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Genossenschaft nimmt weitere Verzögerung bewusst in Kauf. Man setzt auf eine neue Ausschreibung mit besseren Vergütungs-Konditionen. Die Planungen für diese drei Anlagen begannen bereits im Jahre 2016.

(ty) Der Windpark im Förnbacher Forst bei Pfaffenhofen soll erst Ende dieses Jahres in Betrieb gehen. Das gab die hiesige Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) jetzt bekannt. Die Inbetriebnahme der drei Anlagen wird den Angaben zufolge – trotz aller bisherigen Herausforderungen und Verzögerungen – bewusst verschoben. Die Rede ist von einer "entscheidenden Weichenstellung". Denn: "Was auf den ersten Blick als weitere Verzögerung erscheinen mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine Entscheidung, die sowohl der Energiewende als auch den beteiligten Bürgerinnen und Bürgern erhebliche Vorteile verschaffen wird", so die BEG. Man setzte nämlich auf die Teilnahme an einer neuen Ausschreibung mit höheren Vergütungs-Konditionen im Herbst. 

Mitglieder der BEG unterstützen laut heutiger Presse-Mitteilung die Entscheidung zu dieser Verzögerung. Viele, die an der Versammlung teilgenommen haben, bei der dieser Beschluss gefasst wurde, kommentieren es demnach so: Nach acht Jahren komme es auf ein paar Monate mehr oder weniger auch nicht mehr an – das sei es wert. Die Genossen erinnern daran, dass ihr Weg zu diesem Bürger-Windpark bereits im Herbst 2016 mit einem erfolgreichen Bürger-Entscheid begonnen hatte (Pfaffenhofen sagt Ja zum Windpark).

Drei Windkraft-Anlagen im Förnbacher Forst, so lautete von Beginn an das erklärte Ziel. Seitdem hatte die BEG nach eigenem Bekunden "unzählige Hürden" zu überwinden – "von behördlichen Gutachten und artenschutz-rechtlichen Auflagen bis hin zu Widerständen von Windkraft-Gegnern". Der Bau der Anlagen sei dann auch erst im Jahr 2020 genehmigt worden (Grünes Licht für drei große Windkraft-Anlagen), und nach intensiver Bauzeit sei der Windpark heuer im März fertiggestellt worden.

Die BEG spricht von einem "Meilenstein für die Region und Bayern". Die drei Onshore-Anlagen vom Typ Enercon-E-138 – jeweils mit einer Nennleistung von 4,2 Megawatt und einer Höhe von 229 Metern – seien ein bemerkenswerter Erfolg für die Bürger-Energie-Bewegung im Freistaat und in Pfaffenhofen. "Diese Windräder sind die einzigen ihrer Art in Bayern, die noch unter der strengen 10H-Abstands-Regel mit Bebauungsplan gebaut wurden", erklärt die Genossenschaft.

"100 Prozent saubere Strom-Versorgung für Pfaffenhofen sind jetzt möglich", so BEG-Vorstands-Chef Andreas Herschmann damals beim Spatenstich. Doch auch nach der baulicher Fertigstellung gestaltet sich laut BEG der Weg zur Inbetriebnahme des Windparks nicht ohne weitere Herausforderungen. "Verzögerungen beim Netz-Ausbau durch das Bayernwerk führten dazu, dass der ursprüngliche Inbetriebnahme-Termin nicht eingehalten werden konnte", stellt die Genossenschaft klar.

Bei der Generalversammlung Ende des vergangenen Monats – nachdem immer noch nicht alle drei Anlagen in Betrieb gehen konnten – entschieden die Mitglieder der BEG laut heutiger Mitteilung "mit großer Mehrheit, die Inbetriebnahme auf Ende des Jahres zu verschieben". Der Grund: "Die Teilnahme an einer neuen Ausschreibung der Bundes-Netz-Agentur, die aufgrund veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen höhere Einspeise-Vergütungen ermöglicht."

Die Konsequenz, dass die Windräder sich erst Ende des Jahres drehen sollen, nehme man gerne in Kauf: "Diese Entscheidung ist weit mehr als eine einfache Verzögerung", betont Herschmann. "Durch die Anpassung an die neuen Ausschreibungs-Konditionen stellen wir sicher, dass die Bürger von Pfaffenhofen nachhaltig von dem Projekt profitieren. Nach all den Jahren des Wartens und Kämpfens ist dieser Schritt eine Option, die am Ende die Früchte unserer Mühen bringen wird." Die BEG proklamiert einen "Triumph der Ausdauer" und verspricht "höhere Erträge für die Bürger-Beteiligung".

Die ersten Planungen und Gedanken zu diesem Bürger-Windpark waren im Frühjahr 2016 angestellt worden. Im folgenden Sommer wurde das "Bündnis Rückenwind" – bestehend aus lokalen Vereinen, Initiativen, Verbänden, Unternehmen und Bürgern – zur Unterstützung der Windkraft-Planung gegründet. Dank des aus Sicht der BEG erfolgreichen Bürger-Entscheids, bei dem im Oktober 2016 die Mehrheit der Pfaffenhofener für die Errichtung der Windräder votierte, konnte es weitergehen. Nach intensiven Planungen und einem langwierigen Genehmigungs-Verfahren gab es im Jahr 2020 die Genehmigung für den Bau und Betrieb der drei Anlagen mit jeweils 4,2 Megawatt Leistung.

Die Gesamt-Leistung von somit 12,6 Megawatt wird laut BEG dann ins Umspannwerk bei Hettenshausen-Reisgang eingespeist. Mit dem erzeugten Strom aus diesem neuen Windpark und dem bereits länger stehenden Bürger-Windrad im so genannten Lustholz werde bilanziell rund ein Viertel des Strombedarfs der Stadt Pfaffenhofen gedeckt. "Neben vielen Bürgern aus dem Landkreis, die das Projekt finanziert haben, sind noch lokale Unternehmen und die Stadtwerke Pfaffenhofen beteiligt", so die BEG.

Die "Bürger-Energie-Genossenschaft im Landkreis Pfaffenhofen" (BEG) war im Jahr 2012 auf Initiative des Energie- und Solar-Vereins von Pfaffenhofen (ESV) sowie mit Unterstützung der Stadt Pfaffenhofen aus der Taufe gehoben worden. Die BEG will nach eigenem Bekunden "bürgerschaftliches Engagement, klimafreundliche Energie-Erzeugung und wirtschaftlichen Erfolg untrennbar miteinander verbinden". Sie initiiere und finanziere deshalb Projekte zur Erzeugung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien im Landkreis Pfaffenhofen.

Nach eigenen Angaben zählt diese Bürger-Energie-Genossenschaft momentan rund 1500 Mitglieder und sieht sich als eine der aktivsten im Freistaat. Neben dem Vorsitzenden Andreas Herschmann sitzen Fabian Stahl und Thomas Lönner im BEG-Vorstand; Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Oliver Eifertinger. Die BEG ist Gründungs-Mitglied des Vereins "Landes-Vereinigung Bürger-Energie Bayern".


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