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Die Deutsche Bahn verlegt derzeit zwischen Rohrbach und Uttenhofen zwei neue Gleise – am Ende sollen die Züge mit bis zu 190 km/h in weniger als einer Stunde von München nach Nürnberg verkehren 

Audio-Podcast: "Wir liegen acht Stunden vor dem Zeitplan" – Interview mit Bahn-Projektleiter Thomas Thürer

Von Tobias Zell

Es ist ein Mega-Projekt im Landkreis Pfaffenhofen. Auf der Bahnstrecke Nürnberg–München wird der Streckenabschnitt zwischen Ingolstadt und Petershausen für höhere Geschwindigkeiten vorbereitet. Seit Juni 2010 laufen die aufwändigen und millionenschweren Arbeiten bereits; am Ende können die Züge bis zu 190 km/h schnell fahren – die Bahnkunden sollen dann in weniger als einer Stunde von München nach Nürnberg oder umgekehrt gelangen. Im Zuge dieser Großprojekts finden momentan zwischen Rohrbach und dem Pfaffenhofener Ortsteil Uttenhofen umfangreiche Gleisbauarbeiten mit Spezialmaschinen statt. Allein in den Ausbau dieses rund sieben Kilometer langen Abschnitts investiert die Deutsche Bahn 24 Millionen Euro, wie Projektleiter Thomas Thürer heute im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. Weitere 25 Millionen Euro steckte die Bahn, wie berichtet, in den Ausbau des bereits fertiggestellten Abschnitts zwischen Reichertshausen und Petershausen.

Die Arbeiten verschlingen aber nicht nur viele Millionen, sie sind auch eine logistische Herausforderung höchsten Grades – denn sie erfolgen im Wesentlichen bei laufendem Bahnbetrieb. Bis zu drei Jahre vorher werden solche Baumaßnahmen angemeldet, berichtet Thürer. Und der Zeitplan für die einzelnen nun ablaufenden Arbeitsschritte ist auf Stunden genau. „Aktuell liegen wir etwa acht Stunden vor unserem Zeitplan“, sagte Thürer heute Vormittag bei einem Ortstermin auf der Baustelle zwischen Rohrbach und Uttenhofen.

 

Projektleiter Thomas Thürer zeigt den Plan, auf dem auf die Stunde genau festgelegt ist, was wann wo gemacht wird.

Auf einer Brücke erklärte uns Thürer die laufenden Arbeiten. Von hier bietet sich nicht nur ein guter Blick auf die Dimension des Projekts, sondern man kann auch gut sehen, dass eines der beiden Gleise schon fast komplett erneuert ist, während das zweite erst noch in Angriff genommen wird. Immer wieder fahren Züge mit geringer Geschwindigkeit durch die Baustelle; ein akustisches Signal warnt die Arbeiter. Sicherheit wird großgeschrieben. Zu Spitzenzeiten werkeln allein in diesem Bauabschnitt bis zu 200 Leute gleichzeitig, sagt Thürer. Gearbeitet wird rund um die Uhr in drei Schichten.

Zwischen Uttenhofen und Rohrbach verbaut die Deutsche Bahn laut Projektleiter Thürer insgesamt 24 Millionen Euro für die Erneuerung der Strecke – grob gesagt: jeweils zwölf Millionen Euro für jedes Richtungsgleis in dem sieben Kilometer umfassenden Teilstück. Die Arbeiten umfassen aber nicht nur die Arbeiten an den Gleisen, um die Bahnstrecke für Geschwindigkeiten von bis zu 190 km/h zu präparieren. Auch ein neues Drainage-System wird verlegt, die Oberleitungs-Anlage wird komplett erneuert und ganz am Schluss wird noch ein Fluchtweg neben den Gleisen errichtet.

