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Überraschungen gab es heute bei der konstituierenden Sitzung des Pfaffenhofener Kreistags nur aus den Reihen der CSU.

(zel) In der konstituierenden Sitzung des künftigen Pfaffenhofener Kreistags ist am heutigen Montag der neue Landrat Albert Gürtner (FW) ebenso vereidigt worden, wie die neuen Mitglieder des Gremiums. Zum Vize-Landrat wurde erwartungsgemäß Karl Huber (Bürgerliste) gewählt. Dritte Landrätin ist fortan Elke Drack (SPD). Den neu geschaffenen weiteren Stellvertreter-Posten bekleidet Kerstin Schnapp (Grüne). Der ehemalige Landrat Martin Wolf (CSU) wurde zum Altlandrat ernannt, außerdem erhielt er die goldene Ehrenmedaille des Landkreises. Die hätte auch Max Weichenrieder (CSU) kriegen sollen – doch er lehnte deren Annahme überraschenderweise ab.

Der bisherige Vize-Landrat Anton Westner (CSU), der weiterhin als Kreisrat fungiert, übernahm die Begrüßung zu der Sitzung und setzte auch gleich zu einer rund 20-minütigen Rede in eigener Sache an. Seit bislang 36 Jahren sitzt er in dem Landkreis-Gremium, zwölf Jahre war er Vize-Landrat. Er sprach von einer "bewegenden, besonderen Zeit in meinem Leben". Mehr als drei Jahre lang führte er als Stellvertreter das Landratsamt, das dürfte seiner Ansicht nach bayern- und bundesweiter Rekord sein. Westner musste zwei Mal für längere Zeit übernehmen, nachdem der damalige Landrat Josef Schäch (damals FW) suspendiert worden war und während Landrat Martin Wolf nach einem schweren Verkehrsunfall nicht arbeiten konnte.

 

Vereidigung der neuen Kreisräte; im Vordergrund: Birgit Janecek (Grüne) aus Wolnzach, die Gattin des Bundestags-Abgeordneten Dieter Janecek. Die Sitzung fand wegen der Corona-Krise in der Turnhalle der Pfaffenhofener Realschule statt.

Er sei "mehr als ausgelastet" gewesen als Vize- und amtierender Landrat, so Westner. "Gelegentlich anstrengend, aber auch in hohem Maße erfüllend", sei diese Zeit gewesen. Man habe den Landkreis erfolgreich gestalten und entwickeln können, erklärte er sinngemäß. Er verwies auf Rankings, bei denen der Kreis ausgezeichnet abschnitt, sowie auf bemerkenswert niedrige Arbeitslosenzahlen, der Mittelstand sei ein "starkes Rückgrat" des Landkreises. Westner erinnerte aber auch an das böse Erwachen bei der geplanten Sanierung der Ilmtalklinik, an die Raffinerie-Explosion bei Vohburg und an die Geiselnahme in einem externen Landratsamt-Büro in Pfaffenhofen.

Westner war es als dem ältesten Mitglied des Kreistags dann auch vorbehalten, Albert Gürtner als Landrat zu vereidigen. Gürtner proklamierte: "Ich schwöre Treue dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Freistaates Bayern, Gehorsam den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meiner Amtspflichten, so wahr mir Gott helfe." Jetzt ist er der neue Landrat von Pfaffenhofen. Er übernehme einen wirtschaftlich gut aufgestellten Landkreis, "um den uns viele beneiden", sagte Gürtner. 

Er bedauerte, dass Abschieds-Feierlichkeiten für seinen Vorgänger Martin Wolf wegen der Corona-Krise nicht stattfinden konnten. Ein "Landrat ohne Kreistag ist ein zahnloser Tiger", meinte er und dankte deshalb den Mitgliedern des Gremiums. Den Wählern dankte er für das Vertrauen, den Parteien für einen fairen Wahlkampf, den Mitarbeitern des Landratsamts für erste positive Rückmeldungen. Sein Dank galt ferner seinem Vorgänger Wolf sowie den beiden bisherigen Landrats-Stellvertretern Westner und Josef Finkenzeller (FW). 

Gürtner unterstrich in seiner kurzen Ansprache die Bedeutung der Ilmtalklinik und signalisierte eine Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern in der Region. Corona habe gezeigt, wie wichtig eine gute Gesundheits-Versorgung und ein funktionierendes Gemeinwesen seien. Nun gehe es darum, wieder "erste Schritte in die Freiheit" zu wagen. Er mahnte aber auch zu Vorsicht und Rücksicht – eine zweite Virus-Welle dürfe nicht passieren. Es gehe zudem darum, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen sowie die regionale Wirtschaft zu unterstützen.

Der neue Landrat versprach eine "offene und transparente Politik". Er bot allen Fraktionen und Parteien an, eingebunden zu sein. Die FDP, die zwei Mandate im Kreistag errungen hat und damit formal keine Fraktion stellt, lud er ein, an den Sitzungen der Fraktions-Sprecher teilzunehmen.

Bei der Wahl der künftigen Landrats-Stellvertreter blieben Überraschungen aus. Die bunte Koalition, die sich aus Freien Wählern, Sozialdemokraten, Grünen, Bürgerliste und ÖDP im Kreistag gebildet hat und von der die CSU als stärkste Fraktion (Zahl der Sitze siehe unten) nun in die Opposition gedrängt worden ist, setzte sich mit Hilfe ihrer Stimmen klar durch. So wurde Karl Huber (Bürgerliste), ehemaliger Bürgermeister von Ernsgaden sowie vor seinem Ruhestand langjähriger Presse-Sprecher des Landratsamts und Büro-Leiter des Pfaffenhofener Landrats, zum Vize-Landrat gewählt.

