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Frei erfundene Nachrichten – Folge 2 

(zel) In der Debatte um die Aufzeichnung und Online-Archivierung der Pfaffenhofener Stadtratssitzungen zeichnet sich eine ebenso überraschende wie spektakuläre Wende ab. Nach Informationen unserer Zeitung steht die CSU-Fraktion in Verhandlungen mit den Fernsehsendern RTL, sixx, 3Sat und Kika über die Exklusivrechte ihrer Wortmeldungen im Gremium. Dem Vernehmen nach soll der Kinderkanal Kika bislang das lukrativste Angebot unterbreitet haben.

„Es ist aber noch viel zu früh, um ein Glas Champagner zu öffnen“, zitiert CSU-Fraktionboss Rohrmann seinen Parteifreund, den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Rohrmann bestätigte heute auf Anfrage, dass seine Fraktion in Verhandlungen mit „einigen Sendeanstalten“ stehe. Namen will er indes nicht nennen. Und auch zur konkreten Ausgestaltung einer möglichen Kooperation sowie über die Summe, die über den Tisch gehen soll, schweigt er sich mit Verweis auf laufende Verhandlungen aus. Doch grundsätzlich gibt er sich optimistisch: „Ich kann soviel sagen: Wir werden in jedem Falle am Ende eine Einigung erzielen.“ 

Überraschend ist diese Entwicklung vor allem deshalb, weil die seit der Stadtratswahl im März neu formierte CSU-Fraktion sich bislang geschlossen einer längerfristigen Archivierung der Video-Aufzeichnungen verweigert hatte. Begründet worden war dies zum einen mit Bedenken hinsichtlich der Persönlichkeitsrechte, zum anderen verlautete aus Reihen der Christsozialen eine gewisse „Angst vor der Unendlichkeit“ – weil was einmal im Internet stehe, das sei da nur schwer wieder rauszukriegen, hieß es sinngemäß.

Deshalb sind derzeit auch die Redebeiträge der CSU-Räte in den im Archiv-System der Stadt gesammelten Video-Aufzeichnungen der Sitzungen weder zu sehen noch zu hören. Was böse Zungen zu der Formulierung „CSU wieder nicht im Bild“ oder „CSU sieht schwarz“ verleitete und auch intern für heftige Diskussionen gesorgt hat, scheint sich nun nicht nur in Wohlgefallen aufzulösen, sondern für die Christsozialen sogar zu einem großen Coup zu werden.

Wie Insider berichten, hat der TV-Sender Kika eine mittlere sechsstellige Summe geboten, um sich die Exklusivrechte der CSU-Stadtratsbeiträge bis zum Ende der Ratsperiode im Jahr 2020 zu sichern. Unbestätigten Gerüchten zufolge feilen beide Seiten aber an einem Mega-Deal, der weit über die Übertragung und Archivierung der Wortbeiträge aus den Sitzungen hinausgeht.

Offenbar ist  der Kinderkanal sogar bereit, eine neue Sendung ins Programm nehmen. Unter dem Titel „Schwarze Nacht nach Acht“ sollen jeden Montag, Mittwoch und Freitag ab 20.07 Uhr, also zur besten Sendezeit, einige Vertreter der Pfaffenhofener CSU-Fraktion ihre Sicht der Dinge ausführlich darstellen können. In HD und bester Dolby-Surround-Qualität. 

Angedacht sind zudem im Zuge dieser groß angelegten Medien-Kooperation weitere Formate, die das Profil der einzelnen CSU-Politiker schärfen sollen. Unbestätigten Informationen zufolge soll Franz Schmuttermayr der Hauptdarsteller in einer Heimwerker-Sendung werden. Thomas Röder, im Hauptberuf Polizist, soll in pfiffigen Live-Schalten Einblicke in die Verbrecherjagd in der Kreisstadt bieten und zudem Tipps zum Verhalten der Verkehrsteilnehmer an besonders neuralgische Stellen im Stadtgebiet geben.

Fraktionschef und Anwalt Martin Rohrmann soll ebenfalls ein eigenes Format bekommen. Bei ihm ist dem Vernehmen nach aber noch nicht ganz klar, ob er in einer klassischen Gerichts-Sendung als Verteidiger auftreten soll oder in einem spektakuläreren neuen Format als Vermittler und teilweise sogar Ermittler auftreten soll. Vorstellbar wäre zum Beispiel, dass er in einer abendfüllenden Pilot-Sendung den Rechtstreit zwischen dem Landratsamt und dem Anwohner beleuchtet und am Ende im Handstreich löst. Der Nachbar, der wegen des Landratsamt-Anbaus durch Schattenwurf  seine Lebensqualität verdunkelt sieht, hat bekanntlich einen Baustopp erwirkt.

