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Bischof Meier heute bei der Weihe der heiligen Öle für die Diözese Augsburg: "Das Amt ist der apostolischen Kirche in die Wiege gelegt, was Evolution und Entfaltung durchaus einschließt."

(ty/pba) Mit Blick auf die mancherorts geführte Debatte über die Rolle und Bedeutung von Priestern hat der Augsburger Bischof Bertram Meier eine Lanze für das Weiheamt der Kirche gebrochen: "Das Amt ist der apostolischen Kirche in die Wiege gelegt, was Evolution und Entfaltung durchaus einschließt", betonte er am heutigen Mittwoch. Gemeinsam mit rund 200 Priestern und Diakonen sowie den Weihbischöfen, dem Domkapitel und zahlreichen Gläubigen, darunter auch Dutzende Firmbewerberer, feierte er im Hohen Dom von Augsburg die Chrisam-Messe. In diesem Gottesdienst werden traditionell die heiligen Öle für die Pfarreien im Bistum Augsburg – zu dem auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen gehören – geweiht und das Weihe-Versprechen der Priester erneuert.

Zu Beginn seiner Predigt zeichnete Bischof Meier ein kirchliches Panorama, das eingerahmt ist von den Ergebnissen des Synodalen Wegs hierzulande und dem weltweiten synodalen Prozess, der mit dem Abschluss der kontinentalen Phase im Herbst in die Bischofs-Synode münden soll. "Was bei uns bleibt und was viele von uns umtreibt, ist die Kirchen-Kritik, die auf eine anschwellende Unzufriedenheit mit dem Zustand des Volkes Gottes – gerade in Deutschland – schließen lässt." Das zahlreiche Erscheinen in dieser krisenhaften Zeit sei nichts Selbstverständliches, begrüßte er die Priester und Diakone, die seiner Einladung gefolgt waren.

Denn auch die Diözese Augsburg bilde hier keine Ausnahme und leide ebenso unter den vielen Austritten. "Wir spüren, wie das Versagen von Verantwortungsträgern in unser eigenes Leben und Glauben hineingreift. Diese Zeit verunsichert viele", so der Bischof. Dies gelte jedoch für alle, die sich haupt- und ehrenamtlich in der Seelsorge engagieren. Er appellierte an sie, sich nicht herauszuhalten, sondern die Nähe zu den Menschen zu suchen.

Seine Mitbrüder im Chorraum konfrontierte Bischof Meier schließlich mit provokativen Fragen nach dem eigenen Standort. "Stehen wir hilflos im gesellschaftlichen Abseits, nicht selten aufgrund der schändlichen Missbrauchs-Geschichte konfrontiert mit Argwohn und Verdacht? Wo ist unser Platz? (…) Wozu brauchen wir überhaupt noch Priester?" Auf dem Synodalen Weg habe es durchaus Stimmen gegeben, die deutlich vernehmbar von einer priesterlosen Kirche träumten, um so angeblich "die wahre und ursprüngliche Form des Evangeliums freizulegen". 

Dem in diesem Sinne herbeigesehnten Untergang des Weihepriestertums stellte der Augsburger Bischof eine biblisch unterfütterte Antwort entgegen. Der Zweifel, ob Jesus selbst schon Priester geweiht habe, gehe für ihn jedenfalls an der Realität dessen vorbei, was Kirche sei. "Die Kirche ist Gottes Schöpfung in der Welt, und Schöpfung ist nichts Statisches, sondern geschieht immer als Evolution, als Entwicklung: Herausbilden und Herausformen dessen, was Gott in sie hineingelegt hat."

Jesus Christus, das Urbild, brauche daher ein Abbild. Christus müsse in der Kirche zur Gestalt kommen, damit sie "christuskonform" sein könne. Die alles entscheidende Frage dabei sei: "Wie bildet sich das, was sich mit Christus endgültig als Zeitenwende in die Geschichte eingeprägt hat und mit ihm eine neue Schöpfung geworden ist, in der Kirche ab? Wie erhält es seine richtige Form? Das ist der Knackpunkt."

