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Der Verkauf soll Anfang Juli anlaufen: Kunden bestellen via Internet und holen die Produkte dann am zentralen Ausgabeort in Pfaffenhofen ab.

(ty) Obst, Gemüse, Käse, Fleisch, Eier, Brot, Milch, Getränke und noch viel mehr – ab Juli sollen Lebensmittel und Produkte aus der Region Pfaffenhofen und aus der Hallertau direkt vom Erzeuger online und auf einem neuen "Erzeugermarkt" bezogen werden können. Das haben die Organisatoren des Vereins "Direktvermarktung Pfaffenhofener Land und Hallertau" in einer Pressemitteilung erklärt. Der erste Verkauf soll demnach Anfang des kommenden Monats starten. Rund 20 Erzeuger, Landwirte und handwerklich arbeitende Manufakturen seien schon dabei. Weitere Interessenten können sich bis 20. Juni gebührenfrei registrieren lassen und Produkte feilbieten.

 

"Nähe, Identität, Transparenz", lauten drei Schlagworte der Protagonisten. "Immer mehr Menschen sehnen sich nach Vertrauen und Regionalität, auch beim Kauf von Lebensmitteln." Vor einem Jahr hatten Erzeuger und Verbraucher den Verein "Direktvermarktung Pfaffenhofener Land und Hallertau e.V." gegründet. Nun soll über einen Erzeugermarkt ein neuer Weg zu regionalen Lebensmitteln und Produkten geebnet werden.

Eine von dem Verein durchgeführte Verbraucher-Umfrage mit rund 500 Teilnehmern aus der Region Pfaffenhofen habe die Grundlage für die Initiative geliefert: "Rund 94 Prozent Teilnehmer gaben an, lokal erzeugte Produkte online oder am Markt kaufen zu wollen", so der Verein. Rund 30 Prozent sei die regionale Herkunft wichtig, rund 15 Prozent verlangen in erster Linie nach Bioprodukten. "Rund 51 Prozent würden am liebsten beides kombinieren, also bio-regionale Produkte, einkaufen", heißt es weiter.

"Unsere Lebensmittel stammen zu 100 Prozent von bäuerlichen Erzeugern, Lebensmittel-Handwerkern und kleinen Manufakturen aus der Region", erklärt der Verein. Zwischen Herstellungsort und Verkauf lägen maximal 20 Kilometer Transportweg. So entstehe "eine sehr kurze und robuste Lieferkette" für die regionale Grundversorgung.

 

"Mit fairen Preisen kann man Wunderbares für Mensch und Natur bewirken. Heute bestimmen wenige Handelsketten und Konzerne, was täglich auf Tellern landet. Darunter leiden nicht nur Vielfalt und Qualität. Wir wollen eine Alternative bieten", sagt Barbara Weichselbaumer, Vorsitzende des Vereins und Pfaffenhofener Klimaschutz-Preisträgerin. Sie selbst will auf dem neuen Erzeugermarkt das Fleisch ihrer Doimerhof-Strohschweine anbieten.

Der Markt soll nach Angaben des Vereins etwas anders als der übliche Wochenmarkt funktionieren. "Verbraucher bestellen via Internet Lebensmittel von Erzeuger-Betrieben aus der Region und holen diese einmal pro Woche an einem zentralen Ausgabeort in Pfaffenhofen ab", erklärt Markus Käser, Gründungs-Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Bekannt ist Käser auch als Vorsitzender der SPD in Stadt und Landkreis Pfaffenhofen. Bei dem neuen Erzeugermarkt zeichnet er nach eigenen Worten für den Aufbau der digitalen Infrastruktur verantwortlich

"Wir wollen damit den Bedürfnissen einer immer größer werdenden Verbrauchergruppe gerecht werden: Bestellen wann und wo man will, möglichst schnell und unkompliziert über Handy, Tablet oder Laptop", erklärt Käser. "Es gibt keine Mitgliedsgebühren, kein Abo und keine Mindest-Bestellmengen. Wir verbinden Direktvermarktung über das Internet mit einem lokalen Abholmarkt, auf denen sich Erzeuger und Kunden persönlich treffen", fasst der Marketing-Fachmann zusammen.

Das Konzept habe Vorteile für beide Seiten: Die Verbraucher bräuchten weder Einkaufszettel noch Bargeld. "Das, was sie mitnehmen, haben sie zuvor online bestellt und bezahlt." Und die Erzeuger wüssten im Voraus genau, wie viel Ware sie mitbringen müssten. Unverkaufte Lebensmittelreste könnten so fast vollständig vermieden werden. Am Markt sollen die Erzeuger in geringfügigem Umfang auch zusätzlich Produkte anbieten können.

