Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr veröffentlicht. Keine neue Prognose für das laufende Jahr.
(ty) Die Wacker-Neuson-Gruppe, renommierter Hersteller von Baugeräten und Kompakt-Maschinen, der einen wichtigen Standort in Reichertshofen unterhält, hat heuer im ersten Halbjahr einen Umsatz von 796,7 Millionen Euro erzielt. Dies entspricht einem Rückgang von 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Zeitraum. "Nach einem positiven Start in das Geschäftsjahr 2020 hat sich das Geschäftsumfeld im Zusammenhang mit der raschen Ausbreitung des Corona-Virus ab Mitte März sehr deutlich eingetrübt", erläutert Vorstands-Chef Martin Lehner.
"Die flächendeckenden Shutdowns stellten äußerst schwierige Rahmenbedingungen für unser Geschäft dar und führten zu Behinderungen der Lieferketten." Unterbrechungen der Baustellen-Tätigkeit der Kunden sowie die große Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie wirkten sich seinen Worten zufolge deutlich negativ auf das Investitions-Verhalten in der Branche aus. Im zweiten Quartal belief sich der Umsatz-Rückgang im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum auf 25,4 Prozent – von 385,9 Millionen auf 517,2 Millionen Euro.
Der Umsatz-Anteil der Region Europa erhöhte sich im ersten Halbjahr spürbar auf 79,3 Prozent – im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum mit 72,7 Prozent. "Da einige europäische Märkte, insbesondere die Länder Zentraleuropas, im Vergleich zur Region Amerikas weniger stark von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen waren", fiel laut Wacker-Neuson der Umsatz-Rückgang mit einem Minus von 8,8 Prozent auf 692,5 Millionen Euro vergleichsweise gering aus.
In der Bauwirtschaft zeigte sich laut Wacker-Neuson vor allem die so genannte DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) robust. Hier profitierte der Konzern nach eigenem Bekunden von seinem flächendeckenden Direktvertriebsnetz, über das den Kunden eine Vielzahl flexibler Miet-, Verkaufs- und Servicelösungen angeboten wird. "Die Auswirkungen umfassender Shutdowns in den südeuropäischen Ländern sowie in Frankreich und Großbritannien konnten hierdurch abgemildert werden", hieß es heute. "Stabilisierend wirkte auch das Geschäft mit Kunden aus der Landwirtschaft." Der Konzern steigerte seine Erlöse hier um 0,9 Prozent auf 153,4 Millionen Euro.
Der Umsatz in der von der Corona-Pandemie besonders heftig getroffenen Region Amerikas schrumpfte im ersten Halbjahr um 38,0 Prozent auf 143,4 Millionen Euro. Der Rückgang resultiere im Wesentlichen aus der stark zurückhaltenden Investitionstätigkeit von Großkunden, darunter Vermiet-Unternehmen. "Da die USA weiterhin sehr hohe Infektionszahlen verzeichnen, bleibt die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Pandemie hier besonders hoch", so der Konzern.
In der Region Asien-Pazifik ging der Umsatz in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 24,2 Prozent auf 21,9 Millionen Euro zurück. In China kamen die Auswirkungen des Corona-Virus bereits vor allem im ersten Quartal zum Tragen. Aufgrund des Lockdowns standen das chinesische Werk Pinghu sowie die chinesische Händlerorganisation zeitweise komplett still. Allerdings lief die Produktion bereits im April "wieder annähernd uneingeschränkt", sodass im zweiten Quartal ein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hohes einstelliges Wachstum erzielt werden konnte. Anders sah es in Australien aus, wo der Konzern in beiden Berichts-Quartalen zweistellig prozentuale Umsatz-Rückgänge verkraften musste.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag heuer im ersten Halbjahr bei 50,4 Millionen Euro – ein Minus von 41,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum. Die Ebit-Marge betrug 6,3 Prozent (Vorjahres-Zeitraum: 9,0). Belastet gewesen sei das Ergebnis hauptsächlich vom stark rückläufigen Umsatzvolumen sowie einer Abschreibung auf den Firmenwert des Teilkonzerns USA in Höhe von 9,5 Millionen Euro, welche im Ergebnis des zweiten Quartals enthalten sei. "Positiv wirkten eine hohe Kostendisziplin, der gezielte Abbau von Urlaub und Gleitzeit sowie erste positive Effekte aus dem noch vor Ausbruch der Corona-Krise initiierten Kosten-Reduzierungs- und Effizienz-Steigerungs-Programm." Zudem habe der Konzern angesichts des raschen Nachfrage-Rückgangs "verschiedene Modelle der Kurzarbeit" in Anspruch genommen. Im zweiten Quartal lag das Ebit bei 21,5 Millionen Euro (Vorjahres-Zeitraum 55,2 Millionen), die Ebit-Marge betrug 5,6 Prozent (10,7).
Das Finanzergebnis belief sich in den ersten sechs Monaten des Jahres auf minus 13,8 Millionen Euro (Vorjahres-Zeitraum: minus 6,4 Millionen) und war durch Währungs-Effekte in Höhe von minus 7,8 Millionen (minus 0,5 Millionen) beeinflusst. "Dabei handelte es sich im Wesentlichen um negative Effekte im Zusammenhang mit konzerninternen Verbindlichkeiten", wird dazu erklärt. "Insbesondere die deutlichen Abwertungen der Währungen einiger Länder, deren Volkswirtschaften stark von den Entwicklungen an den Rohstoffmärkten abhängen, wirkten sich hier aus." Im zweiten Quartal lag das Finanzergebnis bei minus 1,6 Millionen Euro (minus 5,3 Millionen).
