Polizei zieht nach vielen Einsätzen ernüchterndes Fazit. Geisenfelder Inspektion will fürs nächste Jahr ein Verbot von Hochprozentigem beantragen.
(ty) Die jüngsten Faschings-Veranstaltungen haben den Beamten von der Geisenfelder Polizeiinspektion jede Menge Arbeit beschert. Das heute veröffentlichte, vorläufige Fazit ist mitunter erschütternd. Berichtet wird von unzähligen Einsätzen, von etlichen Körperverletzungs-Delikten, von einer steigenden Zahl an übermäßig alkoholisierten jungen Leuten und einer "aggressiven Grundstimmung bei den Alkoholisierten". Die Geisenfelder Polizei kündigt an, für die nächste Faschings-Saison bei den zuständigen Behörden ein Verbot von Hochprozentigem zu beantragen. Tätig werden wollen die Ordnungshüter auch gegen den mitunter ohrenbetäubenden Lärm, der von Musik-Anlagen ausging, die mit Stromaggregaten auf Faschingswagen betrieben wurden.
Am Faschings-Wochenende fanden im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen insgesamt vier Umzüge statt. Am Samstag in Münchsmünster, am Sonntag gleichzeitig in Vohburg und Baar-Ebenhausen sowie am Rosenmontag in Geisenfeld. Diese Events wurden von den Beamten der örtlich zuständigen Polizeiinspektion in Geisenfeld betreut. "Die Umzüge selbst verliefen jeweils ohne größere Vorfälle", erklärte heute ein Sprecher.
Probleme bereiteten seinen Worten zufolge allerdings die Anschluss-Veranstaltungen, "bei welchen einige Jugendliche und Heranwachsende durch übermäßigen Alkoholkonsum negativ auffielen". In einem Fall sei der Chef der Geisenfelder Polizeiinspektion, Klement Kreitmeier, verbal von einem 17-Jährigen angegangen worden. Der Jugendliche, dessen Vater angeblich ein hochrangiger Beamter bei der Bundespolizei sei, habe den Ersten Hauptkommissar darüber "belehrt", wie er einen Faschings-Einsatz zu führen habe.
Bei derVeranstaltung in Münchsmünster wurden von den Polizisten insgesamt zehn Vorfälle registriert, darunter fünf Körperverletzungs-Delikte. Unmittelbar nach dem Umzug sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen, wobei ein 42-Jähriger und ein 29-Jähriger zunächst verbal aneinander gerieten. Im Zuge des Streits verpasste der 49-Jährige laut Polizei dem Kontrahenten eine Kopfnuss. Beide seien alkoholisiert gewesen. Dem 42-jährigen Bundeswehr-Soldaten sei ein Platzverweis erteilt worden – von ihm wird noch die Rede sein.
Knapp eine Stunde später, gegen 16.50 Uhr, kam es zur nächsten Körperverletzung. "Ein Gemeinde-Mitarbeiter säuberte mit einem Laubbläser den Marienplatz, weshalb es mit einer Personen-Gruppe zum Streit kam", wird dazu berichtet. "Ein 44-Jähriger versuchte zu schlichten, woraufhin er von fünf Personen der Gruppe zu Boden gebracht und geschlagen wurde. Die Täter konnten flüchten."
Wiederum eine knappe Stunde später gab es eine Auseinandersetzung zwischen einem 29-Jährigen und einem 23-Jährigen, bei welcher der ältere den jüngeren Mann massiv in den Würgegriff genommen habe. Obwohl hier der Sanitätsdienst dazwischen gegangen sei, habe der Beschuldigte dem am Boden liegenden Opfer noch einen wuchtigen Faustschlag ins Gesicht verpasst. Die beiden Beteiligten seien mit 1,9 beziehungsweise 1,44 Promille stark alkoholisiert gewesen.
Fünf Minuten später mussten die Beamten die nächste Straftat aufnehmen. Ein 15- und ein 16-Jähriger hatten den Angaben zufolge einen 19-Jährigen um Zigaretten angebettelt. Nachdem dieser das Ansinnen verweigert habe, "verpassten die beiden Jugendlichen dem 19-Jährigen Faustschläge ins Gesicht". Das Opfer sei schwer verletzt worden, wurde in ein Klinikum gebracht. "Alle drei Beteiligten standen unter Alkohol-Einfluss", heißt es dazu.
Gegen 18.15 Uhr folgte ein weiteres Aggressions-Delikt. "Hier versetzte ein unbekannter Täter im Barzelt einem mit 2,14 Promille stark unter Alkohol-Einfluss stehenden 22-Jährigen einen Kopfstoß." Der junge Mann musste vor Ort vom Sanitätsdienst behandelt werden.
Außerdem seien noch weitere Einsätze der Polizei nötig gewesen. Unter anderem musste der zuvor genannte 42-jährige Soldat in Sicherheits-Gewahrsam genommen werden, "da er dem ausgesprochenen Betretungs-Verbot nicht nachkam und auf der Veranstaltung erneut für Stress sorgte". Der Mann sei schließlich in einer Zelle arrestiert worden.
In der Tassiolostraße habe ein Unbekannter eine Bierflasche gegen die Heckscheibe eines geparkten Pkw geworfen, wodurch diese zerbrach. Die Bierflasche wurde im Fahrzeug-Inneren sichergestellt. Auf ein abgestelltes Streifenfahrzeug der Polizei habe ein unbekannter Täter ein Hakenkreuz gemalt.
