Kripo ermittelt gegen 25-Jährigen. Laut Polizei gab es zwei Verletzte, das Motiv ist bislang unklar. Sozialdemokraten schildern ihre Sicht der Dinge.
(ty) Nach der körperlichen Auseinandersetzung, zu der es – wie bereits kurz berichtet – am Samstagabend gegen 22 Uhr in der Innenstadt von Freising an einem Info-Stand der SPD gekommen war, hat das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord am heutigen Montag weitere Details bekannt gegeben. Zunächst hatte am gestrigen Sonntag die örtliche Polizeiinspektion über den Vorfall berichtet, mittlerweile wurden die Ermittlungen von Beamten der Kriminalpolizei-Inspektion aus Erding übernommen. Nach derzeitigem Stand wurden zwei Personen verletzt. Als mutmaßlicher Täter gilt ein 25-Jähriger. Das Motiv ist noch unklar. Von den Sozialdemokraten wurden noch gestern "weitere Informationen zum Tathergang" aus ihrer Sicht veröffentlicht. Wir fassen zusammen.
Der Vorfall ereignete sich an der Oberen Hauptstraße kurz vor 22 Uhr bei Haus-Nummer 49. Nach ersten Angaben der örtlichen Polizeiinspektion zeigte der Mann zunächst Interesse an den politischen Inhalten und suchte das Gespräch mit einem Stand-Betreuer. "Im Verlauf des Gesprächs eskalierte die Situation aufgrund politischer Meinungs-Verschiedenheit", hieß es weiter. Der 25-Jährige habe den Mitarbeiter des Info-Standes körperlich angegriffen. Außerdem habe er die anwesenden Personen beleidigt sowie Bedrohungen ausgesprochen.
"Erst durch Eingreifen unbeteiligter Passanten konnten die Beteiligten voneinander getrennt werden", so die Polizei gestern. "Welche Motive hinter der Tat stehen und welche politische Gesinnung der Angreifer vertritt, ist derzeit noch unklar." Am heutigen Montag wurde aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord ergänzt, dass sich der 25-Jährige noch vor dem Eintreffen der alarmierten Streifenbeamten zunächst unerkannt vom Tatort entfernt habe. "Angaben von Zeugen und weitere Ermittlungen führten aber schnell zur Identifizierung des Mannes, der in Freising wohnt."
Gegen ihn werde jetzt unter anderem wegen Körperverletzung ermittelt. Im Zuge der Ermittlungen sei mittlerweile bekannt geworden, dass neben dem bereits erwähnten Wahlkampf-Helfer im Alter von 26 Jahren noch ein weiterer Mitarbeiter des Info-Stands im Alter von 31 Jahren im Rahmen der Auseinandersetzung leicht verletzt worden sei. "Während des Handgemenges gingen zudem einige Getränke-Flaschen zu Bruch, die am Info-Stand aufgestellt waren", erklärt das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. "Warum die Tathandlungen begangen wurden, ist bislang unklar und Gegenstand der Ermittlungen."
Gestern hatten sich der hiesige Bundestags-Abgeordnete Andreas Mehltretter (SPD), die Freisinger "Jusos" und die örtliche SPD in einer gemeinsamen Presse-Mitteilung "zum Angriff auf den Jusos-Nacht-Info-Stand" zu Wort gemeldet. Bereits seit mehr als acht Jahren führe die Jugend-Organisation der Freisinger Sozialdemokraten abends so genannte Nacht-Info-Stände durch, um bei Freigetränken mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen und für ihre politischen Positionen zu werben. "Am späten Samstagabend, 8. Februar, wurde nun ein solcher Info-Stand der Freisinger Jusos angegriffen", so die SPD. "Dabei wurden mehrere Jusos verletzt und der Info-Stand beschädigt."
Mehltretter in der aus seinem Büro verschickten Mitteilung: "Es erschüttert mich, dass Jusos in Freising bei einer Wahlkampf-Aktion körperlich angegriffen wurden. Der Schock sitzt natürlich tief. Ich hoffe, dass sich die Verletzten bald wieder erholen." Alle politisch Engagierten seien schon seit Längerem Beschimpfungen und Drohungen gewohnt – das sei schlimm genug. Dieser Angriff war seiner Ansicht nach "klar politisch motiviert" und zeigt: "Die politischen Entwicklungen der letzten Wochen, wenn Konservative mit Rechtsextremen gemeinsame Sache machen, haben ein Klima geschaffen, in dem sich die Feinde der Demokratie wieder stark und zu solchen Taten ermutigt fühlen." Das mache ihn betroffen, so der Abgeordnete.
