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Unserer Zeitung sind pünktlich zum WM-Beginn Dokumente zugespielt worden, aus denen hervorgeht, welche Gedanken sich Teamchef Thomas Herker über seine Star(t)elf macht

Von Tobias Zell 

Heute beginnt bekanntlich die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Zum ersten Mal rollt die WM-2014-Kugel ab 22 Uhr unserer Zeit, wenn die hoch eingeschätzten Gastgeber gegen die schwer auszurechnenden Kroaten auflaufen. Das deutsche Nationalteam muss erstmals am Montagabend (18 Uhr) ran, Gegner ist dann Portugal. Natürlich wird bis dahin viel spekuliert, welche elf Akteure Bundestrainer Jogi Löw dann aufs Feld schickt. Unserer Redaktion sind indes Geheimdokumente in die Hände gefallen, aus denen hervorgeht, welche Gedanken sich der Pfaffenhofener Teamchef Thomas Herker (SPD) über seine (politische) Star(t)elf macht. Wir berichten hier in wesentlichen Auszügen aus diesen brisanten Aufzeichnungen. 

Tor

Im Tor soll unseren Informationen nach Franz Schmuttermayr (CSU) stehen, der schon unzählige Welt- und Europameisterschaften miterlebt hat. Er soll seine ganze Erfahrung in die Waagschale werfen. Sein für einen Fußballer biblisches Alter spielt dabei eher eine positive Rolle. Denn Tormänner sind ohnehin zumeist erst im reifen Alter auf dem Höhepunkt ihres Könnens; und überhaupt muss man als Keeper eh nicht viel laufen. Schmuttermayr ist als Spengler darüberhinaus wohl als einziger in der Lage, die materielle Beschaffenheit eines Tors wirklich fachkundig zu überprüfen und kann, falls Probleme auftauchen, notfalls selbst Hand anlegen. 

Abwehr

In der Abwehr setzt Herker wohl auf Thomas Röder (CSU). Viele hätten ihn eher im Mittelfeld erwartet, doch Insider glauben, dass Herker glaubt, Röder fehle dazu die nötige Kreativität. In der Abwehr scheint Röder indes fix. Zum einen, weil er konsequent dranbleibt, selbst nach verlorenen Zweikämpfen nicht aufsteckt und auch nicht zum Revanche-Foul neigt, sondern stets versucht, mit fairen Mitteln an den Ball zu kommen. Zum anderen weil er es schon wegen seines Berufs als Polizist gewohnt ist, sich an taktische Vorgaben zu halten, auch wenn sie noch so spaßfrei sind. In seiner Rolle als Ermittler bei der Inspektion Pfaffenhofen ist es sein Tagesgeschäft, Verbrechern hinterherzulaufen, sich in sie hineinzuversetzen und sie letztlich zu kriegen – genau diese Fähigkeiten sollten ihn zu einem Innenverteidiger machen, an dem es kein Vorbeikommen gibt. 

Neben Röder soll Roland Dörfler (Grüne) im Zentrum dicht machen. Er genießt als Kapitän der DGB-Kreisauswahl und wegen seiner ruhigen, bedächtigen Art hohes Ansehen im Kader. Er sei oftmals zu ruhig, monieren Experten, er scheue Zweikämpfe, bei denen es wehtun kann. Doch Dörfler lässt sich von solch kritischen Stimmen nicht aus der Ruhe bringen, verfolgt seine Ziele mit Bedacht und will auch weiterhin nur grätschen, wenn es unbedingt sein muss. Letzteres macht bekanntlich einen guten Verteidiger aus. Und ihm hat es immerhin die Ernennung zum Ersatz-Spielführer eingebracht.

