Während der 79-Jährige Geld und Wertsachen in Garmisch-Partenkirchen einem Unbekannten überreichte, wurde seine Gattin (74) zu einer weiteren Übergabe nach Ingolstadt gelockt. Die Senioren wohnen im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
(ty) Eheleute aus dem Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind am Mittwoch gleich doppelt auf Telefon-Betrüger hereingefallen. Die beiden fielen Schock-Anrufern zum Opfer, die ihnen Lügen-Geschichten um einen angeblich tödlichen Unfall und ihre vermeintlich inhaftierte Tochter auftischten. Zunächst machte sich dann der 79-Jährige auf den Weg nach Garmisch-Partenkirchen und übergab Geld, Schmuck, Münzen und Gold im Gesamtwert von mehreren zehntausend Euro an eine fremde Frau. Während der Rentner noch unterwegs war, wurde seine 74-jährige Gattin von den Kriminellen kontaktiert, belogen und nach Ingolstadt bestellt. Dort übergab sie Münzen im Wert eines fünfstelligen Euro-Betrags an einen fremden Mann. Dass beide Seniorin zum Opfer von Betrügern geworden waren, bemerkten sie laut Polizei erst im Nachhinein.
Wie das Polizeipräsidium Oberbayern-Süd berichtet, waren die Eheleute im Alter von 79 und 74 Jahren aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen am Mittwoch zunächst von einer bislang nicht identifizierten Anruferin kontaktiert worden, die sich als deren Tochter ausgab. Sie gaukelte den Senioren dann vor, dass sie einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und dass nun eine Kaution für ihre Freilassung gezahlt werden müsse. Die vermeintliche Tochter habe dabei auch ihre Festnahme durch Polizei und Staatsanwaltschaft fingiert.
Laut Polizei übergab der 79-Jährige gegen 13.45 Uhr in Garmisch-Partenkirchen am Rathausplatz schließlich Bargeld sowie einige Schmuck-Gegenstände, Münzen und einen Goldbarren im Wert eines mittleren fünfstelligen Euro-Betrags an die Betrüger. "Eine Abholerin konnte das Bargeld sowie die weiteren Wertgegenstände an sich nehmen und sich von der Örtlichkeit unerkannt entfernen", heißt es im Bericht der Polizei.
Die am Wohnort verbliebene Gattin des 79-Jährigen sei zeitgleich erneut telefonisch von den Betrügern kontaktiert worden. Der unbekannte Anrufer habe sich dabei als Staatsanwalt ausgegeben und für die Freilassung der vermeintlich festgenommenen Tochter weiteres Bargeld beziehungsweise Wertsachen gefordert. Die 74-Jährige habe sich daraufhin im Laufe des Nachmittags – noch vor der Rückkehr ihres Ehemanns – nach Ingolstadt begeben. Dort habe sie schließlich Münzen im Wert eines niedrigen fünfstelligen Euro-Betrags an einen männlichen Abholer übergeben.
Diese Übergabe erfolgte laut Polizei zwischen 16.30 Uhr und 16.45 Uhr im Bereich der Schollstraße im Osten der Stadt. "Im weiteren Verlauf flüchtete der Betrüger mit seiner Beute unerkannt", so die Polizei. Die zuständige Kripo hat die Ermittlungen zu den Vorfällen bereits übernommen. Die Beamten bitten in diesem Zusammenhang auch um Hinweise aus der Bevölkerung. Wer sachdienliche Angaben machen kann, wird darum gebeten, sich unter der Rufnummer (0 80 31) 20 00 beim Polizeipräsidium Oberbayern-Süd zu melden oder eine anderen Polizei-Dienststelle zu kontaktieren.
Beschreibung der Beute-Abholerin in Garmisch-Partenkirchen:
- zirka 30 Jahre alt
- etwa 150 bis 160 Zentimeter groß
- "unauffälliger" mitteleuropäischer Typ
- heller Hauttyp
- schlanke Figur
- sprach gebrochen Deutsch mit ausländischem Akzent
- auffällig runder Strohhut
- helle, weite 3⁄4-lange Hose
- geflochtene, helle Tragetasche
Beschreibung des Beute-Abholers in Ingolstadt:
- zirka 25 Jahre alt
- etwa 170 Zentimeter groß
- normaler Haarschnitt
- vermutlich dunkelbraunes Haar
- ausländisches Aussehen
- weißes T-Shirt
- kurze Hose
- keine Brille
- kein Bart
Die Kripo fragt:
- Wer hat die oben beschriebenen Personen am 7. August zu den jeweiligen Tatzeiten gegen 13.45 Uhr in Garmisch-Partenkirchen beziehungsweise zwischen 16.30 Uhr und 16.45 Uhr in Ingolstadt gesehen?
- Wer kann Hinweise zur Identität dieser Personen geben?
- Wer hat zur relevanten Zeit verdächtige Fahrzeuge in den Nahbereichen der jeweiligen Tatörtlichkeiten gesehen?
- Wer hat sonst sachdienliche Informationen, die zur Tataufklärung dienen können?
Die Polizei warnt und rät:
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen, zum Beispiel zu einem angeblichen Einbruch in der Nähe oder einer Kaution, die angeblich unbedingt zu bezahlen ist!
- Die Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen! Legen Sie einfach auf!
- Geben Sie am Telefon niemals Auskünfte über ihr Hab und Gut, Ihr Bargeld und Ihre Wertgegenstände! Legen Sie einfach auf!
- Lassen Sie niemanden in die Wohnung, der sehen will, wo Sie Geld oder Schmuck aufbewahren!
- Rufen Sie nie über die am Telefon angezeigte Nummer zurück! Drücken Sie keine Wahlwiederholung. Legen Sie auf und wählen Sie dann den Notruf 110!
- Erstatten Sie immer, auch im Versuchsfall, Anzeige bei Ihrer Polizeiinspektion!
- Insbesondere die Jüngeren werden ausdrücklich gebeten: Sprechen Sie offen über die perfiden Maschen der Telefon-Betrüger und sensibilisieren Sie so Ihre nahestehenden Verwandten und Bekannten, die Opfer solcher hinterhältigen Anrufe werden könnten!