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Warum die walisische Sopranistin Lauren Francis so begeistert ist von ihrer Wahlheimat Ingolstadt 

Von Michael Schmatloch 

Wenn man sich mit ihr in einem Straßencafé verabredet, kann man beinahe sicher sein, dass man auffällt. Nicht nur wegen ihrer beiden quirligen Pudel Marcello und Contessa oder ihrem sympathischen englischen Akzent. Sie ist von derart überschäumendem Temperament, von einer derart ansteckenden Lebensfreude, dass sie die Blicke wie selbstverständlich auf sich zieht.

Lauren Francis, Opernsängerin, lyrischer Sopran und ein faszinierendes Bündel aus ihrer tiefen Liebe zur Musik und ihren überbordenden Emotionen. Seit drei Jahren wohnt Lauren Francis nun im Ingolstädter Norden. Das Urteil der Waliserin: „I love it“. Und ihre beiden Hunde wedeln wie zur Bestätigung mit dem Schwanz. Marcello, benannt nach einer Opernfigur aus Puccinis „La Boheme“, und Contessa die Cannonau, eine Reminiszenz an die Liebe von Lauren Francis an Sardinien. Cannonau ist eine der ältesten Rebsorten des Mittelmeerraumes, schwarz wie die Contessa eben.

„Ich habe bemerkt, dass die Leute hier in Ingolstadt sehr relaxed sind“, lacht Lauren, die zuvor viele Jahre zusammen mit ihrem Mann Franz Garlik in der Hallertau gelebt hat, „und sie sind sehr offen und herzlich. Das habe ich nicht erwartet.“ Zumal sie es in anderen Großstädten so nicht erlebt hat. „Ingolstadt, das ist wirklich gemütlich“, sprudelt es aus ihr heraus, „oh, ich hoffe, dass das jetzt keiner falsch versteht und beleidigt ist.“ Die Gefahr ist gering, denn Lauren Francis erzählt das mit so viel Charme und Begeisterung, dass man spürt, wie wohl sie sich auf der Schanz fühlt.

Dabei kommt sie weniger oft in die Innenstadt, als sie eigentlich möchte. „Ich bin weniger oft zum Shoppen oder Kaffee trinken in der City“, meint sie und schiebt einen kleinen Dialog auf Italienisch mit Romina, der Besitzerin des Cafés, ein, bevor sie lachend zugibt: „Das ist mir so peinlich. Aber ich musste in Google Maps schauen, wo die Milchstraße ist. Vielleicht sollte ich öfter mal in die Stadt kommen.“

Das indes ist nicht so einfach wie man denkt für die engagierte Operndiva. Ihr Kalender ist mit Konzertterminen prall gefüllt. Zur Zeit tourt sie einen Monat lang entlang der Nordseeküste und auf den Inseln und absolviert eine opulente Konzertournee. Und wenn sie zurückkommt, warten schon die nächsten Termine. Amsterdam, Stuttgart, München. „Ich bin so voll dieses Jahr“, sagt sie und erzählt ohne Punkt und Komma weiter von der Johann-Strauss-Operette „Fledermaus“, die sie zusammen mit der Jungen Oper in Neuburg und Pfaffenhofen aufführen wird, von einem Tosca-Pprojekt mit jungen Amateursolisten und Chören aus der Region, das in sieben Städten zu hören sein soll. Es ist wirklich eine ganze Menge, was die walisische Sopranistin da in ihrem Terminkalender stehen hat. „Und da sind noch ein paar Sachen, über die ich aber noch nicht reden darf.“

Foto: Markus Esser.

 

Kein Wunder, denn ihre glockenreine Stimme ist fantastisch, die Leidenschaft, mit der sie singt unglaublich faszinierend. Wer sie einmal gehört hat, der ahnt, dass ihre Arien nicht nur eine stimmliche Herausforderung sind, sondern mindestens ebenso intensiv auch eine emotionale. „Es ist ein Unterschied, ob man eine Opernarie das erste Mal singt oder mehr und mehr in die Rolle vertieft ist. Weil dann merkt man irgendwann: Ach das meint sie damit. Es geht immer tiefer bei den Arien. Und man spürt auf einmal, was man als junge Sängerin alles noch nicht verstehen konnte.“ Wie alt sie heute ist, das verrät sie allerdings nicht. „Das weiß niemand, nicht einmal meine besten Freunde“, lacht sie, „aber irgendwann mache ich mal eine Party mit allen lieben Menschen. Und dann sage ich es dann.“

Probleme indes dürfte ihr das Alter wohl kaum bereiten. Denn Lauren Francis ist nicht nur eine faszinierende Sängerin, sondern auch eine außergewöhnlich schöne Frau. Für die Opernbühne wie geschaffen. Wer jemals in Bayreuth, Bregenz oder München mit einem Opernglas gesehen hat, was beispielsweise Siegfried da an Krimhilden so alles aus dem Feuer rettet oder was Tannhäuser sich mitunter mit seiner Venus zumutet, der versteht, was es für ein Geschenk ist, als Operndiva nicht nur stimmlich, sondern auch optisch eine gültige Tosca, Traviata oder Mimi auf die Bretter stellen zu können.

Dabei war Lauren Francis die Karriere nicht in die Wiege gelegt worden. Ihre Mutter war zwar eine begabte Sängerin. Mezzosopran. Allerdings nicht auf der Bühne. Die Küche war ihre Bühne. Sie hat jedenfalls das Talent und die Liebe zur Musik ihrer Tochter schnell erkannt und schickte sie zum Gesangsunterricht. „Meine Lehrerin war zehnmal mehr Diva als ich“, erinnert sich Lauren Francis an ihre Zeit an der Guildhall School of Music & Drama und am Royal College of Music, wo sie Gesang studierte, an ihr Intermezzo in Mannheim, wohin sie ihrem damaligen Lehrer gefolgt war. Musikalisch habe ihr das zwar weniger gebracht, aber emotional umso mehr. Denn in der Kantine der Musikhochschule in Mannheim hatte sie ihren Mann Franz Garlik kennengelernt, mit dem sie heute noch glücklich verheiratet ist. Und der als außergewöhnlich einfühlsamer Gesangspädagoge auch ihr Lehrer geworden ist. „Er hat ein unglaubliches Ohr für Gesangstechnik“, sagt Laure Francis, „und irgendwann rastet er aus und erschießt mich.“

Damit jedoch muss er sich beeilen. Den Lauren Francis hat gerade ihre Liebe zum asiatischen Kampfsport entdeckt, würde irrsinnig gerne Wing Chun lernen, was hierzulande als Kung Fu bekannt ist. „Man will sich doch wehren können“, sagt sie lachend. Und noch etwas hat sich die sympathische Sängerin vorgenommen: Sie will alles lernen, was es über Wein zu wissen gibt. „Ich habe eine gute Nase für Wein und will das alles lernen. Und schon wieder geht die Begeisterung mit ihr durch: „Opera and wine. Fantastisch.“


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