Nicht wegzudenken aus der Abwehr ist Albert Gürtner (FW). Er verpasst kein Training und erst recht kein Spiel, ist eine der Säulen im Personalgefüge von Herker. Zwar glaubt er mitunter, er könne es besser als der Trainer selbst, doch diese Anflüge sind eher dem Druck aus dem Verein geschuldet und nach entsprechenden Abstimmungen, die ernüchternd ausfallen, schnell wieder zu den Akten gelegt. Positiver Nebeneffekt: Gürtner rennt und ackert hinterher immer noch mehr als vorher. Verzichten kann und will Herker nicht auf ihn. Gürtner ist – mit Ausnahme der genannten Eskapaden, aber die machen einen großen Spieler ja erst richtig groß – fleißig und vor allem allseits geschätzt bei den Teamkameraden. Seine Beliebtheit geht nach Insider-Informationen sogar soweit, dass im Training sich keiner voll durchzuziehen traut, wenn Gürtner bei Freistoß-Übungen in der Mauer steht – denn niemand will der sein, der seine Frisur zerstört.

Einen vierten Verteidiger gibt es nach unseren Informationen in der Star(t)elf nicht, da sich Herker für ein durchaus bemerkenswertes 3-5-2-System entschieden hat. Zum einen ist Verteidigung sein Ding nicht, zum anderen fehlen ihm schlicht die Spieler für eine auf Defensive ausgerichtete Marschroute. Er setzt deshalb auf Angriff, Ballbesitz und Typen, die die viel zitierten Eier haben. 

Mittelfeld

Im defensiven Mittelfeld will Herker wieder auf Reinhard Haiplik (ÖDP) zurückgreifen. Der verteidigt die eigenen Werte ebenso wie das eigene Tor mit Passion, Einsatz und Geschick. Zwar gilt er manchmal als schwer trainierbar, weil er aufgrund seines intellektuellen Hintergrunds vieles weiß und noch mehr besser, doch letztlich hält er sich dann im Spiel – vor allem, wenn es um was geht – dann doch an die Vorgaben des Trainers, weil er ja weithin in der Startelf stehen will.

Entfaltet Haiplik, den viele – manche aus Wertschätzung, andere aus Neid über die vielen Ferien – nur „Studienrat“ nennen, dann erst einmal seine volle Stärke, die aus einer Mischung aus genialem Erkennen von Situationen und dem entsprechend richtigem Reagieren besteht, ist er ein unverzichtbarer Baustein der Herker’schen Defensive. Würde Haipliks Agieren auf dem Rasen nicht hin und wieder von einer zu starken Fokussierung auf gewisse Lieblings-Spielzüge und einem allzu nostalgischem Hang zur WM-Taktik von 1954 geprägt sein, er wäre eine echte Alternative im zentralen Mittelfeld. 

Kein Weg vorbei führt im Mittelfeld an Hans Prechter (CSU), der die Fußball-Geschichte schon jetzt um ein Kapitel bereichert hat. Einst selbst Teamchef, hat er sich nach seiner Absetzung entschlossen, die Taktiktafel wegzulegen und wieder das Trikot überzustreifen. Seither bereichert er die Mannschaft als Spieler, der beide Seiten kennt: Die von Gala-Empfängen für Trainer in Smoking und Designer-Schuhen, auf denen Champagner ausgeschenkt wird und sich kurz-berockte Frauen anbiedern – und eben die von dreckigen Trikots und schmerzenden Schienbeinen, von Kabinen-Partys mit Bier und Lachsersatz und ganz ohne Weiber. Prechter hat sich zurückgewandelt, vom Pep Guardiola, der mit sicherer Hand ein ganzes Orchester dirigiert, zum Hans-Peter Briegel mit heruntergerollten Stutzen, der selbst zur Grätsche ansetzt.

Aber ein Hans Prechter will nicht nur aufgestellt werden, weil er früher mal der Chef war. Nein, er rennt und kämpft, liest das Spiel und zieht die Strippen. Zu seinem Nachfolger pflegt er seit jeher ein gutes Verhältnis. Dem Vernehmen nach war es ausgerechnet Prechter, der dem kleinen Thomas damals den Unterschied zwischen Raum- und Manndeckung erklärt hat.

Prechter hat seit seiner Rückkehr auf den Platz gut acht Kilo abgenommen, läuft mehr als je zuvor und schickt sich an, zur Legende zu werden. Allerdings droht ihm das Schicksal der Vergessenheit. Denn sein mitunter ungeschickter Umgang mit den Fernsehleuten könnte ihn den Einzug in die „Hall of Fame“ nachhaltig verbauen. Prechters Angst vor der Unendlichkeit hat nämlich dazu geführt, dass er den TV-Stationen nur die Live-Sendung von Interviews mit ihm erlaubt, eine Archivierung des Materials aber strikt untersagt.

