Von Breitband-Ausbau, 50 000 Bäumen und Gratis-Stadtbus über Hauptplatz-Durchfahrt, Kita-Gebühren und Parkhaus-Bau bis Trabrennbahn und Wohnungen.
(ty) Pfaffenhofen wird auch weiterhin von einer bunten Koalition um Bürgermeister Thomas Herker (SPD) regiert. Und dieses Bündnis, das in den vergangenen zwölf Jahren aus SPD, FW, Grünen und ÖDP bestanden hatte, wird durch die Wählergruppe GfG ("Gemeinsam für Gemeinwohl") sogar noch um eine Farbe reicher. Die 20 Akteure trafen sich am gestrigen Mittwoch im Bürgerpark, um das Koalitions-Papier zu unterzeichnen. Darin stehen die vereinbarten Handlungsfelder und Projekte für die nächsten sechs Jahre. Unter anderem: Herausnahme des Durchgangs-Verkehrs am Hauptplatz, Intensivierung der Verkehrs-Überwachung, Breitband-Ausbau bis zum letzten Hof, mehr Kita-Personal, 400 weitere bezahlbare Wohnungen und ein neues Parkhaus.
"So bunt wie Pfaffenhofen, vereint die bunte Koalition unterschiedliche Personen und Positionen zu einem gemeinsamen Ziel: unsere Heimatstadt zukunftsfähig zu machen, vital, handlungsfähig und lebenswert zu erhalten. Jedes Mitglied bringt hierfür andere Kompetenzen mit und ein – ein Spiegelbild der Stadtgesellschaft", heißt es in der Präambel der gut 20-seitigen Vereinbarung.
Die Herausforderungen der Zeit könnten nur alle gemeinsam meistern. "Zeitgemäße Entscheidungen müssen getroffen und dann auch umgesetzt werden." Hierfür wolle man die erfolgreiche bunte Koalition, nun erweitert um die GfG, fortsetzen. Für die GfG hat bekanntlich Manfred "Mensch" Mayer erneut den Einzug ins Ratsgremium geschafft.
"Rund 150 Projekte und Maßnahmen zu allen stadtpolitischen Handlungsfeldern" haben die Koalitionäre nach eigenem Bekunden in mehr als 30 Video-Konferenzen für die nächsten sechs Jahre formuliert und sich zur Umsetzung vorgenommen. Dem unserer Redaktion vorliegenden Koalitions-Papier zufolge soll zum Beispiel das Stadtbus-Fahren weiterhin kostenlos bleiben und das System obendrein ausgeweitet werden.
Radfahrer sollen künftig in Pfaffenhofen noch sicherer unterwegs sein; konkret genannt werden in diesem Zusammenhang – wo möglich – Sicherheits-Streifen und Geschwindigkeits-Begrenzungen für Pkw. Noch in diesem Jahr soll in der Kreisstadt ein Nachhaltigkeits-Beirat eingeführt werden.
Die Park-Kapazitäten am Altstadt-Ring sollen durch die Errichtung eines Parkhauses auf dem Urbanus-Brauerei-Gelände verdoppelt werden – mit unterirdischem Direkt-Zugang zum Oberen Hauptplatz – sowie durch die Erweiterung der Sparkassen-Tiefgarage unter dem momentanen Sparkassen-Parkplatz. Das Projekt der "Öko-Modell-Region" soll ausgeweitet, die so genannte Boden-Allianz fortgeführt werden.
Zusammen mit dem Landkreis und den Sozialdiensten soll ein "Sozialkaufhaus" realisiert werden. Zur Versorgung von Schulen und Kitas soll eine regionale Frischeküche eingerichtet werden. Bemerkenswert ist auch: Die Kita-Gebühren sollen in den nächsten sechs Jahren nicht erhöht werden. Und in den städtischen Wäldern sollen um die 50 000 klima-resistente Bäume nachgepflanzt werden.
Auf dem legendären Trabrennbahn-Gelände soll ein "innovatives Wohn(Stadtquartier)" entwickelt werden. Die örtliche Gastronomie will die bunte Koalition durch den Verzicht auf etwaige Stellplatz-Forderungen fördern. Neue Wohnformen, zum Beispiel Tiny-Häuser, sollen ermöglicht werden. Die städtisches Musikschule soll um "Kunstpädagogik" erweitert werden.
Für das "Haus der Begegnung" am Oberen Hauptplatz soll es ein neues Konzept geben, die Stocker-Maschinenhalle soll als Kulturdenkmal vor dem Abriss bewahrt und für die Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden. Für Mountainbiker sollen legale Trails ausgewiesen werden, die Errichtung einer neuen Boulder-Halle soll gefördert werden.
Begegnung auf Augenhöhe ist nach eigener Darstellung das Erfolgsrezept der bunten Koalition. "Wir wollen jede Entscheidung gründlich analysieren, die verschiedenen Positionen sammeln und abwägen." Bei aller Unterschiedlichkeit solle im Ergebnis eine gemeinsame Linie verfolgt werden, in der sich jede Gruppierung wiederfinde, ohne dass Unterschiede verschwimmen.
Die Corona-Pandemie sei eine Zäsur, die viele Gewissheiten und Gewohnheiten auf den Prüfstand stelle. Auch die Stadtpolitik müsse sich darauf einstellen und, wenn nötig, umstellen. Nicht nur in finanzieller Hinsicht müssten die Folgen genau im Blick behalten werden. "Priorität haben hier für uns die Nachhaltigkeit mit Anpassung an die Folgen des Klimawandels und der soziale Bereich, unter anderem der Wohnraum."
Mitglieder der künftigen bunten Koalition:
SPD:
- Thomas Herker (Bürgermeister)
- Markus Käser
- Julia Spitzenberger
- Verena Lohwasser-Kiss
- Adolf Lohwasser
- Andreas Herschmann
- Marianne Kummerer-Beck
- Sandra Lob
Grüne / ÖDP:
- Roland Dörfler
- Kerstin Schnapp
- Theresa Stumpf
- Günter Helmbrecht
- Reinhard Haiplik
- Richard Fischer
Die Mitglieder des bunten Bündnisses am gestrigen Mittwoch im Pfaffenhofener Bürgerpark bei der Unterzeichnung des Koalitions-Papiers.
Freie Wähler:
- Andreas Kufer
- Max Hechinger
- Max Knorr
- Peter Heinzlmair
- Mathias Breitner
GfG:
- Manfred "Mensch" Mayer