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Warum die große Saisoneröffnung mit Kader-Vorstellung am Audi-Sportpark heute zu einer wenig erquickenden Veranstaltung geriet 

Von Tobias Zell

Sicher, das Programm stand und die Vorbereitungen waren getroffen. Und eine groß angekündigte Saisoneröffnung mit breitem Rahmenprogramm wetterbedingt mal schnell zu verschieben, das ist mitten in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit schon aus Termingründen nicht so einfach. Doch so, wie das heute hinter dem Audi-Sportpark über die Bühne ging, war das keineswegs erinnerungswürdig und wird auch einem Profi-Klub wie dem FC Ingolstadt nur bedingt gerecht. Denn es war ja nicht der Regen, der der Veranstaltung einen faden Beigeschmack verlieh, sondern die Frage, ob denn erstens von den Verantwortlichen keiner den Wetterbericht gehört und warum zweitens offensichtlich keiner auf ihn reagiert hat.

 

Stadionsprecher Italo Mele interviewte die Neuzugänge.

Als sich gegen 15 Uhr der einheitlich in Trainingsanzügen gekleidete Profi-Kader für die anstehende Saison den Anhängern präsentierte, goss es wie aus Eimern. Die Spieler standen auf einer schön überdachten Bühne und hatten besten Blick auf ihre Fans, die da vor ihnen im Regen standen. Denn da war keine Überdachung, kein Zelt, keine Unterstellmöglichkeit. Es gab zwar ein kleines Zelt weiter hinten und ein paar Sonnenschirme hier und da, die auch kurzerhand als Regenschirme herhalten mussten. Aber selbst wenn die Fans auf die Nähe zur Bühne verzichtet und das Zelt oder den Schutz aller Schirme gesucht hätten: Erstens hätten dann viele überhaupt nicht zur Bühne gesehen, zweitens hätte es selbst dann nicht genügend Plätze im Trockenen gegeben.

Wie begossene Pudel wirkten viele Fans.

Und so hielt sich dann die Stimmung auch in Grenzen, obwohl sich Stadionsprecher Italo Mele seine liebe Mühe gab noch halbwegs sonnige Laune zu verbreiten. Aber mit einem Schirm in der Hand klatscht es sich halt schlecht. Und ohne Schirm war einem ganz bestimmt nicht zum Applaudieren zumute. Unterm Strich darf der FC Ingolstadt es als große Anerkennung werten, dass die Fans, die da im Regen stehen mussten, nicht frühzeitig in größerer Zahl nach Hause gegangen sind, sondern teils wie begossene Pudel ausharrten.

Mele interviewte dann die Neuzugänge ein bisschen. Nicht befragten konnte er Mathew Leckie, denn der Australier war ja bis zum Ende der Vorrunde für sein Land bei der Fußball-WM in Brasilien im Einsatz und hat deshalb noch Urlaub. Von FC-Trainer Ralph Hasenhüttl erfuhr man, dass er die deutsche Nationalelf als Titelfavorit sieht. Und dass er in der neuen Saison seine Mannen noch ein bisschen schneller und zackiger spielen lassen will sowie darauf hofft, dass seine Jungs verstehen, welche Philosophie er ihnen vermitteln will.

In dem kleinen Zelt hätte man Regenschutz gehabt – aber keinen Blick auf die Bühne...

Unterm Strich war aber auch diese sehr feucht und nur mittelmäßig fröhliche  Kadervorstellung ungefähr so spannend wie viele Heimspiele der Schanzer in der vergangenen Saison. Wenn einen ein Zweitliga-Profiklub als Fan einfach dermaßen im Regen stehen lässt, interessiert einen in diesem Moment halt der beste Neuzugang nur wenig. Der Gag von Italo Mele mit der Anspielung auf die für diesen Tag verpflichteten „Schuttertaler Musikanten“ – die kommen nämlich aus NASSenfels – war vielleicht noch das Lustigste an dem Ganzen.

Hier hätte man sich unterstellen können – der Blick auf die Bühne, wo sich der Kader präsentierte, wäre allerdings dann verbaut gewesen.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen kann der FC Ingolstadt mit der Resonanz wirklich hoch zufrieden sein.  Denn über den ganzen Tag zählte man nach Angaben eines Vereinssprechers rund 1000 Besucher. So kann – zumindest rein quantitativ – von einem erfolgreichen Event berichtet werden. Aber mancher Gast fragte sich, ob man nicht ein großes Zelt hätte aufstellen können. Andere meinten, eine kurzfristige Terminverschiebung wäre vielleicht doch das Bessere gewesen. Und die Fotografen, die sich an diesem Tag mit Archivfotos von den Spielern eindecken wollten, waren vor allem damit beschäftigt, ihre Ausrüstung trocken zu halten.

 

Gespielt wurde dann auch noch: Die FC-Profis kickten gegen eine Fan-Auswahl, die zuvor bei einem Wettbewerb gescoutet worden war. Am Ende stand es 17:1 für die Profis.

Begonnen hatte die „große Saisoneröffnung“, wie es offiziell hieß, schon am Vormittag mit einem Turnier für U11-Jugend- und U17-Mädchenteams. Bei den Junioren siegte die DJK Ingolstadt, bei den Juniorinnen hatte der FCI-Nachwuchs die Nase vorn. Bis zum Nachmittag konnte man sich in der Scouting-Ecke für einen Platz in der Auswahl-Elf qualifizieren, die dann gegen 16 Uhr auf dem Trainingsplatz gegen die FC-Profis auflief. Dieses Scouting bestand aus dem Absolvieren eines Torwand-Schießens, einer Schuss-Geschwindigkeitsmessung und einem Geschicklichkeits-Parcours.

Neugier am Spielfeldrand: Wie schlägt sich die Fan-Elf gegen die Profis?

Zwischendurch wurde, wie gesagt, der Profi-Kader für die neue Saison präsentiert. Außerdem auf dem Programm: Die Ehrung der FC-Aufstiegsteams, die Vorstellung des neuen Auswärtstrikots, die Eröffnung des neuen Fanshops, Führungen durch das neue Funktionsgebäude, ein Lebend-Kicker und ein Bungee-Trampolin. Geboten war also tatsächlich einiges, und auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Nur bleibt halt am Ende die Frage: Sollte ein Profi-Klub aus der Zweiten Bundesliga, der zur großen Saisoneröffnung lädt, seine Fans wirklich so im Regen stehen lassen? 


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