Altbürgermeister Hans Prechter könnte nach Informationen unserer Zeitung sogar eine eigene Talk-Show bekommen, in der er Vertretern der bunten Koalition knallhart auf den Zahn fühlt und sie erst aus dem Studio lässt, wenn das jeweilige Problem im Sinne der Bürger gelöst ist. Weil aber noch nicht klar ist, ob die Politiker aus dem bunten Bündnis überhaupt der Einladung zu dem unangenehmen Verhör folgen würden, bastelt Kika offenbar im Hintergrund an einem Alternativ-Format. Dabei ist Gerüchten zufolge an eine revolutionäre Call-in-Sendung gedacht. Anrufer sollen unter dem Motto „Herker oder Prechter – wer ist schlechter?“ direkt in die Sendung durchgestellt werden und könnten sich unbehelligt über den derzeitigen Bürgermeister Thomas Herker (SPD) oder seinen Vorgänger Prechter auskotzen.

Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, sind die Verhandlungen zwischen der CSU und dem Kika bereits weit gediehen. Aber auch die Konkurrenz-Sender sollen noch immer gute Chancen haben. Neben der Summe, die den Christsozialen überwiesen werden soll, dürften vor allem die mediale Aufbereitung, die Sendezeiten sowie der Umfang der Kooperation eine entscheidende Rolle spielen.

Auf Anfrage unserer Zeitung äußerte man sich bei Kika zurückhaltend. „Ja, es gibt Gespräche“, bestätigte der Pressesprecher des TV-Senders lediglich. Zu Inhalten, zum Zeitplan oder zum Stand der Verhandlungen werde man sich zum momentanen Zeitpunkt aber nicht äußern. Bei RTL winkt man dagegen direkt ab. Zu laufenden Verhandlungen gebe man grundsätzlich keinen Kommentar und schon erst recht keine offizielle Stellungnahme ab. Die Anfragen unserer Redaktion bei 3Sat und sixx sind bislang unbeantwortet geblieben. 

Auf Seiten der bunten Koalition, wo man auch bereits hinter vorgehaltener Hand von dem sich anbahnenden TV-Deal der politischen Konkurrenz mitbekommen hat, reagiert man einigermaßen verschnupft. SPD-Fraktionchef Markus Käser, der sonst nie um einen Kommentar verlegen ist, wollte erst einmal gar nichts sagen. „Da fehlen mir die Worte“, lässt er sich zitieren, wird dann aber doch noch gesprächig. „Jetzt ist mir schon klar, warum die CSU gegen die kostenlose Aufzeichnung und Archivierung ist. Die wittern da den großen Reibach“, schimpft Käser. Er verweist darauf, dass sowohl der bisherige Live-Stream als auch das Archiv-System mit städtischen Mitteln finanziert würden – und das seien letztlich Steuergelder. „Da jetzt auszuscheren, um sich selbst die Taschen vollzumachen, ist unsozial“, so der Obersozi.

Grünen-Kreischefin Kerstin Schnapp, die im Hauptberuf selbst in der TV-Branche arbeitet, gibt sich da verständlicherweise deutlich zurückhaltender. „Natürlich stinkt es mir, dass die CSU nicht gleich gesagt hat, dass es ihr ums Geld und nicht um Persönlichkeitsrechte geht“, so Schnapp. Sie habe aber „ein gewisses Grundverständnis“ dafür, dass jeder das Recht habe, mit den Rechten an seinem Wort und Bild zu verfahren, wie er wolle. „Der Wähler wird das schon einzuordnen wissen“, hofft Schnapp.

Bei den Freien Wählern will man sich zu den kursierenden Gerüchten nicht äußern. „Wir reden nicht über ungelegte Eier“, sagt Peter Heinzlmair. Mit dem Thema werde man sich dann befassen, wenn die CSU Fakten präsentiere. An Spekulationen werde man sich jedenfalls nicht beteiligen, so der FW-Fraktionschef. Einen kleinen Seitenhieb kann er sich aber dann doch nicht verkneifen: „Ich glaube, selbst die hässlichsten Bahnstrecken Deutschlands oder ein Testbild hätte eine bessere Einschaltquote als die Wortmeldungen der CSU im Stadtrat.“

Bisherige Folgen:

GfG gibt Stadtratsmandat an FDP-Chef Daschner ab – Frei erfundene Nachrichten, Folge 1


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