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Die Pfaffenhofener FDP eröffnet den Wahlkampf und reitet Attacken gegen Käser und Herker, die CSU und Manfred "Mensch" Mayer. Im Wahlprogramm findet sich indes der eine oder andere Punkt, der für Aufmerksamkeit und Gesprächsstoff sorgt

Audio-Podcast: "Der CSU geht es allein um Ämter" – Rede von Bürgermeisterkandidat Viktor Kalupar 

Von Tobias Zell 

Nicht nur auf Landkreis-Ebene gibt sich die FDP angriffslustig und bissig, auch im Pfaffenhofener Wahlkampf präsentieren sich die Liberalen entschlossen und kämpferisch. Das zeigte sich heute Abend beim offiziellen Wahlkampf-Auftakt im Pfaffelbräu, zu dem 15 Leute gekommen waren. Damit fehlte zwar rund die Hälfte der 28 Stadtratskandidaten. Woran es allerdings keineswegs mangelte: An klaren Ansagen und an harscher Kritik an der Stadtführung.

So nahmen die Liberalen Bürgermeister Thomas Herker (SPD) und den hiesigen SPD-Chef Markus Käser unter Beschuss, der FDP-Ortsvorsitzende Rainer Daschner bezichtigte Manfred „Mensch“ Mayer in Sachen Hallertauer Regionalgeld der Lüge, FDP-Bürgermeisterkandidat Viktor Kalupar unterstellte der CSU, ihr ginge es einzig und allein um Posten. Und dann wurde noch das Wahlprogramm vorgestellt, das einigen Gesprächsstoff birgt: Die Umgehung als Tunnel-Lösung, kostenlose Kindergartenplätze für Familien mit einem Einkommen bis 30 000 Euro, den raschen Bau des Hallenbads und die Errichtung einer Stadthalle – auf Stelzen. Aber der Reihe nach. 

Man könne über Bürgermeister Herker ja vieles sagen, eröffnete der FDP-Chef Daschner (Listenplatz 28) den Abend – aber nicht, dass er ein besonnener Mensch sei. Das zeige sich nicht zuletzt an Herkers Facebook-Kommentaren. Die seien zwar oft schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung wieder verschwunden – „aber wir haben Screenshots“, so Daschner. Höflich und nett sei Herker, außer man sei anderer Meinung als er.

Kritik werde als Majestätsbeleidigung gesehen, unterstellte Daschner dem Bürgermeister. Und das gelte auch für Markus Käser, Pfaffenhofener SPD-Chef und Wirtschaftsreferent der Stadt. Beiden attestiert Daschner einen Politikstil, den man so nicht akzeptieren wolle. Nicht nur deshalb lautete sein Credo: „Wir haben den besseren Kandidaten.“ Der Kandidat der FDP heißt Viktor Kalupar, ist 24 Jahre alt und Jura-Student.

Viktor Kalupar, der Bürgermeisterkandidat der Pfaffenhofener FDP.

„Beratungsresistent“ sei die aktuelle Stadtregierung, wetterte Daschner weiter und unterstellte ihr folgende Sichtweise: Alles, was nicht von ihr selbst komme, sei nicht gut. Und das Motto von Bürgermeister Herker sei: „Was du heute kannst besorgen, das verschieb ganz weit raus – weil mir ist’s eh wurscht.“ Daschners Ton war kämpferisch, und wer das noch nicht so recht glauben wollte, dem sagte er klipp und klar: „Ab heute wird scharf geschossen.“ So zeigte er zum Beispiel ein Foto, das beweisen sollte, dass und wie die SPD gegen die Plakatverordnung verstoße.

Aber auch inhaltlich griff Daschner Bürgermeister Herker und die bunte Koalition scharf an. Zum Beispiel beim Thema Finanzen. Dazu heißt es auch im FDP-Wahlprogramm: „Es ist an der Zeit, eine vernünftige Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben zu finden.“ Die Entwicklung des Schuldenstands sei bedenklich. „Die gegenwärtige Stadtspitze hatte 2008 versprochen, die Verwaltungskosten zu senken. Tatsächlich sind sie in den letzten sechs Jahren um 67 Prozent gestiegen.“ Dieser Zuwachs sei deutlich stärker als durch Einwohnerzuwachs und Inflation begründet. Die FDP wolle das „wieder in vernünftige Bahnen lenken“.

Ums Geld geht es den Liberalen freilich auch beim Thema Wirtschaft. Die städtische Wirtschafts- und Service-Gesellschaft (WSP) solle eigentlich Betriebe ansiedeln und Arbeitsplätze schaffen. Aber sie „verpulvert 250 000 bis 300 000 Euro im Jahr“, schimpft Daschner – und man könne noch nicht mal sagen, ob denn auch ein Euro davon zurückfließe. Die Liberalen fordern deshalb einen öffentlichen Rechenschaftsbericht der WSP. Und außerdem sind sie der Meinung, dass sich Pfaffenhofen „geschickter und professioneller“ vermarkten muss. Die WSP, ätzt Daschner, sei „anscheinend nur da, um Hochglanzprospekte zu drucken“. Und auch der FDP-Kreisvorsitzende Josef Postel (Listenplatz 7) schlug in diese Kerbe. „Was tut die WSP eigentlich?“, fragte er und lieferte die Antwort gleich süffisant mit: Zum Beispiel sich um die Ausschilderung der Panoramawage kümmern. 