Weniger spektakulär ging es aus polizeilicher Sicht in Vohburg zu. Die Beamten verzeichneten hier lediglich einen Fall von Körperverletzung. "Ein 35-Jähriger legte sich mit einer Gruppe von jungen Frauen an. Als diese ihn wegschubsten, schlug er einer 18-Jährigen mit dem Handrücken ins Gesicht." Dem 35-Jährigen sei ein Platzverweis erteilt worden, das Opfer musste vom Sanitätsdienst behandelt werden. Die Beamten stellten aber "auch bei dieser Veranstaltung eine Vielzahl von übermäßig alkoholisierten Jugendlichen und Heranwachsenden fest", erklärte ein Sprecher.
Wie bereits berichtet, war es während des Faschings-Umzugs in Vohburg zu einem Vorfall mit einem offenbar altersbedingt verwirrten 86-jähriger Pkw-Lenker gekommen. Nur glücklichen Umständen war es aus Sicht der Beamten zu verdanken, dass es hier nicht zu einem größeren und folgenschweren Unfall kam. "Der Mann steuerte auf den Faschings-Umzug zu und hielt offenbar nur an, da der der Umzug letztlich durch ein Schwerfahrzeug des Bauhofs Vohburg abgesichert wurde". Lesen Sie dazu einen ausführlichen Bericht: Pkw-Lenker (86) sorgt für gefährliche Situation beim Faschingszug in Vohburg
Wenngleich nicht im Ausmaß von Münchsmünster, so musste die Polizei nach eigenen Angaben auch bei der Veranstaltung in Baar-Ebenhausen drei Körperverletzungs-Delikte aufnehmen. Beim Faschings-Treiben in der Geisenfelder Straße verpasste – so wird dazu erklärt – eine 19-Jährige einer 21-Jährigen und einer 25-Jährigen jeweils einen Fußtritt ins Gesicht. Beide Opfer erlitten jeweils leichte Schnittverletzungen im Gesicht, alle Beteiligten waren alkoholisiert.
Gegen 20.15 Uhr wurde auf dem Dorfplatz ein 16-Jähriger von einer Gruppe Jugendlicher geschlagen. Bei der Rauferei habe er mehrere Faustschläge gegen den Kopf kassiert und sei mit Verdacht auf eine Augenhöhlen-Fraktur in ein Klinikum eingeliefert worden. Die fünf Beschuldigten im Alter zwischen 15 und 18 Jahren seien der Polizei namentlich bekannt. Offenbar von derselben Gruppe sei ein 17-Jähriger angegangen worden. Er sei wegen seiner erlittenen Verletzungen im Klinikum in Ingolstadt vorstellig geworden. Der Tathergang sei noch unklar.
"Anfängliche Gerüchte über eine Messerstecherei haben sich bisher nicht bestätigt", erklärte die Polizei heute. Neben zahlreichen weiteren übermäßig alkoholisierten Jugendlichen und Heranwachsenden sei insbesondere eine 19-Jährige aufgefallen. Sie musste sich laut Polizei aufgrund ihrer Alkoholisierung mehrmals übergeben und war zeitweise nicht mehr ansprechbar. "Eine Behandlung vor Ort durch den Notarzt war erforderlich. Die junge Frau wurde schließlich ihrem Vater übergeben."
Die Faschings-Veranstaltung in Geisenfeld am gestrigen Rosenmontag verlief aus polizeilicher Sicht "weitestgehend in geordneten Bahnen". Unmittelbar nach dem Umzug mussten die Gesetzeshüter einen Streit schlichten, nachdem eine 58-jährige Frau einige Besucher von hinten beim Urinieren fotografiert habe.
Bei einem weiteren Zoff kam es schließlich zu einer Körperverletzung. Einem 16-Jährigen sei von einem Unbekannten mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Der Täter konnte unerkannt flüchten. Schließlich wurde gegen 18.40 Uhr ein 27-Jähriger mit einem Verkehrsschild unterm Arm von den Beamten ertappt. "Offenbar hatte er sich einen Spaß erlaubt", so die Vermutung der Gesetzeshüter. Bei der zuständigen Staatsanwaltschaft wird dieser Vorfall als versuchter Diebstahl gemeldet.
Fazit der Polizei und Folgen
"Von allen Einsatzkräften wurde über eine steigende Anzahl von übermäßig alkoholisierten Jugendlichen und Heranwachsenden berichtet", fasste ein Sprecher der Geisenfelder Polizeiinspektion heute zu den erwähnten Faschings-Veranstaltungen zusammen. Auffallend sei vor allem "eine aggressive Grundstimmung bei den Alkoholisierten" gewesen. Diese dürfte aus Sicht der Polizei weitestgehend auf hochprozentigen Alkohol zurückzuführen sein. Die Polizeiinspektion Geisenfeld wird deshalb laut heutiger Mitteilung für die nächste Faschings-Saison bei den zuständigen Genehmigungs-Behörden ein Verbot von Hochprozentigem beantragen.
Außerdem seien nicht nur von den Einsatzkräften, sondern auch von der Bevölkerung zahlreiche negative Stimmen "hinsichtlich der überdimensionierten Lautstärke einzelner Faschingswagen" zu vernehmen gewesen. "Vereinzelte Gruppen drehen ihre Musik-Anlagen, für welche regelmäßig Stromaggregate mitgeführt werden, ohrenbetäubend laut." Die Polizei will diesbezüglich versuchen, "für die Zukunft eine vernünftige Lösung anzustreben".