Debatte über Schulsystem im Landkreis: CSU-Abgeordneter Karl Straub wirft dem SPD-Kreisvorsitzenden "unbegründete Angstmache" vor und rät ihm, die Wahlkämpfe abzuhaken
(zel) In der ebenso kontroversen wie unauflösbaren Debatte zwischen Sozialdemokraten und Christsozialen über die Schulpolitik im Kreis Pfaffenhofen hatte gestern, wie berichtet, SPD-Kreischef Markus Käser zurückgeschossen. CSU-Kreistagsfraktionschef Reinhard Heinrich und dessen Vize, dem Landtagsabgeordneten Karl Straub, falle „außer den verstaubten CSU-Mantras nichts konstruktiv Neues“ ein, wetterte Käser. „Sie schließen die Augen und Ohren vor Realitäten und behaupten, dass hier nur ein Krisenszenario heraufbeschworen würde“, kritisiert er und unterstellte der CSU, sie wolle „ideologisch motivierte Kämpfe führen und innovative Schulentwicklungsprozesse verhindern“. Daraufhin hat sich nun Straub wiederum zu Wort gemeldet.
„Wir sind für Ideen immer aufgeschlossen“, sagt Straub in Richtung Käser. „Aber man sollte lieber miteinander reden und nicht übereinander. Gerade in Zeiten nach dem Wahlkampf“, findet der Wolnzacher CSU-Abgeordnete. „Ich denke, dass ich bewiesen habe, dass ich parteiübergreifend konstruktive Vorschläge aufnehme und gerne darüber diskutiere.“
Bekanntlich hatte Käser die Debatte losgetreten, als er vor dem möglicherweisen drohenden Aus der Mittelschule in Schweitenkirchen gewarnt hat. Er verwies dabei auf die Analyse der SPD-Landtagsfraktion in Zusammenarbeit mit dem Bildungswissenschaftler Dr. Ernst Rösner vom Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund. Demnach sind derzeit mindestens 163 Standorte von Mittelschulen (frühere Hauptschule) in Bayern von der Schließung bedroht – darunter auch die in Schweitenkirchen.
Diese Analyse hatte Käser zum Anlass genommen, um gegen das drohende Schulsterben Alarm zu schlagen und um der CSU und den Freien Wählern im Kreistag vorzuwerfen, sie seien schulpolitisch „weit neben der Spur“. Die Christsozialen schossen daraufhin zurück. Heinrich und Straub warfen Käser vor, Stimmungsmache auf Kosten von Eltern und Schülern zu betreiben, attestierten ihm „Hau-Drauf-Politik“ sowie „Profilierung“ – und versicherten zugleich: „Das Fortbestehen aller Mittelschulen im Landkreis ist gesichert.“
Käser hatte daraufhin gestern noch einmal nachgelegt und diese Zusage der CSU als „sehr gewagt“ bezeichnet. Denn: „Die amtlichen Schuldaten der vergangenen Jahre zeigen einen eindeutigen Trend.“ Das Wahlverhalten in Richtung Realschule und Gymnasium sei unverändert und auch die Geburtenzahlen sinken weiter. An einigen Standorten hätten sich die Schülerzahlen an der Mittelschule innerhalb der vergangenen zehn Jahre halbiert. Das sind für Käser die Fakten, auf deren Basis es Lösungen für die Zukunft zu finden gelte. „Da helfen auch keine Beschwörungsformeln und Durchhalteparolen wie die von MdL Karl Straub“, so Käser gestern.
Straub hält hier wiederum dagegen: Natürlich könne man nicht wissen, wie es in 15 Jahren aussehe. „Aber unbegründete Angstmache über Pressemitteilungen ist sicherlich nicht zielführend“, sagt er.
Und noch einen Tipp hat Straub an den SPD-Kreischef und frisch gebackenen Kreisrat. „Käser sollte sich einfach mal beruhigen, die Wahlkämpfe abhaken und seine Aufgabe als Kreisrat wahrnehmen und mit den entsprechenden Leuten Kontakt suchen.“ Auch im Bildungsausschuss des bayerischen Landtags werde übrigens immer schon über die Parteigrenzen hinweg konstruktiv diskutiert und gearbeitet, so der CSU-Abgeordnete Straub.
Viel mehr will Straub zu der entbrannten Schul-Debatte mit SPD-Kreischef Käser nicht mehr sagen, wie er gegenüber unserer Zeitung erklärt. Zu seiner eigenen Rolle als MdL stellt er mit Blick auf Schulsystem und Schulpolitik klar: „Meine Aufgabe als Stimmkreisabgeordneter ist es, mich für den Landkreis einzusetzen. Und wenn Lehrer, Schüler und Eltern in überwiegender Zahl der Meinung sind, dass Änderungsbedarf besteht, dann werde ich mich dafür einsetzen.“ Aber momentan sehe er den Änderungsbedarf eben nicht – da er in vielen geführten Gesprächen nicht geäußert worden sei.
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