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Der CSU-Politiker und Landwirtschafts-Experte wollte ehrenamtlicher Biber-Beauftragter werden. Doch das Landratsamt ließ ihn abblitzen. Auf "ehrverletzende" Weise, wie er findet.

(ty) Max Weichenrieder sollte bekanntlich am vergangenen Montag in der Sitzung des Pfaffenhofener Kreistags die goldene Ehrenmedaille des Landkreises erhalten – für sein langjähriges kommunalpolitisches Wirken. Doch der CSU-Politiker lehnte die Annahme dieser Auszeichnung, zumindest vorläufig, ab. Wie berichtet, war er zu einem kurzen Statement ans Rednerpult gekommen, hatte dabei den Grund seiner Verärgerung aber nur angedeutet. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt er jetzt, warum er sauer und enttäuscht ist. Er wollte nämlich Biber-Beauftragter werden, doch die schriftliche Begründung für die Abfuhr aus dem Landratsamt hat in persönlich sehr getroffen. Er sieht sich in seiner Ehre verletzt. Pikant: Weichenrieders Parteifreund, der ehemalige Landrat Martin Wolf (CSU), spielt dabei keine unbedeutende Rolle.

Kreisrat Max Weichenrieder aus dem Wolnzacher Ortsteil Stadelhof hatte in der konstituierenden Sitzung des künftigen Kreistags für eine handfeste Überraschung gesorgt, als er die goldene Ehrenmedaille nicht entgegennahm. Der bekannte CSU-Mann und frühere Landtags-Abgeordnete verwies in einer kurzen Erklärung sinngemäß auf eine für ihn noch nicht geklärte Angelegenheit. Deshalb lehne er die Annahme der Medaille vorerst ab, ließ er wissen.

Der neue Landrat Albert Gürtner (FW) – in dieser Sitzung erst zum neuen Kreischef vereidigt worden – bedauerte, dass Weichenrieder die Ehrung ablehnte. Die monierte Angelegenheit gehe auf Ex-Landrat Wolf zurück und sei aktuell in Prüfung, so Gürtner. Er hofft nach eigenen Worten auf ein Sechs-Augen-Gespräch, um die Sache auszuräumen. Wolf wurde übrigens in dieser Sitzung mit der besagten goldenen Ehrenmedaille bedacht und außerdem zum Altlandrat ernannt.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Weichenrieder die Hintergründe aus seiner Sicht: Demnach hatte er sich im Dezember 2018 auf eine Ausschreibung des Landratsamts hin (wir berichteten) beworben. Die Behörde suchte Ehrenamtliche, die die Untere Naturschutz-Behörde in Sachen Biber-Management unterstützen. Gefragt waren, so wurde explizit erklärt, bevorzugt Interessenten mit land- und forstwirtschaftlichem, jagdlichem oder naturschutz-fachlichem Hintergrundwissen. Die Berater sollten – so hieß es weiter – sowohl Bürger als auch Landwirten "durch Aufklärung, Beratung und Information vor Ort helfen, bei Problemen Lösungen zu finden".

Zu den Aufgaben gehöre es, Schäden aufzunehmen, zu dokumentieren und diese an die Untere Naturschutz-Behörde weiterzuleiten, Maßnahmen freizugeben oder auch die Notwendigkeit eines Fanges abzuschätzen. Dabei sei es wichtig, "die berechtigten Belange des Naturschutzes und der Landnutzer gerecht abzuwägen". Biber-Berater sollten "gleichermaßen Verständnis für die Situation der Landwirte aufbringen und in der Lage sein, die Bedeutung des Bibers für den Naturhaushalt zu vermitteln". Daher seien Kenntnisse und Erfahrungen in beiden Bereichen von Vorteil.

 

Zu Weichenrieders Kenntnissen und Erfahrungen ist zu sagen: Er war nicht nur jahrzehntelang der Pfaffenhofener Kreisobmann im bayerischen Bauernverband (BBV), sondern auch oberbayerischer BBV-Präsident. Aktuell ist er unter anderem Vorsitzender des Landesverbands der bayerischen landwirtschaftlichen Wildhalter und Jäger. Zurück zur seiner Bewerbung als Biber-Berater: Nach einer Gesprächsrunde, die Ende April vergangenen Jahres in der Pfaffenhofener Kreisbehörde stattfand, erhielt der Landwirtschafts-Experte dann Anfang Juni ein Schreiben aus dem Landratsamt, in dem ihm eine unmissverständliche Abfuhr erteilt wurde.

In dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, heißt es unter anderem, dass es für Biber-Berater bei einem so kontroversen Thema, wie dem Umgang mit dem Biber, jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung darstelle, "im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und unmittelbar dem Menschen dienender Bodennutzung für einen gerechten Ausgleich im Einzelfall zu sorgen und die gefundene Lösung zu vermitteln". Die für Weichenrieder entscheidenden Formulierungen folgen im nächsten Absatz des Schreibens.