Ausschnitt aus dem Foto, das uns der Maulwurf von der Herker'schen Taktik-Schulung zugespielt hat. Wer versteht, was hier gemeint ist, dem ist vermutlich nicht zu helfen. 

Für Kreativität im Mittelfeld soll Manfed „Mensch“ Mayer sorgen. Er, der Interkulturelle und Integrative, gilt als der Aufsteiger im Kader und darf sich trotz seiner erst kürzlich erfolgten Nominierung berechtigte Hoffnungen auf einen Stammplatz machen. Mayers Spielstil gilt als schwer auszurechnen für den Gegner. Im Verein hat er sich beim GfG Pfaffenhofen längst unverzichtbar gemacht und soll nun auch die Auswahl inspirieren. Mayer, der sich aufgrund seiner Unangepasstheit als einziger einen Künstlernamen leisten kann und damit in dieser Hinsicht sogar noch Kopetzky überflügelt, gilt allerdings intern als mitunter schwierig, wenngleich ergebnisorientiert. Die einen setzen große Hoffnungen in ihn, die anderen wieder unken, er müsse erst einmal zeigen, ob er sich auf der ganz großen Bühne durchsetzen kann, wo mit der viel zitierten englischen Härte gearbeitet und auch einmal die eine oder andere Schwalbe zelebriert wird.

Für Schwalben gilt Mayer indes als zu ehrlich, ja überhaupt könnte ihm die nötige Kaltschnäuzigkeit fehlen. Man munkelt, er sei damals sogar in der Jugend einmal nach einem wirklich harten Zweikampf, der ihn brutal niedergestreckt hat, zum Schiedsrichter gehumpelt, um ihm an Eides Statt zu versichern, der Gegner habe wirklich erst den Ball gespielt und ihn dann umgenietet. Der Schiri nahm daraufhin in der 89. Minute den Elfmeter-Pfiff zurück, gab Eckball und Mayers Team verlor 1:2. Herker indes soll, so verlautet aus gut informierten Kreisen, von den Fähigkeiten Mayers im Spielaufbau felsenfest überzeugt sein. Und selbst der eine oder andere Kritiker lässt sich mit dem Argument besänftigen, dass in jeder Mannschaft, die irgendwann einmal Geschichte geschrieben hat, immer mindestens ein Langhaariger war.

Seinen Platz im Mittelfeld dürfte auch Franz Niedermayr (FDP) haben. Und das nicht nur deshalb, weil Teamchef Herker versprochen hat, aus jedem Verein mindestens einen Spieler in den Kader zu berufen. Niedermayr gilt als kühler Rechner und in seinem Klub als Sachverständiger und Ingenieur der Hoffnung. Kürzlich übernahm er von dem mit mehreren Affären in Verbindung und glücklosen gebrachten Rainer Daschner die Kapitänsbinde in dem chronisch abstiegsbedrohten Verein, den er nun in eine bessere Zukunft führen will. Niedermayr gilt zwar nicht als besonders laufstark, doch im richtigen Moment ist er stets zur Stelle und hebt die Hand – um zu signalisieren: Spielt mich an! Und wie das im Fußball ist: Da läufst und winkst du 99 Mal umsonst, aber beim 100. Mal kriegst du die Kirsche und machst das Ding. Insider trauen Niedermayr das bei Gelegenheit zu. 

Um den letzten freien Platz im Mittelfeld dürften Peter Heinzlmair (FW) und Steffen Kopetzky (SPD) konkurrieren. Das Rennen gilt als völlig offen und die Entscheidung fällt wohl in erster Linie nach der Abwägung, ob Teamchef Herker mehr auf Kreativität oder auf solides Handwerk setzt. Kopetzky gilt als Virtuose mit Spielmacher-Qualitäten, aber  mitunter auch als Diva. Als einer, der mit einem einzigen genialen Pass ein Match entscheiden kann. Aber auch als einer, der an einem schlechten Tag kaum in Erscheinung tritt. Der Arjen Robben von Pfaffenhofen, wie es hinter vorgehaltener Hand heißt. Heinzlmair ist dagegen ein Arbeiter, ein Renner, kopfballstark und keinen Zweikampf scheuend.

