Die Polizei gibt Einzelheiten zum Verlauf der gestrigen Schießerei bekannt
(ty) Wie bereits berichtet, kam es gestern gegen 14.30 Uhr in einem Zug auf der Strecke von Kaufbeuren nach Kempten zu einer Schießerei, bei der ein Polizist am Bein getroffen worden war. Einer der beiden Täter war überrollt und getötet worden, als er versucht hatte, aus dem fahrenden Zug zu springen. Der andere wurde schwer verletzt.
Die Polizei gibt jetzt erste Details zum Tatverlauf bekannt. Demnach haben zwei Beamte der Bundespolizei zwei Reisende kontrolliert, von denen einer – wie sich herausstellte – zur Festnahme ausgeschrieben war. Bevor die Beamten die Festnahme durchführen konnten, schoss einer der Männer – vermutlich mit einer nicht als unecht erkennbaren Schreckschusspistole – ohne Vorwarnung auf einen der Beamten. Die Beamten flüchteten aus dem Abteil. Es gelang den beiden Tätern jedoch, einem der Beamten nachzusetzen, ihn niederzuschlagen und seine Dienstwaffe zu entwenden.
Aus dieser Waffe wurde dann in der Folge auf den zweiten Beamten geschossen, der eine Schussverletzung am Bein erlitt. Ein zweites Projektil traf die Schutzweste des Beamten, die ihn vor einer möglicherweise tödlichen Verletzung bewahrte.
Ein zufällig im Zug mitreisender Beamter des Bayerischen Landeskriminalamtes eilte seinen Kollegen zu Hilfe und sorgte dafür, dass sich die Reisenden nach rückwärts in die hinteren Waggons und damit aus der Gefahrenzone begaben. In einem Zwischenabteil zwischen zwei Waggons traf er auf die beiden Täter, wobei einer der Täter seine Waffe in Anschlag brachte und ankündigte, den Beamten zu erschießen. Nach der mehrmaligen erfolglosen Aufforderung, die Waffe niederzulegen, machte der Polizeibeamte von seiner Schusswaffe Gebrauch. Ob er einen der beiden Täter getroffen hat, ist bislang nicht bekannt.
Unmittelbar danach sprangen beide Täter aus dem mit etwa 100 km/h schnell fahrenden Zug. Hierbei wurde einer der Täter vom Zug überrollt und war sofort tot. Der zweite Täter wurde durch den Aufprall schwer verletzt. Der Zugführer eines entgegenkommenden Zuges entdeckte den Leichnam auf dem Gegengleis und alarmierte die Rettungskräfte.
Durch das Öffnen der Türen wurde eine automatische Notbremsung ausgelöst, der Zug kam auf freier Strecke in einem Waldgebiet zum Stillstand. Bei dieser Gelegenheit flüchteten mehrere Fahrgäste des mit rund 300 Personen besetzten Zuges in den nahen Wald. Diese Personen fanden Hilfe in einem nahen Anwesen und wurden von dort aus nach Kempten gebracht. Aus taktischen Gründen wurde die Fahrt des Zuges wenige Minuten nach dem Nothalt fortgesetzt und endete am Bahnhof in Kempten, wo die Passagiere von einem Großaufgebot an Einsatzkräften, darunter auch Angehörige des Kriseninterventionsteams, in Empfang genommen und betreut wurden.
Die beiden Beamten der Bundespolizei sowie der schwerverletzte Täter kamen in Krankenhäuser zur Versorgung ihrer Verletzungen. Einer der beiden Beamten konnte noch am Abend nach Behandlung der Platzwunde wieder aus der Klinik entlassen werden. Der zweite Beamte wird noch einige Tage stationär im Krankenhaus verbringen müssen.
Der verletzte Täter liegt im Koma, sein Zustand ist stabil, akute Lebensgefahr besteht im Moment nicht mehr. Derzeit laufen die Bemühungen zur eindeutigen Identifizierung des zu Tode gekommenen Täters. Das Institut für Rechtsmedizin in München ist in die Untersuchung eingeschaltet, wo heute Nachmittag auch die Obduktion erfolgt.
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