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Kripo ermittelt wegen Kindes-Entziehung, drei Personen in U-Haft. Offenbar gab es keinen Vermissten-Fall. Der Junge wurde wohlbehalten in Bremen gefunden, ist jetzt in der Obhut des Jugendamts. 

(ty) Im Fall des 13 Jahre alten Buben aus Ingolstadt-Gerolfing, der seit 23. August als vermisst galt, hat sich eine Aufsehen erregende Wendung ergeben. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord heute meldet, wurde der Junge gestern wohlbehalten in einer Wohnung in Bremen ausfindig gemacht und in die Obhut des dortigen Jugendamts übergeben. Drei Tatverdächtige im Alter von 42, 51 und 55 Jahren wurden zeitgleich in Bremen und Ingolstadt festgenommen; sie sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Kindes-Entziehung laufen. Derzeit werde davon ausgegangen, dass es keinen Vermissten-Fall gegeben habe und dass die Familie in Gerolfing über den Aufenthaltsort des Jungen Bescheid gewusst habe. Laut Polizei wird geprüft, "den Beteiligten die Kosten für die durch die Falsch-Angaben ausgelösten polizeilichen Maßnahmen aufzuerlegen".

 

Wie von unserer Zeitung mehrfach berichtet, war das Kind an jenem Montag, 23. August, als vermisst gemeldet worden. "Nach Angaben der Familie habe der Junge an diesem Morgen das elterliche Anwesen in Gerolfing mit Jogginghose und Rollkoffer verlassen und sei seither nicht mehr zurückgekehrt", fasste das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord jetzt noch einmal die Ausgangs-Situation zusammen. 

Unverzüglich habe die örtliche Polizeiinspektion damals umfangreiche Fahndungs- und Suchmaßnahmen eingeleitet. "Bis in die späten Abendstunden war ein Großaufgebot an Polizeikräften eingesetzt, um das nähere örtliche Umfeld und alle bekannten Aufenthaltsorte nach dem Jungen abzusuchen", so eine Sprecherin heute. Hierzu seien unter anderem Personen-Suchhunde und Polizei-Hubschrauber eingesetzt worden. 

Trotz intensivster polizeilicher Suchmaßnahmen ergaben sich laut Polizei dabei aber keinerlei Hinweise auf einen möglichen Aufenthaltsort des Jungen. "Die ermittelnden Polizeibeamten nahmen das Verschwinden des Jungen sehr ernst und entschieden sich bereits wenige Stunden nach Bekanntwerden des Vermissten-Falls dazu, mit der Veröffentlichung eines Lichtbildes die Bevölkerung in die Fahndung einzubeziehen", heißt es weiter. 

Zahlreiche Medien, auch unsere Zeitung, veröffentlichten daraufhin – auch im Laufe der folgenden Tage – etliche Berichte über den Fall und zeigten dabei auch das Foto des verschwundenen Buben. Der Fall erfuhr große Aufmerksamkeit; nicht zuletzt auch in den sozialen Medien.

Bereits am Morgen des 25. August habe die Kriminalpolizei-Inspektion Ingolstadt "unter fortlaufender enger Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Ingolstadt" federführend die Sachbearbeitung in dem Fall des verschwundenen 13-Jährigen übernommen. "Unter Hochdruck agierte ein zwölf-köpfiges Ermittlungs-Team, um den Verbleib des Jungen zu klären", gab das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord heute zu den aufwändigen Ermittlungen bekannt. 

"Dabei bedienten sich die Ermittler fortlaufend der Unterstützung inner- und außerbayerischer Kräfte, um allen Hinweisen aus der Familie und der Bevölkerung nachzugehen." Wie berichtet, gab es Hinweise, wonach der Junge im Bereich des "Interpark" bei Ingolstadt und im Bereich der A9 bei Hilpoltstein gesehen worden sei – Polizei-Hunde hatten dort auch jeweils angeschlagen.

 

Weiter heißt es in der heute veröffentlichten Chronologie der Polizei zu dem Fall: "Noch immer ergaben sich keinerlei Erkenntnisse, die Rückschlüsse auf ein gewaltsames Verschwinden zuließen. Vielmehr rückte bei der Abarbeitung des umfangreichen Hinweis- und Spuren-Komplexes das familiäre Umfeld in Gerolfing in den Fokus der Ermittler." 

Nach und nach ergaben sich dabei laut Polizeipräsidium Oberbayern-Nord "Verdachts- und Anhaltspunkte, dass sich der Junge möglicherweise auch nach der Vermissten-Meldung, zumindest zeitweise, in der Obhut der leiblichen Mutter befunden hatte und diese mit Unterstützung weiterer Tatverdächtiger den Aufenthaltsort des Kindes den Ermittlungs-Behörden wissentlich vorenthielt."

Nachdem sich dieser Verdacht im Rahmen weiterer Hinweise und Ermittlungen weiter erhärtet habe "und die Ermittler nun von einer inner-familiären Kindes-Entziehung ausgehen mussten", seien durch die sachleitende Staatsanwaltschaft in Ingolstadt drei Haftbefehle gegen die tatverdächtigen Personen im Alter von 42, 51 und 55 Jahren beantragt worden. Diese seien am gestrigen Dienstag zeitgleich in Gerolfing und Bremen von Beamten der jeweiligen Kriminal-Dienststellen vollzogen worden.

Für einen Mann und eine Frau klickten laut Polizei die Handschellen in Ingolstadt, für eine weitere Frau in der Hansestadt. Alle drei Festgenommenen seien mittlerweile den zuständigen Richtern der jeweiligen Amtsgerichte in Bremen und Ingolstadt zur Klärung der Haftfrage vorgeführt worden. "Gegen alle drei Tatverdächtige wurde die Untersuchungshaft angeordnet", wurde heute mitgeteilt.

Der 13 Jahre alte Bub wurde nach Angaben der Polizei im Rahmen der Festnahme-Aktion "unversehrt aus der Wohnung einer Tatverdächtigen in Bremen in Gewahrsam genommen und in die Obhut des dortigen Jugendamts überstellt". Die abschließenden Ermittlungen der Beamten von der Kriminalpolizei-Inspektion aus Ingolstadt wegen des Verdachts der Kindes-Entziehung dauern indes an, hieß es heute. Das in Ingolstadt ansässige Polizeipräsidium Oberbayern-Nord prüft nach eigenen Angaben, "den Beteiligten die Kosten für die durch die Falsch-Angaben ausgelösten polizeilichen Maßnahmen aufzuerlegen".


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