gesetzlichen Vorgaben anzupassen und dabei eine Bewertung der Kostenverteilung vornehmen. Die Zahlen müssen dann auf den Tisch, anschließend werden wir das Ergebnis mit Kelheim besprechen und über die Zukunft der Kooperation verhandeln. Unabhängig davon ist klar, dass die Ilmtalklinik als kommunales Krankenhaus erhalten bleibt."

Thomas Neudert (FDP):

"Wir stehen zu unserem kommunalen Krankenhaus und es darf grundsätzlich auch Defizite machen. Allerdings bin ich nicht bereit, ein hohes und auch wieder wachsendes Defizit von vornherein einfach so zu akzeptieren. Als gelernter Controller will ich schon wissen, woher die Verluste genau kommen, welche Bereiche gut laufen und welche nicht. Auf dieser Basis kann dann entschieden werden, ob beziehungsweise welche Änderungen es geben soll. Dies bildet auch die Grundlage der Diskussion mit dem Kreis Kelheim, ob der 15-Prozent-Anteil am Defizit den Tatsachen entspricht.



Neben den bisherigen Aufgaben sehe ich die Ilmtalklinik zukünftig stärker im Bereich der Geriatrie tätig werden, da die Altersgruppe ab 60 Jahren in den nächsten Jahren stark wachsen wird. Es ist mir wichtig, dass gerade die ältere Bevölkerung eine qualitative hochwertige und eben lokale medizinische Versorgung bekommt."

Martin Rohrmann (CSU):

"Gesundheit ist das höchste Gut und darf nicht Spielball ausschließlich wirtschaftlicher Interessen sein. Der Erhalt und Ausbau der Gesundheits-Versorgung sowie die gesundheitliche Chancen-Gleichheit im Landkreis sind mir eine echte Herzensangelegenheit und zudem gesetzlicher Auftrag. Ich kenne die aktuelle Lage sehr genau und weiß, wie hart wir daran arbeiten müssen, die Qualität der medizinischen Grundversorgung zu halten. Kernproblemen wie Ärzte- und Pflegepersonal-Mangel werde ich unmittelbar begegnen. Hier gilt es Anreize zu schaffen, Rahmenbedingungen zu verbessern – Kita, flexible Arbeitszeiten, und so weiter – sowie das bestehende Personal nicht zu überlasten.

Die Ilmtalklinik mit ihren beiden Standorten in Pfaffenhofen und Mainburg soll für die Patienten in der Primärversorgung wie auch der Hausarzt erste Anlaufstelle sein. Vertrauen und ein gutes Gefühl stehen im Vordergrund. Gesundheit ist uns viel wert. Sofern im operativen Geschäft Verluste entstehen, sind diese zu tragen, wenngleich wirtschaftliche Verbesserungen möglich sind. Im Vergleich zu den Defizit-Zahlen umliegender Krankenhäuser sind wir gut aufgestellt und ich werbe dafür, das öffentliche Meinungsbild der Klinik aufzuwerten. Das prozentuale Verhältnis 85:15 ist nach der Wahl neu zu überdenken. Eine Aufteilung anhand der Betten-Anzahl scheint gerechtfertigt."

Kerstin Schnapp (Grüne):

"Die oft gewählte Defizit-Rhetorik wirft für mich die Frage auf, welchen Stellenwert die Klinik im Vergleich zu anderen Leistungen der öffentlichen Hand hat. Der Bau von Radwegen oder Straßen wird als Plus für Bürger und Standort gewertet. Bei der Bezuschussung von Freibädern und Kultur-Programmen sprechen wir von Mehrwert. Nur bei unserem Krankenhaus sprechen viele zuerst vom Defizit. Ich frage mich: Ist es ein Defizit für die Bürger und den Standort, wenn wir unsere Ilmtalklinik jährlich mit 40 Euro pro Einwohner unterstützen? Bei allem Verständnis für die unerlässliche betriebswirtschaftliche Betrachtung: Das Motto muss sein: Mensch vor Gewinn. Unsere Ilmtalklinik ist für mich zuallererst Teil der öffentlichen Daseins-Vorsorge und wichtiger Baustein der medizinischen Versorgung unserer Bürger. 

Bei der medizinischen Versorgung unserer Bürger gibt es neben dem Betrieb der Ilmtalklinik genug zu tun – vom Erhalt der hausärztlichen Versorgung, über die Stärkung der Hebammen, bis zu Sicherstellung des Notarzt-Dienstes. Mit Pflegeberatung und ausreichend Kurzzeitpflege-Plätzen sollten Angehörige von Pflegebedürftigen entlastet werden. So soll unseren Senioren die Möglichkeit geboten werden, möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Gleichzeitig gilt es, Angebote wie die Frühförderung in den ersten Lebensjahren auszubauen. Kurz: Es gibt, wenn es um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger geht, wahrlich besseres zu tun, als die x-te Defizit-Diskussion zu führen."

Claus Staudhammer (AfD):

"Die Attraktivität unserer Region hängt maßgeblich von einer guten medizinischen Versorgung ab. Die Landkreis-Bürger haben überwiegend kurze Wege zu den beiden Häusern. Ein nicht zu unterschätzender Standort-Vorteil für unsere Region, den es zu erhalten gilt. Mit dem Angebot der Kliniken ist zudem mehr als die Grundversorgung gesichert. Die erwirtschafteten Mittel aus dem laufenden Klinik-Betrieb werden auch in Zukunft nicht ausreichen, um Rentabilität herzustellen. Die Gelder kommen in erster Linie aus den Vergütungen über Fallpauschalen für eine medizinische Leistung. An deren Höhe bemisst sich letztendlich der Gesamterlös. Eine Verbesserung der Ertrags-Situation ergibt sich nur durch eine Erhöhung der Fallzahlen, sprich durch mehr Patienten.

Der Klinik-Neubau und damit die gesteigerte Attraktivität des Hauses in Pfaffenhofen wird sich positiv auswirken. Wenn auch erst nach der Bauphase, für die sieben Jahre prognostiziert werden. Eine geänderte Gesundheits-Politik auf Bundesebene, die den Landkrankenhäusern mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen müsste, wäre wünschenswert. Die Städte sind gut versorgt, Defizite drohen eher auf dem Land. Aktuell in 2020 und in den Folgejahren wird die große Herausforderung sein, während der Bauphase die Fallzahlen nicht absinken zu lassen. Das würde das jährliche Defizit der GmbH erhöhen. Die Idee eines Gesundheits-Zentrums in unmittelbarer Nähe zum Klinikum, eventuell mit einem Sanitätshaus, würde den Standort stärken. Mainburg hat Ähnliches mit einem medizinischen Versorgungs-Zentrum, dessen Schwerpunkt auf ärztlichen Zusatzleistungen liegt, bereits verwirklicht. Angebot schafft Attraktivität." 

Bisherige Fragen und Antworten:

Fragen an die Landrats-Kandidaten (1): Zum Auftakt geht's um Digitalisierung


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