 

Karl Huber bei seiner Vereidigung zum Vize-Landrat.

Huber erhielt 37 von 60 gültigen Stimmen. Auf Martin Rohrmann (CSU) entfielen 23 Stimmen. Eine Stimme war ungültig. Rohrmann, neuer Chef seiner Fraktion, war vom CSU-Kreisvorsitzenden und Landtags-Abgeordneten Karl Straub vorgeschlagen worden. "Wir bieten eine konstruktive Zusammenarbeit an", so Straub. Die Wahl von Rohrmann zum Vize-Landrat "würde auch dem Wählerwillen entsprechen", sagte er.

 

Bei der Wahl zur Dritten Landrätin setzte sich die von der bunten Koalition gewünschte Elke Drack (SPD) aus Manching gegen Birgid Neumayr (CSU) aus Manching durch – gegen die Stimmen der CSU- und AfD-Fraktion sowie von Thomas Neudert (FDP). Erstmals gibt es künftig noch einen weiteren Stellvertreter-Posten, dieser wurde heute neu geschaffen. Bekleidet wird er von Kerstin Schnapp (Grüne) aus Pfaffenhofen.

SPD-Fraktionschef Markus Käser fotografiert seinen Parteifreund Andreas Herschmann. Im Hintergrund: Reinhard Haiplik (ÖDP).

Schnapp, auch Grünen-Kreisvorsitzende, setzte sich gegen den früheren Landtags-Abgeordneten Max Weichenrieder (CSU) durch – gegen die Stimmen von CSU und AfD sowie des bisherigen Dritten Landrats Joseph Finkenzeller (FW) und dessen Fraktions-Kollegen Erich Erl. Wie berichtet, sollen laut Ankündigung des bunten Bündnisses durch die Schaffung dieses weiteren Stellvertreter-Postens keine zusätzlichen Kosten entstehen; lesen Sie dazu: Ausgerechnet in der bunten Koalition 

Durchaus bemerkenswert war, dass die Christsozialen die Notwendigkeit eines dritten Stellvertreter-Postens in Frage gestellt, dann aber mit Max Weichenrieder sogar einen eigenen Kandidaten für dieses Amt ins Rennen geschickt hatten.

Weichenrieder selbst wiederum sorgte in der Sitzung für eine handfeste Überraschung, weil er die goldene Ehrenmedaille des Landkreises, die ihm für sein langjähriges kommunalpolitisches Wirken hätte verliehen werden sollen, nicht annehmen wollte. Der CSU-Politiker verwies in einer kurzen Erklärung, für die er eigens ans Rednerpult gekommen war, sinngemäß auf eine für ihn noch nicht geklärte Angelegenheit. Deshalb lehne er die Annahme der Medaille vorerst ab.

Max Weichenrieder nach seiner kurzen Ansage im Kreistag.

Nach Informationen unserer Zeitung geht es um Weichenrieders angestrebte ehrenamtliche Tätigkeit als Biber-Beauftragter des Landkreises in der Amtszeit von Landrat Wolf. Weichenrieder war wegen Diskrepanzen nicht zum Biber-Beauftragten bestellt worden. Gürtner bedauerte, dass Weichenrieder die Ehrung ablehnte. Die von Weichenrieder monierte Angelegenheit gehe auf Wolf zurück, sie sei aktuell in Prüfung. Gürtner hofft nach eigenen Worten auf ein Sechs-Augen-Gespräch, um die Sache auszuräumen. Mittlerweile liegt dazu ein ausführlicher Bericht vor: Warum Max Weichenrieder die goldene Landkreis-Medaille abgelehnt hat

Mit der goldenen Ehrenmedaille des Landkreises geehrt wurde – unter anderem – Landrats-Vorgänger Martin Wolf. Er lenkte von 2011 bis heuer die Geschicke des Kreises Pfaffenhofen, zuvor war er ab 1996 Mitglied des Pfaffenhofener Stadtrats. Außerdem wurde ihm mit heutigem Kreistags-Beschluss erlaubt, die Bezeichnung "Altlandrat" zu führen – "aufgrund seiner vielfältigen Verdienste um den Landkreis", wie es in der Sitzungs-Vorlage heißt.

Gürtner attestierte seinem Vorgänger "großartige Leistungen als Landrat", er habe es verdient und sei würdig. Wolf habe den Kreis sehr stark geprägt und weiterentwickelt. "Die Kreispolitik wird mir fehlen", erklärte der Geehrte. Er versicherte aber, sie weiterhin zu verfolgen. Wolf war bekanntlich bei der jüngsten Wahl nicht für eine weitere Amtszeit angetreten und hatte zudem angekündigt, seine politische Karriere zu beenden.

Martin Wolf (links) bekommt die goldene Ehrenmedaille des Landkreises von seinem Nachfolger Albert Gürtner überreicht.

Künftige Sitzverteilung im Kreistag:

  • CSU: 19 Sitze (bisher: 24)
  • Freie Wähler: 12 (10)
  • SPD: 8 (11)
  • Grüne: 7 (4)
  • Bürgerliste: 5 (-)
  • AfD: 4 (-)
  • ÖDP: 3 (3)
  • FDP: 2 (2)

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