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Ausbau des Pfaffenhofener Auenstraßen-Quartiers: Obwohl ein Betonpflaster geplant war und auch viel billiger wäre, hat der Stadtrat beschlossen, Granit zu verlegen. Auf die Anwohner kommen damit deutlich höhere Umlagekosten zu

Von Tobias Zell

Das hatten sich Bürgermeister Thomas Herker (SPD) und seine Stadtverwaltung ganz anders vorgestellt. Schnell noch vor der Sommerpause des Pfaffenhofener Stadtrats wollte man sich grünes Licht für den Ausbau des Auenstraßen-Quartiers holen, um noch heuer mit dem Verlegen des Betonpflasters beginnen zu können. Aber Beton? Nein, da spielte die Mehrheit des Gremiums nicht mit. Mit den Ausbau-Plänen an sich war man zwar grundsätzlich einverstanden – aber bitte mit Granit- und nicht mit Betonpflaster. Am Ende bissen dann am Donnerstagabend Herker und sein Stadtbaumeister Gerald Baumann auf Granit. Fürs Betonpflaster waren neben dem Rathauschef nur der Dritte Bürgermeister Roland Dörfler und Angelika Furtmayr (beide Grüne) sowie Sandra Lob (SPD).

Und so wird nun im Auenstraßen-Quartier eben nicht das Betonpflaster verlegt, das mit Materialkosten von 40 Euro pro Quadratmeter zu Buche geschlagen hätte, sondern Granit für wohl 90 bis 100 Euro pro Quadratmeter. Klar ist: Für die Anwohner wird es dadurch deutlich teurer. Denn weil es sich hier von der Eingruppierung her um Anwohnerstraßen handelt, werden 65 Prozent der Kosten auch an die Anwohner umgelegt. Der Stadtrat hat also mehrheitlich beschlossen, dass den Bürgern nicht Beton, sondern Granit vor die Haustür gelegt wird – und dass sie dafür auch viel tiefer in die Tasche greifen müssen.

Die der Stadtkasse durch die Ausbaumaßnahme im Auenquartier entstehenden Kosten sind indes überschaubar. Denn von den Gesamtkosten, die wohl um die 400 000 Euro betragen, werden ja 65 Prozent auf die Anwohner umgelegt. Und von dem Anteil, der dann für die Stadt übrigbleibt, übernimmt wiederum die Regierung von Oberbayern 60 Prozent im Rahmen der Städtebauförderung. Wesentliche Mehrkosten entstehen also durch die Entscheidung für Granit statt Beton nur den Anliegern.

Den Flaschturm für gutes Geld saniert  und dann unten Beton verlegen? Nicht mit Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) – die die Mehrheit des Stadtrats folgte seinem Appell.

Ob bei den Anliegern nun die Freude überwiegt, dass sie das freilich viel bessere Material in ihrem Viertel bekommen, oder der Ärger darüber, dass sie deutlich mehr blechen müssen, muss sich zeigen. Wie aus der Stadtverwaltung berichtet wurde, ist bei einer Versammlung am 15. Juli jedenfalls von den Anwohnern „begrüßt“ worden, dass es durch das Betonpflaster billiger würde. Doch diese Hoffnung ist nun – das kann man in Granitstein meißeln – dahin.

Reinhard Haiplik (ÖDP) hatte in der Diskussion noch „schweren Herzens“ – sprich: wegen der Kostenersparnis – dem Betonpflaster das Wort geredet. Am Ende stimmte er für Granit. Vielleicht war dieser Umschwung das Verdienst von Altbürgermeister Hans Prechter (CSU) der sich „eindeutig für Granit“ aussprach und „einen dringenden Appell“ an seine Ratskollegen richtete. Denn man habe doch ausgemacht, dass man innerhalb der ehemaligen Stadtmauer Granit verlegen wolle. Er warnte in einem fast schon flammenden Plädoyer für Granit davor, nun hier einen Bruch zu schaffen. Und überhaupt: Da richte man erst den Flaschlturm für gutes Geld her – und unten wolle man dann Beton verlegen? Nein, mit Prechter ist das nicht zu machen. Deshalb schuf er gleich Fakten und stellte einen offiziellen Antrag auf Granit.

Franz Niedermayr (FDP) befürchtete, dass nun die Debatte „China-Granit oder Tschechen-Zement“ entbrenne. Er jedenfalls sei klar für Granit. Und Peter Heinzlmeir (FW) brachte im Grunde die ganze Diskussion auf den Punkt: Gefühlt sei Granit schon der richtige Stein, nur komme halt wegen des Preises Beton ins Spiel. Sein Vorschlag: Prüfen, ob es nicht auch günstigere Granit-Pflaster gibt  und ob man nicht auch ein dünneres Granit-Pflaster verlegen könne. Weil dünner wäre natürlich auch wieder billiger.

In drei Bauabschnitten soll der Ausbau des Auenstraßen-Quartiers erfolgen; Abschnitt 1 wird noch dieses Jahr fertiggestellt.

Stadtbaumeister Baumann warnte eindringlich vor dünneren Granit-Pflastern. Da seien die Schäden programmiert, „da schmeißen wir das Geld zum Fenster raus“. Aber man könnte doch dort, wo keine Autos fahren, zum Beispiel auf Geh- und Radwegen, das dünnere Granitpflaster verlegen, regte Franz Schmuttermayr (CSU) ganz pragmatisch an. Baumann aber wollte sich auf sowas nicht einlassen: 16 Zentimeter dick müsse das Pflaster sein, nicht weniger.

Hans Bergmeister (CSU) warb ebenfalls für Granit, weil „wertiger und schöner“ – und Markus Käser (SPD) musste für seine Fraktion einräumen: „Auch bei uns gibt es Granit-Freunde“. Weil es eben zum Granit „sehr schwer eine Alternative gibt“, wie Peter Feßl (SPD) befand. Käser jedenfalls bat nun um eine kurze Unterbrechung der Sitzung, damit die Fraktionen sich noch einmal besprechen konnten. Mit dem Ergebnis, das schließlich die große Mehrheit für Granit stimmte. Zugleich sollen von der Stadtverwaltung, die den Granit einkauft, entsprechende Kriterien definiert werden, die China-Ware von vornherein ausschließend.

Mit den Arbeiten soll nach Angaben der Stadtverwaltung noch im Oktober begonnen werden – dabei soll der Bauabschnitt 1 auch komplett fertiggestellt werden, damit man keine Winter-Baustelle hat. Die Bauabschnitte 2 und 3 sollen dann nach den Wintermonaten, voraussichtlich im Februar und März folgen. Für die jeweiligen Abschnitte seien Bauzeiten zwischen sechs und zehn Wochen zu erwarten. 

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