Der Steueraufwand lag im ersten Halbjahr bei 13,9 Millionen Euro (25,4 Millionen), im zweiten Quartal bei 7,6 Millionen (16,3 Millionen). Dies entspricht Steuerquoten von 38,0 beziehungsweise 38,2 Prozent (31,8 / 32,7). Die Steuerquote für das zweite Quartal weiche damit von der im Rahmen der Veröffentlichung vorläufiger Zahlen kommunizierten ab (rund 51 Prozent). Hintergrund sei "eine durch den internationalen Rechnungslegungs-Standard vorgegebene Glättung von Einmal-Effekten auf das Geschäftsjahr". In diesem Zusammenhang sei auch die Steuerquote des ersten Quartals 2020 rückwirkend korrigiert worden.
Ursächlich für die im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Steuerquote seien "zum einen negative Ergebnisse von Tochtergesellschaften, auf die keine aktiven latenten Steuern gebildet werden konnten". Ebenso mussten laut heutiger Mitteilung "bestehende aktive latente Steuern zum Teil abgeschrieben werden". Des Weiteren seien die beschriebenen negativen Effekte im Zusammenhang mit konzerninternen Verbindlichkeiten sowie die Firmenwertabschreibung steuerlich nicht als Aufwand ansetzbar.
Das Periodenergebnis des ersten Halbjahres lag bei 22,7 Millionen Euro (Vorjahres-Zeitraum: 54,4 Millionen), was einem Ergebnis je Aktie von 0,32 Euro entspricht (0,78 Euro). Im zweiten Quartal betrug das Periodenergebnis 12,3 Millionen Euro (33,6 Millionen), das Ergebnis je Aktie belief sich auf
0,18 Euro (0,48 Euro).
"In Folge des signifikanten Abbaus des Vorrats-Vermögens und angesichts einer zurückhaltenden Investitionspolitik war der Free-Cashflow im ersten Halbjahr mit 92,9 Millionen Euro deutlich positiv", erklärt der Konzern. Im Vorjahres-Zeitraum hatte ein starker Anstieg des Net-Working-Capital zu einem negativen Free-Cashflow geführt (minus 184,5 Millionen Euro) geführt. In Anbetracht der Auswirkungen der Corona-Pandemie seien die Produktions-Programme der Werke frühzeitig gekürzt worden. Der Vorstand gehe davon aus, den Vorrats-Bestand trotz der angespannten Nachfragesituation bis Jahresende auf rund 500 Millionen Euro zu reduzieren.
Am 21. April hatte der Vorstand der Wacker-Neuson-Group vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Unsicherheiten bezüglich des weiteren Geschäftsverlaufs seine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zurückgenommen. "Angesichts der weiterhin nicht abschätzbaren Auswirkungen auf die Weltwirtschaftslage sowie die Absatzmärkte und Lieferketten des Konzerns, ist die Formulierung einer verlässlichen, konkreten neuen Prognose weiterhin nicht möglich", heißt es jetzt. Der Vorstand gehe jedoch davon aus, dass sich die Steuerungsgrößen Umsatz und Ebit-Marge für das Gesamtjahr 2020 deutlich unter den Werten des Vorjahres bewegen werden (Umsatz 2019: 1.901,1 Millionen Euro; Ebit-Marge 2019: 8,1 Prozent).
Der Vorstand begegne der derzeitigen Situation "mit zahlreichen liquiditäts-sichernden Maßnahmen" sowie einer Intensivierung des genannten Kosten-Reduzierungs- und Effizienz-Steigerungs-Programmes. "Daneben produzieren die Werke angesichts der derzeitigen Nachfragesituation nach wie vor mit reduzierter Kapazität", wurde heute dargelegt. Darüber hinaus würden alle Investitionsvorhaben erneut geprüft, und – wo möglich und sinnvoll – zur weiteren Absicherung der Liquidität verschoben.
Während ursprünglich Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte in Höhe von 80 bis 100 Millionen Euro geplant gewesen seien, gehe der Vorstand nun davon aus, dass diese im Geschäftsjahr 2020 bei rund 80 Millionen Euro liegen werden (Vorjahr: 89,2 Millionen). Im Bereich der Erweiterungs-Investitionen an den beiden deutschen Produktions-Standorten Korbach und Pfullendorf werden die zum Zeitpunkt des Ausbruches der Corona-Pandemie bereits begonnenen Bauarbeiten aus wirtschaftlichen Gründen fortgesetzt.
Besonderes Augenmerk lege der Konzern auf die weitere Reduktion des Net-Working-Capital. Der Vorstand gehe hier zum Ende des Jahres von einem Niveau deutlich unter dem des Vorjahres aus (811,7 Millionen Euro). "Mit dem positiven Free-Cashflow des ersten Halbjahres, dem geplanten weiteren Abbau des Net-Working-Capital, der restriktiven Investitionspolitik sowie strikter Kostenkontrolle, wird der Konzern auch im zweiten Halbjahr stets über ausreichend liquide Mittel verfügen", wurde weiter erklärt. "Angesichts der außergewöhnlich hohen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Corona-Krise, plant der Vorstand dennoch, das Liquiditätspolster über die Aufnahme eines Schuldschein-Darlehens im August um weitere 50 Millionen Euro aufzustocken.