Verband deutscher Hopfen-Pflanzer über die offizielle Ertrags-Schätzung, aktuelle Herausforderungen und die Markt-Situation. Hier die Details, auch für die Hallertau.
(ty) Die diesjährige Hopfen-Ernte "wird in Deutschland endlich wieder vernünftig ausfallen". Das teilte der nationale Hopfen-Pflanzer-Verband mit Sitz in Wolnzach heute mit. Nachdem die vergangenen beiden Jahre aufgrund von Hitze und Trockenheit nur unterdurchschnittliche Erträge zugelassen hatten, erwarten die deutschen Hopfen-Pflanzer für heuer eine leicht überdurchschnittliche Ernte. Laut offizieller Schätzung wird bundesweit mit insgesamt 48 964 Tonnen gerechnet. Das wären rund 19 Prozent über der Ernte-Menge vom vergangenen Jahr und neun Prozent über dem langjährigen Schnitt. Nachfolgend weitere Details, auch zu den einzelnen Anbau-Gebieten, sowie Hintergründe und Grafiken.
"Das Wetter hat in der Wachstums-Phase von Mai bis August einigermaßen mitgespielt, vor allem hat es mehr geregnet als in Vorjahren, zum Teil sogar zu viel", heißt es im aktuellen Rückblick des Verbands deutscher Hopfen-Pflanzer. "Einige Hopfengärten, etwa im Anbaugebiet Tettnang oder in der Hallertau, waren nach ergiebigen Regenfällen nicht mehr befahrbar oder gar tagelang überflutet." Das habe den Pflanzen erheblich zugesetzt und den notwendigen Schutz der Pflanzen durch entsprechende Behandlungen erschwert. In anderen Hopfengärten, etwa im Anbau-Gebiet Elbe-Saale, habe es in den Sommer-Monaten zu wenig geregnet, was vereinzelt zu Trockenstress geführt habe, wenn nicht eine Bewässerungs-Anlage eingesetzt werden konnte.
Insgesamt aber habe sich die Mehrheit der Hopfen in Deutschland in diesem Jahr gut entwickelt, so der Verband. "Die Hopfen stehen gut da und die ersten Reben werden bereits in der kommenden Woche geerntet." Wie so oft kämen in Jahren mit ausreichend Feuchtigkeit andere Herausforderungen auf die Hopfen-Pflanzer zu. "Vor allem der Pflanzenschutz war so eine Herausforderung in diesem Jahr", heißt es weiter. "Das feuchte Frühjahr und die andauernden Regenfälle haben in vielen Hopfengärten den Druck von Pilz-Krankheiten erheblich ansteigen lassen." Besonders der "falsche Mehltau" (Peronospora) habe mit seiner Primär-Infektion viele Hopfenpflanzen geschädigt – und das auch noch ungewöhnlich lange bis Anfang Juli.
Beim "echten Mehltau" war der Befallsdruck den Angaben zufolge ebenfalls hoch und erforderte wie beim "falschen Mehltau" aufwändige Bekämpfungs-Maßnahmen, um Ertrag und Qualität der Hopfen abzusichern. "Die Einschränkungen bei den zur Verfügung stehenden Pflanzenschutz-Mitteln führten zu einer Verschärfung der Situation", wird betont. "Zwar konnte die schlimmste Not durch dringend benötigte Notfall-Genehmigungen teilweise gemildert werden, allerdings sind einige Hopfen-Bestände in 2024 durch Pilz-Krankheiten erheblich geschädigt worden, weil die Verfügbarkeit und Wirksamkeit der Pflanzenschutz-Mittel nicht mehr ausreichend war."
Ein großes Problem habe der Befall mit Blattläusen und Erdflöhen dargestellt. "In zahlreichen Hopfenbau-Betrieben führten die Pflanzenschutz-Maßnahmen nicht zu dem notwendigen Erfolg, sodass sich ein massiver Blattlaus-Befall entwickelte und nahezu alle Bestände einen Erdfloh-Befall aufweisen", berichtet der nationale Hopfen-Pflanzer-Verband. "Bei den Blattläusen konnte vielen Betrieben durch Notfall-Genehmigungen geholfen werden, allerdings nur in einigen Bundesländern, während anderswo diese Hilfe versagt blieb." Wie die Schätz-Kommission berichtet habe, konnten einige Hopfengärten in der Hallertau sogar für die diesjährige Ernteschätzung nicht herangezogen werden, weil der Blattlaus-Befall zu groß gewesen sei.
