Kreistag gab grünes Licht für strategische Partnerschaft zur Standort-Sicherung, in deren Rahmen der Landkreis auch für künftige Defizite aufkommt.
(zel/ty) Die Kooperation des Landkreises Kelheim mit dem Regensburger Diözesan-Caritas-Verband bezüglich des Kelheimer Krankenhauses ist beschlossene Sache. Der Kreistag hat in seiner gestrigen Sitzung mit 47:5 Stimmen grünes Licht gegeben. Die Caritas übernimmt demnach 51 Prozent der defizitären Goldbergklinik-GmbH zum symbolischen Kaufpreis von einem Euro. Der Landkreis behält 49 Prozent der Anteile, bleibt außerdem Eigentümer des Grundstücks und des Klinik-Gebäudes. Wenngleich die Caritas damit die operativ-strategische Führung übernimmt, wird der Landkreis auch weiterhin für die finanziellen Defizite aufkommen.
"Ich freue mich sehr über die positive Entscheidung des Kreistags", kommentierte der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer (CSU). "Die Mitglieder des Gremiums haben diese große Chance erkannt, die sich für die Gesundheits-Versorgung vor Ort ergibt. Dafür danke ich ihnen." Nach Angaben des Landratsamts beginnt nun die Umsetzung dieser Kooperation. Erster Schritt soll ein "zeitnaher Notar-Termin" sein, in dessen Rahmen die Verträge unterzeichnet werden. Wie berichtet, soll das Kelheimer Krankenhaus künftig nicht mehr Goldbergklinik heißen, sondern "Caritas-Krankenhaus St. Lukas". Zentraler Baustein für das Einsteigen der Caritas ist eine anvisierte Kooperation mit dessen rennomierter Klinik "St. Josef" in Regensburg. In Kelheim wird eine Fallzahl- und Leistungssteigerung angestrebt.
Über den Aufsichtsrat der Kelheimer Klinik-GmbH, dessen Sitze sich laut Landratsamt dann beide Kooperations-Partner – unter dem Vorsitz des Caritas-Verbands – je zur Hälfte teilen, "werden auch zukünftig Informationsfluss und Einblick in die Geschehnisse der Klinik gesichert". Das Krankenhaus in Kelheim bleibe dabei weiterhin eigenständig und werde wie bisher als Grund- und Regelversorger der örtlichen Bevölkerung aufrechterhalten. "Die Partnerschaft sieht zudem keinen Stellen-Abbau, sondern einen Stellen-Aufbau vor", wird betont. "Hierfür soll die Klinik ihr Leistungs-Angebot erweitern." Der eigentlich Start für das "Caritas-Krankenhaus St. Lukas" in Kelheim sowie der konkreten Zusammenarbeit mit dem Josefs-Krankenhaus gilt im zweiten Quartal dieses Jahres als realistisch.
"Die Partnerschaft mit dem Caritas-Verband stellt eine großartige Chance für die Gesundheits-Versorgung der Bevölkerung dar. Gemeinsam können wir die stationäre medizinische Versorgung vor Ort dauerhaft sicherstellen", hatte der Kelheimer Landrat Neumeyer bereits im Vorfeld der gestrigen Kreistags-Entscheidung proklamiert. Seine Prognose: "Auch das vorherrschende jährliche Defizit in Höhe von mittlerweile über sechs Millionen Euro können wir hier deutlich senken." Das Krankenhaus "wäre allein nicht überlebensfähig", hieß es – wie berichtet – in einem Schreiben an die Mitarbeiter, das von Neumeyer sowie vom Regensburger Diözesan-Caritas-Direktor Michael Weißmann unterzeichnet ist. Zudem seien "die hohen Defizite für den Landkreis auf Dauer nicht zu stemmen".
Jedoch wird der Kreis Kelheim wohl trotz dieser Zusammenarbeit fürs Krankenhaus in Kelheim nach wie vor kräftig zur Kasse gebeten. Auf Anfrage unserer Redaktion wurde aus dem Landratsamt erklärt: "Der Landkreis wird im Rahmen der strategischen Partnerschaft auch weiterhin für entstehende Defizite der Goldberg-Klinik aufkommen, aber auch mögliche Gewinne erhalten, die allerdings nicht abgeschöpft, sondern am Klinik-Standort reinvestiert werden. Die Caritas als Non-Profit Unternehmen hingegen ist bereit, ihr Know-How und die Patienten-Steuerung aus Regensburg an dem Standort Kelheim vorzunehmen." Wie aus den Unterlagen zur gestrigen Kreistag-Sitzung hervorgeht, muss in den Jahren 2022 bis 2032 mit einem Betriebs-Defizit von insgesamt rund 51,5 Millionen Euro gerechnet werden. Hinzu kämen bestehende Tilgungs-Aufwände von zirka 27,8 Millionen Euro sowie Zins-Aufwände von rund 6,8 Millionen Euro.
Als Gründe für die strategische Partnerschaft mit der Caritas gelten aus der Kelheimer Warte verschärfte gesundheits-regulatorische Rahmenbedingungen sowie die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Ergebnis-Entwicklung der vergangenen Jahre. Als Ziele dieser Kooperation sieht man im Kreis Kelheim unter anderem die dauerhafte Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Krankenhaus-Versorgung, wettbewerbsfähige Zukunfts-Konzepte zur medizinischen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung, den Erhalt des kommunalen Einflusses bei wesentlichen Maßnahmen und Entscheidungen, die Wahrung der Arbeitnehmer-Interessen sowie die Begrenzung finanzieller Belastungen und Risiken des Landkreises.
Ausführlicher Hintergrundbericht:
Caritas soll die Mehrheit der Kelheimer Goldbergklinik-GmbH übernehmen