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Fernsehredakteurin Anke Brückner (36) aus Reichertshausen steht regelmäßig hinter der Kamera, wenn die renommierten Köche im Namen von RTL II schlecht laufende Lokale auf Vordermann bringen

Von Tobias Zell

Wenn die „Kochprofis“ von RTL II regelmäßig in vor sich hindümpelnden und meistens mehr schlecht als recht laufenden Lokalen Einzug halten, um den Betreibern unter die Arme zu greifen, dann ist sie oft nicht weit: Anke Brückner aus Reichertshausen. Sie ist eine der Redakteure, die hinter der beliebten Koch-Doku-Soap stehen. Die 36-Jährige arbeitet als freie Fernsehredakteurin und wird von der Firma Janus TV GmbH, die für RTL II „Die Kochprofis – Einsatz am Herd“ produziert, regelmäßig gebucht. Unter anderem hat sie auch schon für ProSieben, RTL, ntv, sixx und BRalpha gearbeitet. Fernsehen, sagt sie, ist einfach ihr Ding. Und was sie antreibt, kann sie mit einem einzigen Wort beschreiben: Neugier.

„Das Großartige an meinem Beruf ist, dass ich neugierig sein kann, ja muss, und spannende Geschichten erzählen darf“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihre Deutschlehrerin habe ihr seinerzeit schon eine TV-Karriere prophezeit. „Die dachte aber, dass ich vielleicht sogar mehr vor der Kamera stehe.“ Dabei sei es hinter der Kamera viel spannender. Das hat Anke Brückner aber erst herausfinden müssen. Nach den Anfängen bei der lokalen Heimatzeitung und der Tätigkeit als Radio-Moderatorin bei „Energy Sachsen“ und dem mdr-Jugendradio "Sputnik" hat sie es geschafft, im Jahr 2003 beim Fernsehen Fuß zu fassen, mit einer Festanstellung bei ProSieben. 

Die nächste Folge der „Kochprofis“, für die Anke Brückner mitverantwortlich war, wird am morgigen Donnerstag ab 20.15 Uhr auf RTL II ausgestrahlt. In dem italienischen Ristorante „Zur Alten Bibliothek“ im schwäbischen Mengen sollte eigentlich südländischer Frohsinn sprudeln. Doch in der gastronomischen Mischung aus Pizzeria und Bistro will keine rechte Stimmung aufkommen, die Gäste bleiben fern. „Chef Gerardo hatte sich einiges vorgenommen – und ist mit seinem Konzept kläglich gescheitert“, heißt es in der Ankündigung des Senders zu dieser Folge. Es ist Nummer 248. Können die Kochprofis auch diesmal helfen?

Für rund zehn Kochprofi-Folgen im Jahr tourt Anke Brückner kreuz und quer durch die Bundesrepublik, seit 2010 ist sie immer wieder dabei. Einen Monat, erzählt sie, dauert es nach den dreitägigen Dreharbeiten vor Ort, bis der komplette Film fertig geschnitten und bereit zur Ausstrahlung ist. Wann dann welche Folge letztlich gesendet wird, entscheidet RTL II.

Dreharbeiten, hier mit Ole Plogstedt vom RTLII-Kochprofi-Team.

Natürlich kennt Anke Brückner die mitunter skeptischen Stimmen, die über solche TV-Formate kursieren. Das hat indes wenig bis nichts mit den prominenten Kochprofis und dem Drumherum zu tun; es ist vielmehr ein gesundes Misstrauen gegenüber dem Fernsehen an sich, in dem alles möglich und vieles gestellt scheint. Doch Brückner versichert: „Alles, was bei den Kochprofis gezeigt wird, ist real.“ Alle Lokale gebe es wirklich und vom Chef bis zur Bedienung seien da reale Personen zu sehen und keine Schauspieler. Dass bei den Kochprofis die Wirklichkeit gezeigt werde, könne man schon daran erkennen, dass sich die Lokal-Betreiber ja selbst bewerben und auf einen Besuch der Kochprofis hoffen.

Und wahrlich nicht jedes Lokal bekommt dann auch wirklich Besuch von den Kochprofis, deren Köche teilweise sogar mit Sternen ausgezeichnet sind. Zuerst werden erst einmal ausführliche Informationen über die Lokale eingeholt, berichtet Brückner. Es fährt ein Team hin und hält per Kameras und Interviews die gesammelten Eindrücke fest. „Daraus entstehen dann auch die kurzen Videos die, die Kochprofis – falls das Gasthaus ausgewählt wird – vor ihrem Einzug in dem Lokal im Kochprofi-Auto zu sehen bekommen.“ RTL II entscheide nach eingehender Sichtung und Besprechung, ob die jeweilige Gaststätte überhaupt in Frage kommt.

Wenn die Kochprofis dann tatsächlich in einem Lokal anpacken, dann rückt mit ihnen ein Großaufgebot von zwölf Leuten an. Neben dem Kochprofi-Trio selbst kommen zwei Kamerateams mit je drei Leuten sowie eine Visagistin, ein Experte für die Ausstattung und natürlich die Aufnahmeleitung angereist. Zeit ist dann meistens Mangelware, denn die Kochprofis bleiben immer nur drei Tage. Am dritten Tag um 18.30 Uhr ist in der Regel schon Einlass für die Gäste, denen dann stets ein ganz besonderes Menü kredenzt wird – das zeigen soll, was das Lokal draufhat, und die Zeitenwende in Küche, Service und Ambiente symbolisieren soll.

