Die zentralen Fragen sind nach wie vor offen. Überprüfung von Vermissten-Fällen dauert an. Kripo bittet weiterhin um Hinweise.
(ty) Nach dem Fund einer verpackten Kinder-Leiche am 19. Mai in der Donau zwischen Großmehring und Vohburg dauern die Ermittlungen der Polizei an. Die Kripo hofft nach wie vor auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Um dies zu unterstreichen, wurden gestern Fahndungs-Plakate am Donau-Damm angebracht. Auf die entscheidenden Fragen zu dem Aufsehen erregenden Fall gibt es nach wie vor keine Antworten, wie heute auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt wurde. Wer ist der laut Rechtsmedizin zirka vier bis sechs Jahre alte Bub? Wann, wie, wo und unter welchen Umständen starb er? Wann, wo und warum gelangte die Leiche ins Wasser?
"Nach wie vor konnte der Bub nicht identifiziert werden", fasste das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord heute auch in einer Presse-Mitteilung zusammen. Und: "Die näheren Umstände des Todes sind bislang ebenfalls unklar." Die Kripo ermittelt bekanntlich in alle Richtungen. Auch ein Tötungs-Delikt werde, wie mehrfach berichtet, nicht ausgeschlossen. Das bedeute, unterstrich ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord gegenüber unserer Zeitung: "Die polizeilichen Maßnahmen werden so getroffen, wie man sie auch bei einem Delikt dieser schweren Kategorie treffen würde."
Derzeit stehen laut aktueller Mitteilung vor allem Fälle von vermissten Kindern im In- und Ausland im Fokus der Beamtinnen und Beamten von der eigens gebildeten Ermittlungs-Gruppe namens Fluvius. Allein in Deutschland werden den Angaben zufolge derzeit mehr als 100 Vermissten-Fälle überprüft. "In den meisten dieser Fälle, die teilweise auch schon längere Zeit zurückliegen, sind zeitintensive Nachforschungen anzustellen", heißt es dazu. "Nur so kann gewährleistet werden, dass keine relevanten Details übersehen werden." Weiter wurde erklärt: "Im Hinblick auf Anfragen, die an ausländische Behörden gestellt und teilweise bereits beantwortet wurden, hat sich bislang keine heiße Spur ergeben."
Zunächst war gemeldet worden, dass unter anderem bei insgesamt 16 offenen Vermissten-Fällen im Freistaat, die laut Polizei für diesen Fall bedeutsam sein könnten, "jeweils die näheren Umstände des Verschwindens und damit mögliche Zusammenhänge" geprüft werden. Bekanntlich konnten diese 16 Fälle dann auf neun möglicherweise relevante Fälle eingegrenzt werden. Das treffe immer noch zu, hieß es heute auf Anfrage unserer Zeitung. Die akribischen Überprüfungen diesbezüglich laufen ebenfalls noch. Im Zuständigkeits-Bereich des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord selbst seien nach wie vor keine ungeklärten Vermissten-Fälle bekannt, die mit dem Leichenfund in Verbindung gebracht werden könnten.
Aus der Bevölkerung sind etliche Hinweise zu dem Fall eingegangen. Allerdings, so wurde heute dazu erläutert: Die nähere Überprüfung von insgesamt mehr als 60 Mitteilungen habe "keine nennenswerten Ergebnisse" gebracht. "Trotzdem möchten die Ermittler nochmals an die Bürgerinnen und Bürger herantreten", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord mit. Nach wie vor seien ungewöhnliche Beobachtungen oder sonstige verdächtige Wahrnehmungen, die von Beginn des Frühjahrs bis 19. Mai im Bereich der Donau zwischen den Staustufen Ingolstadt und Vohburg gemacht worden seien, für die Kriminalpolizei von höchstem Interesse.
"Der Leichnam lag vermutlich mehrere Wochen im Wasser", war unserer Redaktion Mitte Juni in einem umfangreichen Interview zu dem Fall aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erklärt worden. Lesen Sie dazu: Kinder-Leiche in der Donau bei Vohburg: Interview zum Stand der Ermittlungen.
Damit Spaziergänger, Radfahrer und Wassersportler auch künftig auf diesen Fall hingewiesen werden, seien am gestrigen Mittwoch etliche Fahndungs-Plakate (siehe unten) entlang des Donau-Dammes angebracht worden. Hinweise werden bei der Kriminalpolizei-Inspektion in Ingolstadt unter der Telefonnummer (08 41) 93 43 0 oder bei jeder anderen Polizei-Dienststelle entgegengenommen.
Die im Wasser treibende, verpackte Kinder-Leiche war, wie berichtet, am 19. Mai von einem Kanu-Fahrer in der Nähe von Großmehring – oberhalb der Staustufe Vohburg – entdeckt worden. Zunächst war allerdings nicht einmal klar, dass es sich dabei um menschliche Überreste handelt. Am 21. Mai vermeldete die Polizei dann per Presse-Mitteilung den Fund einer menschlichen Leiche.
Am 23. Mai veröffentlichte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erste Details zu dem Leichnam: "Eine Obduktion am Institut für Rechtsmedizin in München ergab, dass es sich um die Leiche eines Jungen im Vorschul-Alter handelt." Ein Polizei-Sprecher konkretisierte auf Anfrage unserer Redaktion diese Angabe und erklärte unter Berufung auf die vorliegenden rechtsmedizinischen Erkenntnisse, dass davon ausgegangen werde, dass der Bub zum Todes-Zeitpunkt vier bis sechs Jahre alt gewesen sei.
Aktuelles Fahndungs-Plakat:
Bisherige Beiträge zum Thema:
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