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Schulungs-Wagons am Jugend-Zentrum "Halle neun" verziert. Deutsche Bahn will Zeichen gegen illegale Schmierereien setzen, deren Beseitigung jährlich zwölf Millionen Euro kostet.

(ty) Ein Zug wird zum Kunstwerk: Die Deutsche Bahn (DB) ermöglicht Künstlern in Ingolstadt, einen Schulungszug von DB-Cargo mit Graffiti zu gestalten. Die Sprayer-Aktion findet am heutigen Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit an Schulungs-Wagons statt, die dauerhaft neben dem Jugend-Zentrum "Halle neun" stehen. Gemeinsam mit den kommunalen Jugendpflegern vom Stadtjugendring will die DB nach eigenem Bekunden Kreativität und Engagement von Jugendlichen fördern und gleichzeitig ein Zeichen gegen illegale Graffiti setzen. Denn verbotene Schmierereien verursachen nicht nur immense finanzielle Schäden, laut DB-Angaben jährlich zwölf Millionen Euro. "Sprayer bringen sich beim unbefugten Betreten von Bahn-Geländen und Gleis-Anlagen in Lebensgefahr", wird betont.

Deshalb sei auch ein Team der DB-Sicherheit vor Ort in Ingolstadt, "um Kinder und Jugendliche im Gespräch sowie mit Plakaten und Präventions-Videos umfassend dazu aufzuklären". Gleichzeitig geben Mitarbeiter aus dem Personal- und Ausbildungs-Bereich heute Einblicke in die vielfältigen Ausbildungs-Möglichkeiten rund um die Schiene. "Kunst verbindet, inspiriert und schafft Austausch – deshalb hat uns die Idee, dass eine Künstler-Gruppe unseren Zug am Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit gestaltet, von Anfang an sehr gut gefallen", sagt Florian Steinmüller, der Leiter des Qualifizierungs-Centers der DB-Cargo-AG in München.

"Wir möchten mit Jugendlichen ins Gespräch kommen und zeigen, dass uns Kunst wichtig ist, wir aber entschieden gegen illegale Graffiti vorgehen, weil sie Schäden verursacht und die Sprayer in Gefahr bringt", so Steinmüller weiter. "Unser Schulungszug in Ingolstadt, in dem wir zum Beispiel Lokrangierführer und Wagenmeister ausbilden, wurde leider einige Male mit illegalem Graffiti beschädigt. Jetzt wird der Zug zum Kunstwerk – und schafft positive Aufmerksamkeit, auch für die Ausbildung bei der DB."

"Die Gestaltung von Zügen hat tiefe Wurzeln in der Geschichte des Graffitis. Pioniere der Kunstform wie Dondi und Seen aus New York erlangten Berühmtheit, indem sie U-Bahn-Wagen besprühten und damit ihre Werke einem breiten Publikum präsentierten", weiß Graffiti-Künstler Florian Liu alias Frost: "Züge boten eine einzigartige mobile Plattform, durch die ihre Kunst buchstäblich zu den Menschen gelangte. In der heutigen Zeit haben sich jedoch viele Medien etabliert, die es Künstler ermöglichen, über Stadtgrenzen hinaus eine breite Öffentlichkeit zu erreichen."

So böten Printmedien, Videos und insbesondere das Internet mit seinen vielfältigen Plattformen, wie Social-Media, neue Wege, um Bekanntheit zu erlangen und eine globale Reichweite zu generieren. Legale Flächen und Projekte spielen laut Florian Liu hierbei eine wichtige Rolle, indem sie Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit bieten, sich kreativ auszudrücken und Teil des öffentlichen Stadtbildes zu werden – ohne sich in die Illegalität zu begeben und die damit verbundenen Risiken einzugehen.“

Alexander Angermann (von links) vom Stadtjugendring in Ingolstadt, Florian Steinmüller von der DB-Cargo-AG und Graffiti-Künstler Florian Liu alias Frost. 

Alexander Angermann, Jugendpfleger beim Stadtjugendring in Ingolstadt, bezeichnet Graffiti als eine Kunstform, die gesellschaftlich für "die Jugend" steht und sich einer immer größer werdenden Akzeptanz im öffentlichen Raum erfreut. Durch das Schaffen von legalen Flächen und das Anbieten von Workshops würden jungen Nachwuchs-Künstlern legale Wege gezeigt, um ihre Werke zu präsentieren. "Das Besprühen eines Wagons ist sicher der Traum der meisten Künstler", sagt Angermann, "daher freut mich die Zusammenarbeit mit der Bahn sehr, da es ein Signal in die Szene ist: Eure Kunst wird gesehen und geschätzt."

Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben rund 22 700 Fälle von Graffiti-Beschädigungen registriert. Der finanzielle Schaden durch Graffiti liege jährlich bei rund zwölf Millionen Euro. Die hohen Kosten seien in dem hohen Aufwand bei der Entfernung von Graffiti begründet: Eine Reinigung in speziell ausgestatteten Werkstätten unter Einhaltung von strengen Arbeits- und Umwelt-Vorschriften sei notwendig. Speziell geschulte Mitarbeiter müssten die einzelnen Farbschichten in zeitintensiver und mühsamer Handarbeit schichtweise abtragen.

Für die Reinigung eines Nahverkehrs-Triebwagens benötigen zwei bis drei Fachkräfte laut DB-Mitteilung einen ganzen Arbeitstag. "Die Kosten variieren je nach Größe und Schichtdicke des Graffitis", heißt es weiter. "Die Neulackierung eines Triebwagens kostet bis zu 30 000 Euro und dauert rund sieben Tage. In dieser Zeit fällt der Zug aus." Die DB gehe neben der Verfolgung auch durch präventive Maßnahmen gegen illegale Graffiti vor, unter anderem durch Graffiti-Schutz für Fahrzeuge und Bahnhöfe sowie durch Aufklärungs-Maßnahmen wie diese in Ingolstadt. 


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