Während der drei Tage vor dem großen Abend gibt es erfahrungsgemäß viel zu tun. Manchmal wird das komplette Wirtshaus gestrichen und umdekoriert, die Speisekarte neu sortiert und erstellt, das Personal geschult. Oder es geht darum, das Team wieder zusammenzuschweißen. Wenn die Kochprofis gerufen werden, dann läuft es so gar nicht rund in einem Lokal – und das schlägt oft den Beschäftigten arg aufs Gemüt. Spannungen, Streit und Zwist sind da ebenso häufig anzutreffen wie Erschöpfung, Ratlosigkeit und ein Wurschteln am Rande der Pleite. Deshalb sind Teambuilding, wirtschaftliche Beratung und PR-Tipps oft fast ebenso wichtig wie die Vermittlung von Fähigkeiten und Wissen rund ums Kochen. „Manchmal müssen wir vor Ort auch völlig umdisponieren“, berichtet Anke Brückner.

Die Kochprofis gibt es bei RTL II seit acht Jahren. „Das ist eine der am längsten laufenden Sendungen, die ich kenne“, sagt Brückner. „Normalerweise haben TV-Formate eine Halbwertszeit von zwei, drei Jahren.“ Aber die Kochprofis sind offensichtlich bei den Zuschauern ebenso gefragt wie bei den Betreibern der kriselnden Wirtschaften.

Anke Brückner ist auch Vorsitzende der Gewerbevereinigung "IHR – Südliches Ilmtal"; hier beim Termin mit dem Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf.

Gelernt hat Anke Brückner, die aus einem brandenburgischen Ort an der polnischen Grenze stammt, bei ProSieben. Im Jahr 2003 verschlug es sie deshalb beruflich nach München und privat nach Reichertshausen. Sie ist verheiratet mit Uwe Brückner, dem Programmleiter von „TV Bayern live“, einem landesweit ausgestrahlten regionalen Sonntagsmagazin, das von 17.45 bis 18.45 auf RTL läuft.

Als selbstständige Redakteurin arbeitet Anke Brückner seit 2009. Ihr schönster Dreh, erzählt sie uns, führte sie nach Kasachstan. Dort begleitete sie eine Woche lang eine Hochschwangere 23-Jährige und deren Zwillingsbruder bei der Suche nach deren Mutter. „Was da alles passiert ist, das kann man sich gar nicht ausdenken.“ Die Mutter wurde am Ende ausfindig gemacht; sie hatte sich als Obdachlose durchgeschlagen. Die schwierigste Hürde für das Drehteam sei dann allerdings gewesen, das gedrehte Material am Flughafen von Astana mit außer Landes zu bekommen.

Auch bei sich zu Hause in Reichertshausen hat Anke Brückner schon gedreht. „Da haben wir getestet, wie geeignet gewöhnliche Haushaltsmittel für die Autopflege sind.“ Für das Format „Galileo“ übrigens, für das sie unter anderem einen Brot-Check und einen Beitrag über den so genannten Mietspiegel verantwortet hat.

Wer Fernsehen macht, ist meistens viel unterwegs, erzählt Anke Brückner. „Es ist ein bisschen wie bei einer Stewardess. Man kommt zwar überall hin, sieht aber wenig von dort.“ Man tauche dafür mitunter tief ein in die Lebensgeschichten anderer Menschen oder – wie bei den Kochprofis – in das jeweilige Lokal und etwaige Existenzprobleme. Zeit für das Drumherum bleibe da so gut wie nie. Einmal hat Anke Brückner mit Schaustellern gedreht, musste ihren Schlaf- und Wachrhythmus dafür komplett umstellen. Schausteller arbeiten nicht nur den ganzen Tag, sie bauen nachts direkt ab und fahren zum nächsten Standort. „Dafür muss man wirklich geboren sein“, sagt sie. „Aber das Faszinierende ist eben das Eintauchen in andere Welten und Konstellationen.“

Neben ihrer Rolle als Mutter einer zweijährigen Tochter und ihrem Beruf als freie TV-Redakteurin und Produzentin hat Anke Brückner noch ein weiteres Feld, auf dem sie sich seit knapp einem Jahr einbringt. Sie ist Vorsitzende der noch jungen Gewerbevereinigung „IHR – Südliches Ilmtal“. IHR steht für die Gemeinden Ilmmünster, Hettenshausen und Reichertshausen. Aktuell zähle der Verbund 33 Mitglieder. „Unser Ziel ist es, gemeinsam stark zu sein, Netzwerke aufzubauen, voneinander zu profitieren.“ Außerdem gehe es freilich darum, Kaufkraft anzulocken und Geldströme innerhalb der Gemeinden zu halten. Derzeit läuft zum Beispiel eine kostenlose Vortragsreihe. Am 12. Mai geht es dabei ums Grillen. Vielleicht lässt sich Anke Brückner ja noch ein paar Geheimtipps von den Kochprofis geben.


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