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Gewerkschaft NGG verweist auf eine Regional-Studie, spricht von alarmierenden Zahlen, warnt aber zugleich vor Schwarzmalerei.

(ty) "Der digitale Umbruch in der Arbeitswelt könnte im Landkreis Pfaffenhofen Tausende Jobs kosten." Davor warnt die Gewerkschaft "Nahrung, Genuss, Gaststätten" (NGG) und verweist auf eine Regional-Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Danach seien im Kreis Pfaffenhofen 29 Prozent aller sozialversicherungs-pflichtigen Arbeitsplätze in hohem Maße durch die Digitalisierung bedroht. Bei diesen Stellen könnten bereits heute mindestens 70 Prozent aller Tätigkeiten von computergesteuerten Maschinen erledigt werden, zitiert die NGG. Grundsätzlich könne die Digitalisierung jedoch sowohl zur Aufwertung von Berufen führen als auch zu deren Abbau. Die NGG spricht von "alarmierenden Zahlen", warnt jedoch vor Schwarzmalerei.

"Vom Home-Office bis zur Video-Konferenz: Corona hat dem digitalen Wandel der Arbeitswelt einen zusätzlichen Schub gegeben", sagt Rainer Reißfelder, der als Geschäftsführer der NGG-Oberpfalz auch das nördliche Oberbayern mitbetreut. "Ob Computer tatsächlich so viele Jobs ersetzen, das liegt auch an den Unternehmen und den Beschäftigten", sagt der Gewerkschafter. "Dort, wo Mitarbeiter für die digitale Zukunft fit gemacht werden, kann die Industrie 4.0 eine große Chance sein." Die Gewerkschaft appelliert in einer aktuellen Mitteilung erneut an die Unternehmen in der Region, die Corona-Zeit für die Weiterbildung der Beschäftigten zu nutzen. Der "Lock-Down light" im November biete vielen Kurzarbeitenden die Chance für eine Fortbildung. "Immerhin fließen hier hohe staatliche Zuschüsse."

Im vergangenen Jahr habe die Bundesregierung das Qualifizierungs-Chancen-Gesetz eingeführt, erinnert die Gewerkschaft. Im Oktober seien die Hilfen nochmals erhöht worden. "Doch die Mittel sind bislang kaum abgerufen worden", berichtet die NGG mit Blick auf Zahlen der Arbeitsagentur. "Demzufolge wurden nach dem Gesetz seit Anfang 2019 bis Mitte 2020 in ganz Bayern lediglich 10 574 Menschen mit einer beruflichen Weiterbildung gefördert." Das ist laut NGG eine ernüchternde Bilanz. "Hier müssen die Firmen dringend nachlegen", so die Forderung. "Im ersten, von der Pandemie geprägten Halbjahr wurde laut Arbeitsagentur bayernweit die Weiterbildung von 2457 Beschäftigten bezuschusst – das sind 15 Prozent weniger als im Vergleichs-Zeitraum des Vorjahres."

Reißfelder fordert, nun eine "echte Qualifikations-Offensive in Angriff zu nehmen". Dabei sollten auch die Betriebsräte mitreden. "Sie wissen, wo der Bedarf in der Firma am größten ist." Das zeige sich etwa an der Ernährungs-Industrie – mit rund 1800 Beschäftigten ein "wichtiger Wirtschafts-Faktor" im Kreis Pfaffenhofen: "In der Branche kümmern sich Arbeitnehmer-Vertreter seit Jahren darum, dass Automatisierung und Digitalisierung nicht zu Lasten der Mitarbeiter gehen. In der Pandemie handeln sie Regeln aus, damit die Heimarbeit etwa in Verwaltungsjobs die Menschen nicht rund um die Uhr belastet", erklärt Reißfelder. Viele Beschäftigte, die früher am Fließband standen, arbeiteten heute in der Qualitäts-Kontrolle. Und Lager-Logistiker bauten auf die Unterstützung von vernetzten Computern, die Zutaten automatisch dann bestellen, wenn sie zur Neige gehen.

Wie die Gewerkschaft unter Berufung auf die Angaben des IAB berichtet, habe die Digitalisierung in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt gewonnen: Allein zwischen 2013 und 2016 stieg den Angaben zufolge der Anteil der Arbeitsplätze, die potenziell zu einem Großteil durch Maschinen ersetzbar sind, bundesweit von 15 auf 25 Prozent. Berufe in der Fertigung seien demnach besonders betroffen. Doch wie dramatisch die Folgen tatsächlich seien, das hänge nicht nur von den Unternehmen und den Beschäftigten ab. "So wird es weiterhin Handwerks-Bäckereien geben, wenn Verbraucher ein handgebackenes Brot mehr wertschätzen als ein maschinell gefertigtes", werden die Forscher von der NGG zitiert. 


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