Beide haben ihre Vorzüge, beide sind ausgewiesene Mittelfeld-Spezialisten. Es dürfte wirklich nur darauf ankommen, was sich Herker taktisch zurechtlegt. Heinzlmair nimmt es bereits im Vorfeld schon pragmatisch. „Nicht so rumeiern“ solle der Teamchef, sondern einfach aus der Lippe fallen lassen, ob er jetzt spielt oder nicht. Einem Kopetzky muss man indes die Entscheidung des Trainers schon etwas dialektischer beibringen. Nach Informationen unserer Zeitung soll er schon im Trainingslager den Kameraden, der ihm seinen Platz in der Startelf streitig macht, als „Der letzte Dieb“ bezeichnet haben.

Sturm

Im Angriff soll, wenig überraschend, Markus Käser (SPD) für Wirbel in den gegnerischen Abwehrreihen sorgen. Er fühlt sich in dieser Rolle durchaus wohl. Zwar fehlen ihm technisch und konditionell mitunter die letzten Prozentpunkte zum international gefürchteten Torjäger, doch aus Herkers Abteilung Attacke ist er kaum wegzudenken. Freilich wäre Käser aufgrund seiner Stärken im Reingrätschen und Wadlbeißen vielleicht im Mittelfeld oder gar in der Innenverteidigung besser aufgehoben.

Doch dagegen spricht wiederum, dass er zum einen „vertikal beschränkt“ ist, wie Fachleute es formulieren. Will sagen: zu klein, um in den entscheidenden  Kopfball-Duellen zu bestehen. Zum anderen wäre es freilich ein zu hohes Risiko, auf einen Defensivmann zu vertrauen, der aufgrund seiner Spielweise permanent am Rande des Platzverweises agiert. Da aber Käser für Teamchef Herker aufgrund dessen individuellen Könnens gesetzt ist, bleibt nur, ihn in den Angriff zu stecken. Das eine oder andere Tor sowie zahlreiche Vorlagen sprechen indes für Käser. Er hat seinem Teamchef mit entscheidenden Treffern schon so manchen umjubelten Erfolg beschert. Und solange Herker mit Käser gewinnt, schweigen die Kritiker.

Neben Käser soll Martin Rohrmann (CSU) stürmen. Er steht schon seit einigen Jahren im erweiterten Kader, der Durchbruch ist ihm aber wohl in diesem Frühjahr gelungen. Rohrmann gilt als unglaublich Laufstark, was darauf zurückzuführen ist, dass er sogar in seiner Freizeit noch Halbmarathon läuft. Böse Zungen behaupten allerdings, er jogge nicht, sondern renne davon. Seine Befürworter loben dagegen die Konditionsstärke. In seinem Verein ist Rohrmann kürzlich zum Spielführer befördert worden. Als solcher sitzt er künftig auch dabei, wenn über die Rechte für Fernseh- und Internetübertragungen und –Aufzeichnungen verhandelt wird.

Rohrmann gilt als belesen und ausgeglichen, dürfte aber zeitweise seine liebe Mühe haben, seiner Rolle als Kapitän beim FC CSU gerecht zu werden. Nicht, weil man es ihm nicht zutraut, sondern weil zu befürchten steht, dass er es stets allen recht machen will – was bekanntlich nicht einmal sein Vorbild Horst Seehofer von der Bayern-Auswahl schafft, der immerhin fast täglich seine Meinung ändert. Jedenfalls sagen Insider: Rohrmann gehört die Zukunft. Zu hoffen bleibt, dass seine Leistungen im Verein überhaupt wahrgenommen werden. Denn sollten die Verhandlungen mit den Fernseh-Anstalten scheitern, dann könnte ja nicht einmal jemand sehen, was er leistet.

Verlängerung: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Satire. Jegliche Übereinstimmung mit realen Personen oder deren Wesenszügen erschien dem Autor unvermeidbar, war pure Absicht oder dient der Unterhaltung.


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