Ilse Aigner (CSU) will sich für die durch die EADS-Umstrukturierungen bedrohten Arbeitsplätze in Manching einsetzen – es komme darauf an, eine langfristige Perspektive für die Standorte zu entwickeln
Von Tobias Zell
Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) will sich dafür einsetzen, dass es durch den EADS-Konzernumbau in Manching nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Den groß angelegten Umstrukturierungen sollen vor den Toren Ingolstadts bekanntlich bis zum Jahr 2017 gut 1000 Jobs zum Opfer fallen – das ist fast jede vierte Stelle am ehemals weltgrößten Standort von Cassidian, der in die neue Division „Airbus Defense & Space“ eingegliedert wurde.
„Der Stellenabbau an den bayerischen Standorten von EADS ist ein schwerer Schlag für die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien. Es darf keine betriebsbedingten Kündigungen geben – dafür werde ich mich einsetzen“, sagte Ministerin Aigner heute gegenüber unserer Zeitung. „Darüber hinaus kommt es jetzt darauf an, eine langfristige Perspektive für die Standorte zu entwickeln“, so Aigner weiter. „Ich bin darüber mit der Unternehmensspitze, mit Betriebsräten und Gewerkschaften im Gespräch.“
In Zusammenhang mit dem groß angelegten Konzernumbau von EADS sollen am ehemaligen Cassidian-Standort Manching gut 1000 Arbeitsplätze wegfallen. Zwar soll nach Konzernangaben zunächst versucht werden, die bis zum Jahr 2017 avisierten Stellenstreichungen durch „freiwillige Maßnahmen“ wie Frühverrentungen oder Abfindungszahlungen zu realisieren. Insider gehen allerdings davon aus, dass so wohl nur um die 600 Jobs abgebaut werden können. Am Ende wird es also wohl betriebsbedingte Kündigungen geben. Ausschließen konnte Divisions-Chef Bernhard Gerwert das, wie berichtet, bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung kürzlich nicht.
Cassidian war bislang mit rund 4400 Beschäftigten der weltgrößte Cassidian-Standort – im Zuge der EADS-Umstrukturierung soll dort jede vierte Stelle wegfallen. Die Angestellten sind schockiert und haben Angst.
"Wir haben 2013 ein hervorragendes Ergebnis erbracht und als Dank will das Management ein Viertel der Belegschaft loswerden“, schimpfte Betriebsratschef Thomas Pretzl. Bernhard Stiedl von der IG Metall forderte wie Pretzl den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen – und ein Eingreifen der Politik: „Reagiert die Politik jetzt nicht und schafft einen Rettungsschirm, wie in der Krise 2008/09 für die Beschäftigten der Autoindustrie mit der Abwrackprämie, werden die Betroffenen direkt in die Arbeitslosigkeit entlassen." Enttäuscht zeigte sich Stiedl von Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU), der den massiven Stellenabbau als „unumgänglich“ bezeichnet hatte.
„Die hohe Zahl und vor allem die Begründung für den Stellenabbau in Manching hat mich sehr getroffen und überrascht“, sagt der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU). „Es wird jetzt nicht mehr vorrangig das Heben von Synergien aus der Zusammenlegung von Verteidigungs- und Raumfahrtbereich angeführt, sondern es werden Anpassungen an die vorhergesagte zukünftige Auslastung vorgenommen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das war bisher nicht als Teil des laufendenden Restrukturierungsprogramms bekannt.“
Die aktuellen Planungen seien ein schwerer Schlag für die Beschäftigten, die Region und den Luftfahrtstandort Deutschland, so Brandl weiter. Mit diesen Arbeitsplätzen sind seiner Meinung nach national einzigartige Kompetenzen verbunden, die – wenn sie einmal verloren sind – nicht wieder hergestellt werden können. „Es besteht deswegen ein gesamtstaatliches Interesse, diese Arbeitsplätze und Kompetenzen soweit möglich zu erhalten“, betont Brandl. Die Bundeswehr werde auch in 30 Jahren noch Flugzeuge im Betrieb haben. „Ich setze mich dafür ein, dass wir diese dann auch noch in Deutschland bauen können und nicht aus dem Ausland kaufen müssen.“
Die Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Linke) sprach angesichts der massiven Streichungen von einem „Konzern, in dessen Wortschatz soziale Verantwortung nicht vorkommt“.
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