Aus Sicht des deutschen Hopfen-Pflanzer-Verbandes ist das Ausbleiben dieser Hilfe nicht nachvollziehbar. "Angesichts dieses schwierigen Jahres im Sinne des Pflanzenschutzes im Hopfenbau hätten die Hopfen-Pflanzer mehr Unterstützung benötigt, erwartet und verdient", kritisiert der Verband.
Der Gehalt an Alphasäure im Hopfen, die für die Bierbittere verantwortlich sei, werde in diesem Jahr wieder im durchschnittlichen Bereich erwartet. "Auch in diesem wichtigem Qualitäts-Kriterium waren die letzten zwei Jahre enttäuschend", erinnern die Fachleute aus Wolnzach.
Die offizielle Hopfen-Ernte-Schätzung für das Anbau-Gebiet Hallertau fand nach offiziellen Angaben gestern und heute statt. Auf einer Gesamt-Anbaufläche von 16 815 Hektar werde ein Ertrag von 42 350 Tonnen geschätzt. In den übrigen Anbau-Gebieten seien in den vergangenen Tagen ebenfalls die Schätzungen vorgenommen worden. Im Bereich von Tettnang werden demnach heuer 2915 Tonnen, im Raum Elbe-Saale 2897 Tonnen sowie im Raum Spalt 765 Tonnen erwartet. Für das Anbau-Gebiet Bitburg belaufe sich die geschätzte Ernte-Menge auf 37 Tonnen.
Dies ergebe eine Gesamt-Menge von 48 964 Tonnen für das gesamte Bundesgebiet – das wären 19 Prozent mehr als im vergangenen Jahr tatsächlich geerntet worden waren. "Verglichen mit den durchschnittlichen Erträgen der letzten zehn Jahre hätte man in 2024 für Deutschland 45 000 Tonnen erwarten können", erklärt der Verband. "Das bedeutet: Für 2024 wird eine Erntemenge neun Prozent über einer Durchschnitts-Ernte erwartet."
Die vergleichsweise gute Hopfen-Ernte, die für heuer erwartet werde, treffe auf einen Markt, der von Überversorgung geprägt sei. Trotz schlechter Ernten in den vergangenen zwei Jahren seien die Brauereien gut bis sehr gut mit Hopfen versorgt. "Zum einen ist der weltweite Bier-Absatz leicht rückläufig, zum anderen hat sich die Brauwirtschaft aber in den letzten Jahren über ihren Bedarf mit Hopfen eingedeckt, somit hohe Bestände aufgebaut und zeigt deshalb derzeit wenig Interesse am Hopfenkauf", weiß der Verband deutscher Hopfen-Pflanzer.
Für die Hopfen-Bauern lasse die Ernte heuer auf etwas höhere Einnahmen hoffen. Zwar werde von eher sinkenden Preisen für so genannte Freihopfen ausgegangen, der Großteil der Hopfen sei aber bereits in Vorkontrakten zu fixierten Preisen verkauft. "Und weil die Ernte-Mengen in diesem Jahr höher sind, werden diese Verträge überwiegend auch voll bedient werden können und nicht unterliefert, wie in den Vorjahren", heißt es aus Wolnzach.
Weltweit werde ebenfalls von einer in etwa durchschnittlichen Hopfen-Ernte ausgegangen. Große Aufmerksamkeit erregten die erheblichen Flächen-Reduzierungen in den USA. Auch in den Markt-Segmenten der dortigen Hopfen-Sorten seien sehr große Vorräte aufgebaut worden. In den vergangenen zwei Jahren sei deshalb die Fläche zur Hopfen-Produktion in den USA um etwa ein Viertel reduziert worden. "Die weiterhin hohen Vorräte könnten sogar zu weiteren Rodungen führen", so der Verband deutscher Hopfen-Pflanzer.
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