An diesem Punkt komme für ihn der Kreis der zwölf Apostel ins Spiel. Diese stünden für "die offizielle amtliche Zeugenschaft" und bildeten gemeinsam mit Jesus "den Kern des neuen Volkes Gottes, der Kirche". Die Zwölf seien kein "Männer-Club" besonders Auserwählter, sie seien die Grundgestalt der apostolischen Kirche, deren Form sich im Lauf der Geschichte ausgeprägt habe und bis heute entfalte.  "Die Zeugenschaft der Zwölf findet in der sakramentalen Ämterstruktur der Kirche ihre Fortsetzung."

Bei allen Diskussionen um Zugangs-Bedingungen und Ausgestaltungen hat Bischof Meier jedoch klare Vorstellungen davon, was er von seinen Priestern erwartet: Zeugenschaft betreffe die ganze Person und sei ein Anspruch, den es "mit dem Kleingeld des alltäglichen Zeugnisses einzulösen" gelte. "Dem Zeugen geht die Botschaft zu Herzen. Das Evangelium ist ihm eine Herzensangelegenheit."

Für ihren Einsatz in der Seelsorge beließ es der Bischof nicht bei einem rein formalen "Vergelt's Gott" an seine Mitbrüder. Vielmehr legte er ihnen drei Dinge besonders ans Herz, um sie in ihrem weiteren Dienst zu stärken und zu stützen: "Eure Sorgen sind meine Sorgen", "Jeder von uns ist von Gott geliebt. Das ist ein Grund zum Feiern" und – mit den Worten des heiligen Ignatius von Loyola gesprochen – "Wenn man sich nach bestem Wissen und Gewissen bemüht, kann man den Rest dem überlassen, der die Macht hat, alles zu tun, was er will".

Auf die Predigt und die Erneuerung der Bereitschaft zum priesterlichen Dienst folgte die Weihe der heiligen Öle. In einer feierlichen Prozession wurden diese in großen Gefäßen in den Altarraum getragen: Das Katechumenenöl brachten Mitglieder des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem zum Altar, das Krankenöl brachten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik-Seelsorge und das Chrisamöl wurde schließlich von zwei Ständigen Diakonen gebracht. Nach dem Gottesdienst wurden diese drei heiligen Öle, insgesamt waren es nach Angaben der Diözese 100 Liter, in kleinere Behälter abgefüllt und versiegelt sowie an Frauen und Männer aus den einzelnen Dekanaten verteilt.

Musikalisch gestaltet wurde die heutige Chrisam-Messe vom Karl-Kraft-Chor der Augsburger Domsingknaben und von Domorganistin Claudia Waßner. Der Chor unter der Leitung von Vinzenz Doering sang die "Missa Chrismatis" von Anton Bruckner (1824-1896).

Bei der Chrisam-Messe weiht der Bischof für das Bistum Augsburg den Chrisam, das Katechumenenöl und das Krankenöl. Chrisam wird bei der Taufe, der Firmung, der Priester- und der Bischofsweihe verwendet sowie bei der Altarweihe und der Glockenweihe. Mit dem Katechumenenöl werden die Taufbewerberinnen und Taufbewerber (Katechumenen) auf den Empfang der Taufe vorbereitet. Mit dem Krankenöl werden bei der Spendung des Sakraments der Kranken-Salbung die Kranken durch den Priester gesalbt, um sie zu stärken.

Die heutige Predigt des Bischofs zur Chrisam-Messe erscheint in der "Blauen Reihe" des Sankt-Ulrich-Verlags. Unter dem Titel "Synodalität – Entlastung und Stärkung des Amtes" ist dort zudem das theologische Impuls-Referat abgedruckt, das Bischof Bertram Meier am 3. März bei der Frühjahrs-Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken gehalten hat. Dessen Titel: "Synodale Kirche als Suchgemeinschaft". Das Heft liegt kostenlos im Augsburger Dom aus und kann auch angefordert werden per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


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