Erneute Attacke auf Manfred "Mensch" Mayer

In einem kleinen, aber heftigen Seitenhieb nahm sich Daschner dann – nicht zum ersten Mal – Manfred „Mensch“ Mayer vom Hallertauer-Regionalgeld und der neuen Wählergruppe „Gemeinsam für Gemeinwohl“ (GfG) zur Brust. Was die Gemeinnützigkeit des Hallertauer Regionalgelds angehe, „da lügt er uns an“, tönte Daschner und rechnete einen Wertverlust von 8,4 Prozent zusätzlich zur normalen Inflation vor.

Nach der Rede des Bürgermeisterkandidaten Viktor Kalupar, der die FDP als „Vernunftkorrektiv“ pries und sich selbst kurz vorstellte sprachen noch einige der Listenkandidaten, ehe Daschner dann das Wahlprogramm der Liberalen präsentierte. Und das hat es durchaus in sich. Neben den genannten Punkten zu Wirtschaft und Finanzen will die FDP zum Beispiel die Kindergartengebühren für Familien mit einem Jahreseinkommen unter 30 000 Euro abschaffen und für höhere Einkommen gestaffelt erheben. Die Rede hören Sie hier.

Beim Thema Gesundheit steht für die FDP eine leistungsfähige ärztliche Versorgung für alle Bürger im Fokus. Die dezentrale ärztliche Struktur habe sich bewährt und sei zu fördern.

„Die Stadt muss den Bau des Hallenbads beschleunigen“, steht im Wahlprogramm – und dieser Punkt liegt vielen Kandidaten besonders am Herzen, denn er wurde heute Abend mehrfach angesprochen. Unter anderem unterstrichen Stadt- und Kreisrat Franz Niedermayr (Listenplatz 2) sowie Günter Distelmaier (Listenplatz 4) die Notwendigkeit des Hallenbads. Außerdem braucht Pfaffenhofen nach Meinung der FDP eine Stadthalle. Daschner könnte sich den Bau beim Biomasse-Heizkraftwerk gut vorstellen. Er wisse natürlich auch, dass dort Hochwassergebiet sei, doch bei einem Gebäude auf Stelzen sei das überhaupt kein Problem, so der Statiker.

Umgehung als Tunnel?

Ein großes Thema im Wahlprogramm der FDP ist der Verkehr. Seit Bürgermeister Schranz habe sich die Infrastruktur in Pfaffenhofen nicht weiterentwickelt, obwohl sich die Stadtbevölkerung seither fast verdoppelt habe. Deshalb fordern die Liberalen eine detaillierte Verkehrserfassung sowie „ein vernünftiges Verkehrskonzept für den erweiterten Innenstadtbereich mit allen Zufahrtsstraßen“.


Zugleich fordert die FDP den Bau der Süd-Ost-Umgehungsstraße 2000 als Tunnel. Die höheren Kosten der Tunnelversion sind nach Ansicht der FDP durch den geringeren Eingriff in Natur und Landschaft gerechtfertigt. Außerdem erhöhe diese Version die Akzeptanz und mindere gleichzeitig die Lärmbelästigung sowie die Kosten des Grunderwerbs.


Fußgänger zum Bahnhof brauchen einen sicheren und beleuchteten Weg zum Bahnhof, findet die FDP – und zwar sofort. Außerdem machen sich die Liberalen für einen Ausbau des Radwegnetzes stark. Dazu gehöre auch die Schließung der verbliebenen Lücken des Fuß- und Radwegs entlang der Ilm im Stadtbereich. „Diesen Geh- und Radweg bevorzugen wir als beidseitig entlang der Ilm verlaufenden Weg, wo erforderlich als Steglösung“, heißt es dazu im Programm.

Die Einmündung der Anton-Schranz-Straße in die B13 bei Heißmanning erfordert aus Sicht von Daschner & Co. einen Kreisverkehr. Und ein Einsatz kleinerer Busse würde die Möglichkeiten der Netzabdeckung erweitern und damit das Busfahren für mehr Pfaffenhofener attraktiver machen.

Außerdem fordert die FDP eine Konzentration der Förderung auf regionale Künstler. „Wenn wir Künstler fördern, dann aus Pfaffenhofen und Umgebung“, betont Daschner. „Ich will keine Künstler aus Berlin fördern.“ Die städtische Musikschule sollte als Einrichtung des gesamten Landkreises gelten und allen Bürgern des Kreises zu gleichen Bedingungen zur Verfügung stehen, finden die Liberalen. Die städtische und die Kreisbücherei müsse man zusammenlegen; mit dem dadurch gesparten Geld könne man die Öffnungszeiten ausweiten. 

Desweiteren fordert die FDP eine Optimierung des Einheimischen-Modells, die energetische Sanierung aller städtischen Gebäude und die energetische Optimierung der öffentlichen Beleuchtungseinrichtungen. Die Stadt müsse bei der Förderung der Vereine noch stärker Berücksichtigen, welch wichtige gesellschaftliche Rolle diese spielten. Das Programm der Pfaffenhofener FDP für die Kommunalwahl am 16. März trägt bekanntlich den Titel "VIP-Programm", VIP steht dabei für "Vernunft in Pfaffenhofen".

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