Am Wochenende findet in Ingolstadt nicht nur der Halbmarathon statt – Und nicht alle sind glücklich über den Event-Overkill
(ty) Noch sind sich die Wetterberichte nicht einig. Von Regenschauer und Gewitter am Nachmittag bis zu Sonnenschein ist anscheinend alles drin am kommenden Wochenende. Dabei ist das Wetter für Ingolstadt der ausschlaggebende Faktor. Denn an diesem Wochenende ist einiges los in der Stadt. Erstmals geht das „Fest zum Reinen Bier“ an der Hohen Schule und in der Dollstraße über die Bühne. Am Samstag findet zudem der 14. Ingolstädter Halbmarathon statt. Und die Oldtimerfreunde hoffen mit ihrem RegioSprint natürlich auch auf schönes Wetter.
Schließlich wird auch „halb Köln“ noch in Ingolstadt erwartet. Denn am Freitagabend hat der FC 04 sein Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Und am Sonntagnachmittag kommen die Kölner erneut. Diesmal aber zum sechsten Spiel der Best-of-seven-Serie gegen den ERC in der Saturn Arena. Und das könnte sogar zum Endspiel in der DEL-Meisterschaft geraten. Da dürfte die Abschiedsfeier für Oberbürgermeister Alfred Lehmann am Sonntagvormittag im Festsaal des Stadttheaters noch die kleinste Veranstaltung werden.
Das größte Event ist sicherlich der Halbmarathon, zudem sich bis jetzt schon rund 3000 Läufer alleine für den Hauptwettbewerb angesagt haben. Schon im vergangenen Jahr saß IN-City deswegen mit den Betreibern des Halbmarathons zusammen, um diese Veranstaltung, bei der die Altstadt teilweise vergittert werden muss, vielleicht doch auf einen Sonntag zu verlegen. Denn der Marathon zieht zwar viele Menschen in die Stadt. Allerdings nicht gerade zur Freude der Geschäftsleute. Den Verkauf fördern die umfangreichen Sperrmaßnahmen nämlich nicht gerade, auch wenn sie erst am Nachmittag errichtet werden. Die Sportfans seien ohnehin keine Käufer und das kaufende Publikum meide die Stadt an diesem Tag. So der Tenor der Besprechung im vergangenen Jahr.
Deswegen sind viele Inhaber innenstädtischer Geschäfte eben nicht glücklich über die sportliche Großveranstaltung. „An solchen Tagen könnten wir das Geschäft gleich zulassen“, so ein Geschäftsmann aus der Innenstadt. Seiner Erfahrung nach sind kaufende Kunden bei solchen Veranstaltungen in der Tat Mangelware. Zumal eben die Stadt sozusagen teilweise hinter Gittern ist und eine Querung von West nach Ost am Samstagnachmittag mühselig bis unmöglich.
Nach Thomas Deisers Meinung etwas unglücklich: Die Warnschilder für die Absperrungen am Samstag.
„Ingolstadt ist eine der wenigen Städte, in denen so eine Veranstaltung an einem Samstag stattfindet“, meint denn auch Thomas Dieser, Chef vom Innenstadtverein IN City. Im vergangenen Jahr hatte er sich mit den Organisatoren des Halbmarathons zusammengesetzt. Zu dem Zeitpunkt war die Genehmigung für die diesjährige Veranstaltung allerdings schon raus. Die Ergebnisse dieses Gespräches waren aus seiner Sicht deswegen auch eher dünn.
Er fürchtet nun erneut um den Geschäftsgang bei seinen Mitgliedern. Zumal seiner Meinung nach die Schilder, die seit Tagen auf die Sperrung der Innenstadt hinweisen, auch nicht gerade ideal sind für die Geschäftsleute. Erwecken sie doch den Eindruck, dass am Samstag nichts mehr geht in der Innenstadt. Und das sei ja so auch nicht richtig. Denn abgesperrt würde eben erst am Nachmittag und dann auch nicht die ganze Stadt. Er wird mit seinem Verein IN-City und wohl auch als künftiger Stadtrat jedenfalls vehement an dem Thema dranbleiben mit dem Ziel, den Halbmarathon wie andernorts auch auf einen Sonntag zu schieben.
Roland Muck.
Roland Muck, einer der Veranstalter zeigt sich darüber heute einigermaßen verwundert. „Ich denke, das ist geklärt“, meint er zum Thema Verschiebung, „die Wogen sind geglättet. Wir haben unsere Zugeständnisse gemacht, in unsere Flyer kostenlose Werbung für IN City aufgenommen und deren Prospekte auch in die Startertüten gepackt.“ Erst als wir ihn mit Thomas Deisers Aussagen konfrontieren, meint er: „Das muss ich so stehen lassen. Ich kann das nicht kommentieren und hoffe nur, dass da der eine weiß, was der andere sagt.“
Nach seiner Überzeugung ist es undenkbar, den Halbmarathon auf einen Sonntag zu verlegen. „Es spricht alles dafür, dass der Samstag der tolle Tag ist. Diese Stimmung kriegt man am Sonntag nicht in die Stadt.“ Mal ganz abgesehen von der Störung der Kirchgänger. Der Ingolstädter Halbmarathon sei ein echter „Stimmungsmarathon“ und genau dafür in der Szene bekannt und beliebt. „Man kann ihn schon am Sonntag machen, dann ist er halt tot.“
Auch Muck betont, dass die Innenstadt keineswegs komplett gesperrt sei. Lediglich die Konrad-Adenauer-Brücke sei ab Mittag dicht. Die anderen Bereiche entlang der Strecke erst ab etwa 16 Uhr. Zudem habe man extra die Laufrichtung des so genannten „Fitness Run“ geändert, der jetzt in der Donaustraße beginnt und gleich aus der Stadt herausführt. Um die Belastung mit den Sperrungen so gering und kurz wie möglich zu halten.
Zugeständnisse hin, händlerische Probleme her. Gesprächsbedarf wird es nach diesem 14. Marathon in jedem Fall geben zwischen den Veranstaltern und dem Innenstadtverein. Denn dass es, wie Muck meint, nichts mehr „nachzuhaken“ gebe, das scheint nun in der Tat nicht der Fall zu sein.
Das könnte auch für die Gleichzeitigkeit von Bierfest und Marathon gelten. Denn wenn wirklich die erwarteten 10 000 Besucher zum Bierfest kommen, dann könnte es am Samstagnachmittag zumindest Ärger geben, wenn die Bierfestbesucher von Ost nach West oder von West nach Ost wollen und vor den Absperrgittern stehen. Zumal wenn schon etwas Alkohol im Spiel ist, scheint an den Checkpoints der Ärger für die freiwilligen Helfer vorprogrammiert.
Deswegen wünscht sich der zweite Veranstalter, Roland Knoll, zwar schönes aber nicht zu schönes Wetter. Damit nicht zu viele Bürger zum Bierfest wollen und eventuell riesige Umwege in Kauf nehmen müssen. Aber dass das Bierfest an Georgi stattfindet, das haben die Veranstalter des Halbmarathons natürlich gewusst. Zu spät indes haben sie – wie Roland Muck sagt – erfahren, dass es heuer erstmals in großem Stil in der Dollstraße und an der Hohen Schule stattfindet.