"Eine solche Lösung kann nur auf der Basis der aktuellen Richtlinien zum Biber-Management tragfähig sein. Daher haben wir ein besonderes Interesse daran, dass sich unsere Biber-Berater klar dazu bekennen", heißt es aus dem Landratsamt. "Wer bei seiner Tätigkeit und bei allem Bemühen um praktikable und möglichst unbürokratische Vorschläge zur Akzeptanz-Förderung mit seinen Lösungen die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht einhält, handelt nicht im Sinne des gesetzlichen Auftrags." Und weiter: "Ein solch klares Bekenntnis zum Biber-Management ließen Sie bei unserer Auswahl-Gesprächsrunde leider vermissen, weshalb wir Ihnen keine Position als Biberberater anbieten können."

Das Schreiben aus dem Amt schließt mit dem Hinweis, dass von den Biber-Beratern "Loyalität gegenüber unserem behördlichen Auftrag zur Umsetzung des bayerischen Biber-Managements im Rahmen des Artenschutzes" gefordert werde. Bei Weichenrieder hatte man in dieser Frage offenbar Zweifel. "In der Diskussion wurde deutlich", hielt man ihm vor, "dass Sie sich vor allem als Vertreter einer bestimmten Interessens-Gruppe positionieren wollen." Nachdem dies "nicht mit der Mindest-Anforderung der Neutralität vereinbar" sei, müsse man ihm "leider mitteilen, dass eine Aufnahme in das Team der Biberberater für Sie nicht in Frage kommt".

Weichenrieder erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass Formulierungen in dem Schreiben für ihn "ehrverletzend" seien. In einem Antwort-Brief habe er bereits darum gebeten, ihm mitzuteilen, aufgrund welcher von ihm getroffenen Äußerungen man dazu komme, zu behaupten, er würde rechtliche Rahmenbedingungen nicht einhalten.

Entrüstet ergänzt der frühere CSU-Abgeordnete, dass er sich in langjähriger politischer und ehrenamtlicher Tätigkeit nie etwas Derartiges habe zu Schulden kommen lassen. Und versichert, niemals von jemandem verlangt zu haben oder verlangen zu wollen, rechtliche Rahmenbedingungen nicht einzuhalten. Seine Loyalität sei nicht in Zweifel zu ziehen, stellt Weichenrieder klar. Niemand könne ihm mangelnde Loyalität unterstellen.

Und jetzt? "Ich erwarte, dass diese Unterstellungen zurückgenommen werden", sagt Weichenrieder. Er habe außerdem von der damaligen Abteilungs-Leiterin, die für das besagte Schreiben verantwortlich gezeichnet hatte, eine Entschuldigung verlangt. Ferner will er betont wissen, dass ein ehrenamtlicher Biber-Berater keine Entscheidungen treffe, sondern lediglich beratende Funktion habe. "Die Untere Naturschutz-Behörde im Landratsamt hat das letzte Wort!" 

 

Biber-Berater müssten, so Weichenrieder weiter, zudem nach einem entsprechenden Lehrgang an der bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege bei einer Prüfung ihre Sachkenntnis unter Beweis stellen. Weichenrieder findet: Eine endgültige Entscheidung über die Eignung eines Bewerbers als Biber-Berater sollte der vom Freistaat Bayern getragene Bildungs- und Forschungs-Einrichtung vorbehalten sein.

Er hoffte nach eigenem Bekunden schon damals auf "Rehabilitation" – und gleichzeitig auf die Unterstützung seines Parteifreunds Martin Wolf, der damals ja noch Landrat war. Doch Weichenrieder blieb enttäuscht zurück. "Es gab zwar ein Gespräch mit Landrat Wolf und der Juristin des Landratsamts", berichtet er, "doch dabei stellte sich Wolf voll hinter die Aussagen seiner Verwaltung und wollte diese weder relativieren noch zurücknehmen".

Die in dem Behörden-Schreiben getroffenen Aussagen über sich will Weichenrieder jedenfalls so nicht stehen lassen – auch wenn es nun einen Wechsel an der Spitze der Kreisbehörde gegeben hat. "Für mich ist die Angelegenheit auch mit einem neuen Landrat nicht aus der Welt", erklärt er unserer Redaktion. Denn: "Die unberechtigten Vorwürfe bleiben ja weiterhin bestehen."

Dies war seinen Worten zufolge nun auch der Grund dafür, dass Weichenrieder die goldene Ehrenmedaille des Landkreises Pfaffenhofen am vergangenen Montagnachmittag nicht annehmen wollte. Es komme jetzt auf Albert Gürtner als neuen Landrat an. Beziehungsweise darauf, ob der die Einschätzung seines Vorgängers teile oder eben nicht. Bis zur nächsten Sitzung des Kreistags – sie ist terminiert für den 13. Juli – soll der besagte Vorgang nach Erkenntnissen von Weichenrieder nun behördenintern geprüft werden.

Weichenrieder nach seinem kurzen Statement im Kreistag.

Erstmeldung zum Thema:

Ein Landrat, drei Stellvertreter, neuer Altlandrat und kein Gold für Weichenrieder 


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