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Bedrohte Vogel-Arten sind aus den Winter-Quartieren zurück. Ihr Bruterfolg hänge mehr und mehr vom Menschen ab, mahnt das Landratsamt.

(ty) Mit dem Frühling kehren die Zugvögel aus ihren Winter-Quartieren auch in den Landkreis Pfaffenhofen zurück. Feldlerche, Kiebitz und Brachvogel seien wieder in ihren angestammten Brutgebieten zu beobachten, berichtet das örtliche Landratsamt. Ihr Bruterfolg hänge jedoch mehr und mehr vom Menschen ab. Deshalb ruft die Kreisbehörde gerade jetzt, im Frühjahr, zum besonderen Schutz der gefährdeten Arten auf. "Neben der Art und Intensität der Bewirtschaftung hat sich der stetig wachsende Freizeit-Druck zu einem entscheidenden Faktor entwickelt, von dem es abhängt, ob bestimmte Artengruppen in unserer Landschaft überleben oder nicht", heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Behörde.

In den vergangenen Jahrzehnten seien die Bestände der Wiesen- und Feldvögel drastisch zurückgegangen, viele frühere Brutgebiete seien inzwischen verwaist, so Experten aus dem Landratsamt. Praktisch alle typischen Vertreter der Offen-Landschaft, die am Boden brüten, seien mittlerweile auf der Roten Liste der bedrohten Arten zu finden.

Aktuell seien an geeigneten Standorten im Kreis Pfaffenhofen Feldlerchen und Kiebitze zu beobachten, während Brachvogel, Bekassine, Wachtelkönig und Braunkehlchen nur noch in kleinen Restbeständen oder als Einzelpaare vorkämen. Als die bekannteste Bodenbrüter-Art gelte der Kiebitz, der mit lauten "Ku-witt"-Rufen, einem markanten Federkleid und langer Federholle auch eine der auffälligsten Vogelarten sei.

Ein brütendes Kiebitz-Weibchen in einer Ausgleichsfläche, die speziell für Bodenbrüter vorbereitet wurde.

"Kiebitz oder Brachvogel sind sehr langlebig und können ein Alter zwischen 20 und 30 Jahren erreichen. Sie kehren jedes Jahr wieder zu ihren angestammten Brutplätzen zurück", erklären Fachleute aus der Kreisbehörde. Dabei bevorzugten sie offene und vernässte Gebiete mit niedriger Vegetation.

Da die am Boden brütenden Arten stets auf der Hut vor Luft- oder Bodenfeinden sein müssen, legen sie laut den Experten ihre Nester in großem Abstand zu Gehölzen an, da sich dort die bevorzugten Aufenthaltsplätze ihrer Fress-Feinde befinden. Zu beobachten sei ferner, dass große Sicherheits-Abstände zu Wegen eingehalten werden, die von Fußgängern genutzt seien.

"In unserer intensiv genutzten und von einem dichten Wegenetz durchzogenen Landschaft stehen den Bodenbrütern somit nur noch schmale Streifen in großen Wiesen und Feldern zur Verfügung, die sie ungestört nutzen können", betont das Landratsamt. Diese erfüllten jedoch nur in seltensten Fällen alle Anforderungen, die die Vögel benötigen, um erfolgreich zu brüten und Jungvögel groß zu ziehen. 

Die Brutbereiche, Nahrungsflächen und Wasserstellen seien meistens voneinander getrennt und die Vögel pendeln zwischen diesen hin und her. Während die Altvögel diese Strecken und dazwischenliegende Hindernisse im Flug überwinden könnten, seien die Küken darauf angewiesen, Nahrung, Wasser und Deckung in unmittelbarer Umgebung des Nistplatzes vorzufinden. Ansonsten drohten sie im Umfeld der Brutplätze zu verhungern oder zu verdursten. 

Rebhühner sind laut Landratsamt auf die Wege angewiesen und nutzen diese intensiv, wenn ihnen die Möglichkeit dazu gegeben wird.

Deshalb sei es für diese Arten überlebenswichtig, dass die Brut- und Nahrungsflächen beruhigt seien und sie ungestört im Gebiet umherziehen könnten. "Häufige Störungen durch Freizeitnutzung zwingen die sehr scheuen Vögel aufzufliegen, ihre Energie-Reserven zu verbrauchen und sich von den Gelegen oder Küken zu entfernen", unterstreichen die Experten. "Auf solche Gelegenheiten warten die verschiedenen Beutegreifer und holen sich die ungeschützten Eier oder den Nachwuchs. Ohne Nachwuchs ist es schließlich nur eine Frage der Zeit, bis die Brutgebiete verwaisen."

Aufgrund des verstärkten Nährstoff-Eintrags – auch aus der Luft – und dem dadurch verursachten raschen und dichten Aufwuchs der Wiesen-Vegetation seien Kiebitz und Feldlerche in den vergangenen Jahrzehnten dazu übergegangen, auf Feldern zu brüten. Dort benötigten sie jedoch die Unterstützung der Menschen, um erfolgreich brüten zu können. Laut Landratsamt werden die Brutplätze von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unteren Naturschutz-Behörde (UNB), von Naturschutzwächtern und von ehrenamtlichen Helfern lokalisiert.

In Absprache mit den Landwirten treffe man Schutz-Maßnahmen, damit die sehr gut getarnten Gelege bei der Bewirtschaftung ausgespart werden könnten. Die Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern der Flächen sei deshalb von entscheidender Bedeutung für den Bruterfolg dieser Arten und werde seit Jahren erfolgreich praktiziert, erklärt das Landratsamt.

Im vergangenen Winter seien in verschiedenen Gebieten Aufwertungs-Maßnahmen durchgeführt worden, um die Lebensraum-Qualität zu erhöhen – so habe man unter anderem große Flachwasser-Mulden angelegt oder freigestellt.  Um zu gewährleisten, dass die Bodenbrüter die zur Brut und Aufzucht der Jungvögel nötige Ruhe erhalten, mache man die Besucherinnen und Besucher der Wiesenbrüter-Gebiete jedes Jahr mit Schildern darauf aufmerksam, dass in diesen Gebieten von 1. März bis 15. Juli die Wege nicht verlassen werden dürften und Hunde an der kurzen Leine zu führen seien.

Ein Brachvogel-Weibchen nach der Ankunft aus dem Winter-Quartier Anfang März am späteren Brutstandort.

In den sensibelsten Bereichen seien seit dem Jahr 2021 außerdem bestimmte Wege für diesen Zeitraum gesperrt. "Diese Wege liegen entweder in unmittelbarer Nähe zu Brut- und Nahrungsplätzen oder werden von den Familien regelmäßig überquert", erklären die Fachleute aus dem Pfaffenhofener Landratsamt.

Die Behörde bittet die Besucherinnen und Besucher ausdrücklich darum, die jeweiligen Vorgaben zu beachten sowie dadurch die Artenschutz- und Naturschutz-Maßnahmen zu unterstützen – nicht zuletzt, um den nachfolgenden Generationen eine belebte Landschaft zu hinterlassen.

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