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Beim Requiem für den gestorbenen Papst wurden gestern im Augsburger Dom "Goldene Worte" seines Lehramts verlesen, die Schwerpunkte seines Pontifikats in Erinnerung riefen.

(tyty/pba) Im Rahmen des feierlichen Toten-Gottesdienstes für den am Ostermontag gestorbenen Papst Franziskus hat am gestrigen Mittwochabend im Dom von Augsburg vor allem dessen Plädoyer für eine synodale und missionarische Kirche im Mittelpunkt gestanden. Während der Predigt des vom hiesigen Bischof Bertram Meier geleiteten Pontifikalamts wurden bei dem Requiem "Goldene Worte" seines Lehramts verlesen, die die Schwerpunkte des Pontifikats von Franziskus noch einmal in Erinnerung riefen. Zum Gebiet des Bistums Augsburg gehören bekanntlich auch Teile des Landkreises Pfaffenhofen.

In seiner Einführung betonte Bischof Meier, dass das Vermächtnis des Papstes sich auch im Titel seiner letzten Enyklika widerspiegele: "Gott hat uns geliebt!" Zwei Schwerpunkte aus dem Pontifikat betonte er ausdrücklich: die Etablierung der Synodalität innerhalb der Kirche sowie die Verkündigung des Evangeliums auch außerhalb der gewohnten Bahnen. Beides würde in der Kirche weiterwirken, so der Augsburger Oberhirte.

Wichtig sei Franziskus auch gewesen, als sich die Kirche als "Pilger der Hoffnung" nicht nur mit sich selbst beschäftige, sondern ganz konkret auf die Menschen zugehe. Daher hatte Bischof Meier auch fünf päpstliche Lehrschreiben ausgewählt, durch die Gedanken des gestorbenen Papstes Franziskus durch das Vortragen noch einmal ganz konkret werden sollten.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2013 hatte Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" die Aufgabe der Kirche folgendermaßen beschrieben: "Die Kirche ist berufen, immer das offene Haus des Vaters zu sein. Eines der konkreten Zeichen dieser Öffnung ist es, überall Kirchen mit offenen Türen zu haben." So stoße einer, der Gott suche, nicht auf die Kälte der verschlossenen Tür.

Auch die Türen der Sakramente dürften nicht aus "irgendeinem beliebigen Grund geschlossen werden", so der Papst auch im Hinblick auf die Spendung der Taufe und den Kommunion-Empfang für wiederverheiratete Geschiedene. Auf den Punkt brachte er es mit der Formulierung: "Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zoll-Station, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben."

Im nachsynodalen Schreiben "Amoris Laetitia" aus dem Jahr 2016 formulierte der Pontifex vor allem auch Leitlinien für das familiäre Miteinander. Gesten, die die freundschaftliche Liebe ausdrückten, müssten ständig gepflegt werden. "In der Familie ist es nötig, drei Worte zu gebrauchen: Darf ich?, Danke, und entschuldige." 

Wegweisend sei auch die im Jahre 2015 erschienene Umwelt-Enzyklika "Laudato si" gewesen. Darin setzte sich der Papst dafür ein, dass eine innige Verbundenheit mit den anderen Wesen der Natur nicht echt sein könne, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, eine Sorge um die Menschen vorhanden sei.

Ausdrücklich forderte er in dem Rundschreiben den Schutz der Armen und ein Engagement gegen das Aussterben bedrohter Tierarten. Alles sei miteinander verbunden, so Papst Franziskus. Daher forderte er auch eine Sorge um die Umwelt, die "mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft verbunden ist".

Vorgetragen wurde auch eine Passage aus der darauffolgenden Enzyklika "Fratelli tutti" (2020), die die Themen Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft behandelt. Im Mittelpunkt der Abhandlung stand dabei die Überzeugung, "dass wir als Menschen Brüder und Schwestern sind".

Dies dürfe keine abstrakte Idee bleibe, sondern müsse konkrete Wirklichkeit werden. Damit einhergehend betonte der Papst, dass unnötige Migration vermieden werden könne, wenn man in den Herkunftsländern Bedingungen für ein "Leben ein Würde und Wachstum" schaffe, sodass jeder die Chance auf eine ganzheitliche Entwicklung habe.

Gerade hinsichtlich der zahlreichen politischen Debatten sei es "unsere Pflicht, das Recht eines jeden Menschen zu respektieren, einen Ort zu finden, an dem er sich auch als Person voll verwirklichen kann". Migranten müssten von Christen aufgenommen, geschützt, gefördert und in der Integration unterstützt werden.

Das finale Lehrschreiben von Papst Franziskus vom Oktober vergangenen Jahres trägt den lateinischen Titel "Dilexit nos" – "Er hat uns geliebt". Darin schreibt er, dass ein Mensch, der nicht weine, innerlich altere. Eine Reife erlange man durch einfacheres und innigeres Gebet. Durch die Gnade Gottes könne man sich selbst gegenüber konsequent, und den anderen gegenüber barmherzig sein. Am Ende des Gottesdienstes forderte Bischof Meier die Anwesenden zudem dazu auf, das beginnende Konklave durch das Gebet zu unterstützen. Die Vorfreude auf den neuen Papst dürfe die Katholiken auch geistlich prägen.

Papst Franziskus, der die katholische Kirche seit 2013 geleitet hatte, war am Ostermontag im Alter von 88 Jahren im Vatikan gestorben. Beigesetzt wurde das Kirchen-Oberhaupt in der römischen Basilika "Santa Maria Maggiore". Im Bistum Augsburg läuteten an seinem Sterbetag sowie vor Beginn des Requiems im Dom jeweils 15 Minuten lang die Glocken als Zeichen der Trauer. Am gestrigen Nachmittag hatte im Vatikan bereits das Konklave, also die Wahl des Nachfolgers, begonnen.


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