"Wir stellen keine No-Name-Produkte her. Der Kunde kennt mit dem Direktvermarkter den Produzenten der Lebensmittel. Wir kommen gerne mit unseren Kunden ins Gespräch", so Gründungs-Mitglied Katja Herzinger. Insgesamt bleibe so allen Parteien letztlich mehr Zeit fürs Wesentliche: dem gegenseitigen Kennenlernen und Austauschen. "Genau zu diesem unvoreingenommenen Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern müssen wir wieder kommen."

Es gebe auch viele konventionelle Landwirte, die gut mit Tier und Natur umgingen und nachhaltige Produkte herstellten, sagt Gründungs-Mitglied Sabine Kistler. Der negativen Darstellung der heimischen Landwirtschaft müssen ihrer Ansicht nach echte Lösungsstrategien, die die komplexen Zusammenhänge berücksichtigten, entgegengesetzt werden. "Ich sehe hier die Zusammenarbeit zwischen Verbrauchern und Landwirten als guten Weg."

Auf ein "weiteres Plus für die Erzeuger" weist der Bio-Landwirt Martin Müller hin: "Bei uns bestimmen die Erzeuger die Preise für ihre Produkte selbst, weil sie selbst am besten wissen, was ein fairer Preis für ihre Arbeit ist" sagt er.  Müller ist ebenfalls Gründungsmitglied des Direktvermarktungs-Vereins. Gefördert werden soll nach Angaben der Verantwortlichen vor allem die bäuerliche, kleinstrukturierte Landwirtschaft. 

Bio-Zertifizierungen seien dabei keine Voraussetzung, wird ausdrücklich erklärt. Die Organisatoren wollen es nämlich nach eigenem Bekunden schlichtweg den Kunden vor Ort überlassen, welchen Stellenwert Öko-Produkte für sie haben. "Unsere Marktschwärmer-Plattform bietet die Möglichkeit, gezielt nach Öko-Betrieben zu filtern", sagt Konny Haslbeck, Kassierin des Vereins.

Mitglieder der Pfaffenhofener Boden-Allianz oder der Öko-Modellregion werden laut Verein besonders gefördert. "Wir wollen die biologischen Produkte voranbringen. Bei vielen Klein-Produzenten sind die Anforderungen der Bio-Zertifikate jedoch nicht immer sofort erfüllbar", weiß Haslbeck. "Wir möchten ihnen zeigen, dass sich ein Umstieg lohnt, weil Konsumenten bereit sind, hier mehr zu bezahlen, und sie damit auf diesem Weg begleiten, anstatt kategorisch auszuschließen."

Interessierte Erzeuger können sich nach Angaben des Vereins noch bis 20. Juni gebührenfrei bewerben, die Kontakt-Aufnahme erfolgt per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Peter Stapel, Nachhaltigkeits-Manger der Stadt Pfaffenhofen, lobt die Initiative und dankt den Mitgliedern des Vereins. Durch ihr großes Engagement werde eine Direktvermarktung in dieser Form überhaupt erst möglich, sagt er. "Wir sehen in dem neuen Erzeugermarkt eine sinnvolle wirtschaftliche Ergänzung."

Für die Landwirte in der Region biete sich eine gute Möglichkeit, in den Direktvertrieb einzusteigen. "Besonders freut mich, dass sich Erzeuger und Kunden wieder direkt austauschen können", erklärt Stapel. "Einige Anbieter befinden sich aktuell in der Umstellungsphase, sodass wir hoffen, dass sich der Anteil der bio-zertifizierten Betriebe in absehbarer Zeit erhöht."

Der Verein "Direktvermarktung Pfaffenhofener Land und Hallertau e.V." wurde nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr von Verbrauchern und Erzeugern gegründet. Ziel und Zweck sei die Förderung der Erzeugung bio-regionaler Produkte aus dem Pfaffenhofener Land und der Hallertau sowie die Förderung der Direktvermarktung von Produkten und Lebensmitteln in der Region Pfaffenhofen. Der Verein setze sich grundsätzlich für lokale, saisonale und fair produzierte Lebensmittel ein.

Der Verein verwirkliche seine Ziele durch geeignete Maßnahmen vor allem durch Förder- und Projektarbeit, insbesondere durch wie die Koordination und Präsentation der angeschlossenen Mitglieder bei verschiedenen Handelsplattformen, die Unterstützung beim Aufbau von Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften sowie beispielsweise Öffentlichkeitsarbeit für die Idee der Direktvermarktung und regionaler Kreisläufe. Weitere Infos gibt es auf www.pfaffenhofenerland.de


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