Michael Weindl, stellvertretender Jusos-Vorsitzender und laut SPD-Angaben einer der angegriffenen Wahlkämpfer, erklärt: "Dieser aggressive körperliche Angriff auf engagierte Ehrenamtliche lässt mich sprachlos zurück. Die Nacht-Info-Stände waren immer ein Highlight in jedem Wahlkampf." Er fragt sich: "Ist unsere Gesellschaft mittlerweile so von rechts getrieben, dass ehrenamtliche Wahlkämpfer am Info-Stand um ihre körperliche Unversehrtheit fürchten müssen? Aus Worten werden Taten. Sollen Info-Stände in Zukunft nur noch unter Polizeischutz möglich sein?"
Michael Firlus, Jusos-Vorsitzender und laut SPD ebenfalls vor Ort, erklärt: "Man hört aus allen Richtungen, dass politisch motivierte Gewalt in Deutschland auf dem Vormarsch ist. Bis jetzt war das für uns alle allerdings eine eher abstrakte Bedrohung. Dass diese Entwicklung nun inzwischen auch in Städten wie Freising angekommen ist, schockiert und beschäftigt uns nun extrem. Wir sind uns aber in einer Sache einig: Wir lassen uns davon nicht einschüchtern."
Teresa Degelmann betont als Co-Ortsvorsitzende der Freisinger SPD: "Dass unsere Wahlkämpfer angegriffen werden, das macht was mit uns als Partei. Es verstört und verschreckt. Und es darf nicht nur Aufgabe der demokratischen Parteien sein, darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig politisches Engagement und die Freiheit, dieses ohne Angst auszuüben, für unsere Gesellschaft ist." Man sei froh, dass auch von Besuchern des anliegenden Lokals "Furtner" so engagiert eingegriffen worden sei. "Unsere Demokratie zu verteidigen, muss Aufgabe von uns allen als Zivilgesellschaft sein."
In der aus dem Büro von MdB Mehltretter veröffentlichten Presse-Mitteilung wurden auch "weitere Informationen zum Tathergang" veröffentlicht. Aus Sicht der SPD ist demnach Folgendes passiert – unsere Zeitung zitiert die vollständige Darstellung:
>>> "Am Samstagabend kam ein junger Mann an den Info-Stand der Freisinger Jusos in der Oberen Hauptstraße. Er war ersichtlich darauf aus, eine politische Diskussion, unter anderem über die Nürnberger Prozesse, immer weiter zu eskalieren und Vorwürfe gegen die Info-Stand-Wahlkämpfer zu konstruieren. Des Weiteren versuchte er, die Fahnen der Jusos zu klauen, was zwei Jusos zu verhindern versuchten. Der junge Mann fing daraufhin an, einem Juso Gewalt anzudrohen und ihm zuzurufen: 'Dich bring ich um!' Er wurde von der Gruppe abgeschirmt.
Die Jusos verständigten daraufhin die Polizei, woraufhin der junge Mann die Flucht ergriff. Wenige Minuten später schlich er sich jedoch wieder von hinten an, schubste einen der Jusos, der sich schützend vor seinen Genossen gestellt hatte, nahm den Hauptbetroffenen in den Schwitzkasten und schlug ihn. Zwei der Jusos gingen dazwischen und fixierten ihn, couragierte Gäste des Furtner brachten den Angegriffenen im Furtner in Sicherheit. Der Angreifer schrie daraufhin: 'Ich will ja nicht euch, ich will ihn, den mach ich fertig, den bring ich um.'
Ein Begleiter des Angreifers kam und befreite ihn aus der Fixierung der Jusos, die den Täter aufhalten wollten bis zum Eintreffen der Polizei. Die Jusos versuchten, die Täter in Richtung Wörth wegzutreiben, wobei der Täter einem Juso gegen den Kopf schlug. Den beiden Angreifern gelang die Flucht. Der Juso, dem der Angreifer auf den Kopf geschlagen hatte, musste sich danach mit Kopfschmerzen in ärztliche Behandlung begeben." <<<
Erstmeldung zum Thema:
Eskalation an SPD-Info-Stand in Freising: Polizei ermittelt gegen 25-Jährigen