Daten vom Deutschen Wetterdienst und Fotos aus dem Kreis Pfaffenhofen von Ludwig Schrätzenstaller.
(ty) Das Wetterjahr 2021 war in Deutschland insgesamt recht durchschnittlich, brachte aber auch außergewöhnliche Wetter-Extreme mit katastrophalen Folgen. So fasst es der Deutsche Wetterdienst (DWD) zusammen. Tobias Fuchs, Klimavorstand des DWD, sagt: "Unsere Bilanz des Jahres 2021 ist zwiespältig. Es gab zum Glück in Deutschland keine neuen Temperatur-Rekorde und für fast ganz Deutschland ausreichend Niederschlag. So konnten sich vor allem unsere Wälder von der Trockenheit der drei vorangegangenen Jahre etwas erholen. Zugleich war 2021 aber auch das Jahr der schlimmsten Flutkatastrophe seit Jahrzehnten – ausgelöst durch großflächigen Dauerregen und Starkniederschläge. Wir wissen, dass der Klimawandel dazu bereits beigetragen hat."
Das zeigt laut Fuchs: "Wir erleben die Folgen des Klimawandels live. Wetter-Extreme können jeden von uns treffen. Wer das Klimas schützt, schützt sich selbst." Im Februar kam es zu heftigen Schneefällen und extremen Frösten in der Mitte des Landes. Einem kurzen Frühsommer-Trip zum März-Finale folgte der kälteste April seit 40 Jahren. Der Juni ging laut DWD als Drittwärmster in die Annalen ein und der übrige Sommer-Verlauf brachte stellenweise historisch große Starkregenfälle. Spätsommer-Feeling gab es dafür im September. Trüb ging es dann durch die weitere Herbstzeit. "Unter dem Strich war das Jahr 2021 durchschnittlich nass, leicht zu sonnig und zu warm." Das meldet der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Mess-Stationen.
Die Durchschnitts-Temperatur lag heuer mit 9,1 Grad Celsius um 0,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenz-Periode 1961 bis 1990. Das zu Ende gehende Jahr war damit laut DWD das elfte zu warme Jahr in Folge. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung minus 0,2 Grad. Große Temperatur-Gegensätze prägten die ersten Monate des Jahres. So traten häufig polare Luftmassen mit teils frühlingshaften Temperaturen in den Wettstreit. Strenger Frost brachte in der Mitte des Landes im Februar lokal neue Temperatur-Rekorde. So übermittelte Mühlhausen, 40 Kilometer nordwestlich von Erfurt, am Morgen des 10. Februar mit minus 26,7 Grad nicht nur einen neuen Stations-Rekord, sondern meldete gleichzeitig den tiefsten Jahreswert deutschlandweit.
Der Versuch, bereits Ende März in den Sommer zu starten, missglückte laut Deutschem Wetterdienst mit dem folgenden kältesten April seit 40 Jahren. Dafür drehte aber der Juni temperaturmäßig auf und wurde der Drittwärmste nach 2019 und 2003. Eine Hitzewelle ließ die Höchstwerte zwischen dem 17. und 20. Juni an etlichen DWD-Stationen auf mehr als 35 Grad steigen. Berlin-Tempelhof und die etwa 50 Kilometer südlich gelegene Station Baruth meldeten am 19. Juni mit 36,6 Grad den deutschlandweiten Höchstwert im Jahr 2021, berichtet der DWD. Nach strengen Weihnachtsfrösten im Norden verabschiedete sich das Jahr mit teils frühlingshaften Temperaturen.
Im Jahr 2021 fielen rund 805 Liter pro Quadratmeter (l/m²) an Niederschlag. Das entspricht laut DWD in etwa dem Mittel der Referenz-Periode 1961 bis 1990 (789 l/m²) und dem der Periode 1991 bis 2020 (791 l/m²). Im Februar brachte eine Luftmassen-Grenze heftige Schneefälle in der Mitte des Landes. Zwischen Erzgebirge und Emsland lagen um den 12. Februar verbreitet 20 bis 40 Zentimeter Schnee. Niederschlagsarme Frühjahrs-Monate und ein trockener Herbst flankierten einen buchstäblichen "Starkregen-Sommer". Historische Regenfälle verursachten Mitte Juli in der Eifel eine katastrophale Flut.
Zuvor gab es aber auch in der Uckermark Rekord-Niederschläge. 198,7 Liter auf den Quadratmeter prasselten dort am 30. Juni in Ludwigsburg vom Himmel. "Es war die höchste Tagessumme 2021", erklärt der Deutsche Wetterdienst. Und weiter berichten die Experten: "Bei der Anzahl der Starkniederschlags-Ereignisse von Mai bis September rangiert das Jahr 2021 nach Auswertungen des nationalen Wetterdienstes auf Platz zwei seit 2001." An den Alpen und im Südschwarzwald akkumulierte sich der Niederschlag im Jahresverlauf auf teils mehr als 2000 Liter pro Quadratmeter. Am trockensten blieb es mit weniger als 500 l/m² östlich des Harzes.
Mit insgesamt 1650 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer heuer ihr Jahres-Soll von 1544 Stunden (Periode 1961 bis 1990) nach DWD-Angaben um rund sieben Prozent. Im Vergleich zur Periode von 1991 bis 2020 entsprach die Sonnenschein-Dauer dem Soll. Im Süden und Südwesten kam die Sonne besonders häufig zum Vorschein. Örtlich gab es in Südbayern sogar mehr als 2000 Sonnenstunden. Dagegen schien sie in einigen Mittelgebirgs-Regionen satte 700 Stunden weniger.
Als zweitkühlste, zweitnasseste und zweitsonnigste Region verbuchte der Freistaat Bayern im Schnitt 8,5 Grad und 910 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter sowie 1795 Sonnen-Stunden. Auf zum Teil sehr milde Phasen in den Winter-Monaten folgte der frostreichste April seit 1938. Kühl ging es auch durch den Mai, der dann vom drittwärmsten Juni abgelöst wurde. Im Sommer brachten Gewitter häufig Starkregenfälle mit Überflutungen und Hochwasser. Auch große Hagel-Ansammlungen und Orkan-Böen gehörte zu den Begleiterscheinungen. Am 16. August löste ein Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen in der Höllentalklamm im Zugspitz-Massiv eine Flutwelle aus. Zwei Wanderer wurden von den Wassermassen mitgerissen. Eine Frau konnte nur noch tot geborgen werden.
Erst im September nahm die Häufigkeit der Unwetter im Freistaat nach und nach ab. Als Auftakt für einen goldenen Oktober gab es am Tag der Deutschen Einheit mit Föhn-Unterstützung am Alpenrand sogar noch einmal einen Sommertag. Kräftige Schneefälle sorgten am 29. November an den Alpen für eine frühwinterliche Stimmung und auch der Dezember ließ phasenweise die Flocken wirbeln, endete dann aber mit einer sehr milden und nassen Witterung. An den Alpen wurde laut DWD mit teils mehr als 2000 l/m² der bundesweit meiste Jahresniederschlag erfasst.