 

Neben einem akribisch ausgearbeiteten Zeitplan sind die Arbeiten von einem umfassenden Logistik-Konzept geprägt, wie Thürer erläutert. Links und rechts von den Gleisen wurden eigens Wege für die Baustellen-Fahrzeuge angelegt; hier gilt jeweils Einbahnstraßen-Regelung. Damit der Zugverkehr während der Bauphase möglichst reibungslos weiterlaufen kann, müssen spezielle Maßnahmen getroffen werden. Allein 1,2 Millionen Euro verschlingt nach Worten von Thürer ein signaltechnisches Provisorium auf dem sieben Kilometer langen Streckenabschnitt. Und südlich von Rohrbach wurde eine zusätzliche Weiche eingebaut, die nach Abschluss der Arbeiten wieder entfernt wird.

Links das fast fertiggestellte neue Gleis, rechts das alte, das noch ersetzt wird.

Begonnen haben die Arbeiten mit dem Einbringen eines so genannten Verbaus zwischen den beiden Gleisen – vereinfacht gesagt eine Abtrennung, die senkrecht in den Boden getrieben wird. Diese Trennwände reichen einen Meter tief; die Pfosten dafür ragen vier Meter unter die Erde. Binnen nur 24 Stunden wurde dieser Verbau auf einer Strecke von 3,5 Kilometern errichtet, berichtet Thürer. „Das muss uns erst einmal jemand nachmachen.“

Nach diesen Vorarbeiten und ersten Maßnahmen an der Oberleitung ging es dann an die eigentlichen Gleis-Arbeiten. Mit Hilfe eines speziellen Umbau-Zugs, der bis zu 800 Meter lang sein kann, werden die Schwellen und Gleise komplett ausgebaut. Dann wird der Schotter und das Erdreich darunter abgetragen. Das Material wird laut Thürer auf mögliche Belastungen untersucht und dann entsprechend entsorgt. Riesige Mengen an Material müssen weggeschafft und herangekarrt werden.

Im nächsten Schritt wird der Boden durch das spezielle Einfräsen von Kalk und Zement auf einer Dicke von rund 40 Zentimetern verfestigt. Manchmal müssen die Arbeiter allerdings noch tiefer gehen – bis zu einem Meter, sagt Thürer. Wenn der Untergrund entsprechend präpariert ist, kann der neue Schotter aufgebracht werden, und schließlich wird das neue Gleis verlegt – zum Schluss werden die technischen Vorrichtungen fertiggebaut. Um Zeit zu sparen, wurden die neuen Oberleitungsmasten schon errichtet, während die alten noch stehen.

Diese Sanierungs- und Ausbauarbeiten sind unverkennbar aufwändig. „Ein Neubau wäre deutlich günstiger“, sagt Projektleiter Thürer. Und könnte man zum Beispiel den jeweiligen Streckenabschnitt komplett für drei Monate am Stück sperren und sich ohne Rücksicht auf den Zugbetrieb nur um den Fortgang der Arbeiten kümmern, dann würde man seinen Worten zufolge 30 Prozent der Kosten sparen; das wären in diesem Bauabschnitt satte 7,2 Millionen Euro. Doch diese Variante schied aus, betont Thürer. Denn die Folgen wären freilich gravierend gewesen: Kein Regionalverkehr in dieser Zeit in diesem Abschnitt. Deshalb erfolgen die Arbeiten bei laufendem Bahnbetrieb.

 

Im Rahmen der Baumaßnahmen kam beziehungsweise kommt es allerdings im Laufe des Jahres dennoch zu insgesamt fünf kompletten Sperrungen der Bahnstrecke zwischen Ingolstadt und Petershausen: Nach den bereits erfolgten von 16. bis 18 Mai sowie von 11. bis 13. Juli stehen noch drei weitere an: von 15. bis 18. August, von 10. bis 13. Oktober und von 29. November bis 1. Dezember. Die anstehende Sperrung von 15. bis 18. August läutet dann sozusagen die zweite Halbzeit im Bauabschnitt Rohrbach-Uttenhofen ein. Dann ist das eine neue Gleis fertig und es werden die entsprechenden Maßnahmen getroffen, um in der Folge das zweite Gleis erneuern zu können. Dann werden die zweiten zwölf Millionen Euro verbaut.

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