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Die Pfaffenhofener Ortsumfahrung, erhofft zum Jahr 2000, könnte nun – wenn alles glatt läuft – zum Projekt 2020 werden. Doch erst einmal sollten sich Pfaffenhofen und Hettenshausen auf eine der drei vom Staatlichen Bauamt untersuchten Trassen-Varianten einigen

Von Tobias Zell

Es ist schon beinahe ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Pfaffenhofener Ortsumfahrung seinerzeit in den 1990er Jahren als „Umgehung 2000“ geplant war. Millionenschwer ging die Stadt in Vorleistung, legte für die schon vorsorglich größer dimensionierte Unterführung am Bahnhof – nach Abzug der Fördergelder – satte zwei Millionen Euro zusätzlich auf den Tisch. Denn aus der zentrale der Macht im Freistaat, aus München, hatte es seinerzeit Signale gegeben, dass die Umgehung dann schon kommen würde. Doch sie kam nicht. Im Gegenteil. Es passierte praktisch gar nichts. Und als dann doch etwas passierte, war die Aufregung groß. Denn das von allen sehnsüchtig erwartete Projekt flog aus der Dringlichkeitsstufe 1 des Straßen-Ausbauplans und wurde zum Reserve-Projekt (Stufe 1R) degradiert. 1R-Projekte sind solche, die zwar als durchaus nötig angesehen werden, aber eben nur dann zum Zuge kommen, wenn (nach den Vorhaben aus Stufe 1) noch Geld da ist. 

Selten haben eine Ziffer und ein Buchstabe für so viel Unmut gesorgt, wie damals „1R“. Doch die Bürger begehrten auf, über 5000 Unterschriften wurden gesammelt und im Sommer 2011 in der Landeshauptstadt an den zuständigen Minister Joachim Herrmann (CSU) übergeben. Durchaus mit Erfolg. Zwar blieb die Umgehung ein Reserve-Projekt, doch der Minister persönlich wies das zuständige Staatliche Bauamt an, die Planungen für die Umgehung voranzutreiben. Und ein Minister-Wort hat halt Gewicht. 

Und so kam es nun, dass am Dienstag von Vertretern des Staatlichen Bauamts Ingolstadt dem Hettenshausener Gemeinderat und dem Pfaffenhofener Stadtrat im Rahmen einer nicht-öffentlichen Informationsveranstaltung der aktuelle Planungsstand präsentiert wurde. Dabei wurden auch die drei aktuell näher untersuchten Trassen-Varianten vorgestellt. Im August 2008 standen bei einem ähnlichen Termin noch vier Varianten zur Debatte, wobei die vierte aber schon damals aufgrund der hohen Kosten als nicht realistisch angesehen wurde.

Nun sind es also drei mögliche Trassen-Verläufe, mit denen sich die Politiker aus Pfaffenhofen und Hettenshausen – diese beiden Kommunen sind betroffen –  zu befassen haben. Eines haben alle drei Varianten gemeinsam: Sie beginnen an der besagten Bahnhofs-Unterführung, verlaufen am Parkplatz vorbei in Richtung Reisganger Waldstraße und dann weiter nach Osten. Die nördlichste Variante ist dabei die kürzeste, sie verläuft zur Moosburger Straße und weiter über den Kuglhof-Kreisverkehr. Problem: Schwierige Topographie, massive Eingriffe ins Gelände. Die beiden weiteren Varianten sind mit jeweils rund 3,5 Kilometer etwa doppelt so lang und münden letztlich ungefähr beim Kieswerk in die Staatsstraße, die dann weiter zur A9 führt.

Auf der jetzt vom Staatlichen Bauamt verifizierten Informations-Grundlage können die beiden Ratsgremien von Pfaffenhofen und Hettenshausen sich nun eingehender mit den drei Varianten befassen, um in den nächsten Monaten Entscheidungen treffen. Und zwar möglichst gleich lautende Entscheidungen, denn das würde den Fortgang des Projekts freilich beschleunigen. Allerdings braucht es durchaus eine Portion Optimismus, um davon auszugehen. Denn derzeit stehen die Zeichen nicht eindeutig auf Einhelligkeit. 

Von der Stadt Pfaffenhofen wird jedenfalls die südlichste Variante bevorzugt. Und dem Vernehmen nach soll auch das Bauamt, das letztlich entscheidet, diese favorisieren. Aber: Diese Trasse verläuft am weitesten durch das Gemeindegebiet von Hettenshausen – was eben dort mit einem gewissen Unmut gesehen wird. „Nicht so angetan“ sei man von dieser Variante, wird Hettenshausens Bürgermeister Hans Wojta zitiert. Im Oktober soll das Thema im Ratsgremium diskutiert werden. Die Frage sei, so Wojta, welche Variante für seine Gemeinde „am tragbarsten“ sei. 

In Pfaffenhofen gibt man sich diplomatisch – denn man will freilich nicht vorpreschen und die Hettenshausener ohne Not verärgern. „Die Trasse sollte nach Ansicht der Stadt Pfaffenhofen so beschaffen sein, dass sie ihrer Entlastungsfunktion für die Ortsteile Weihern und Eberstetten bestmöglich gerecht werden kann und durch ihre Streckenführung möglichst gut angenommen wird“, hieß es heute von der Stadtverwaltung gegenüber unserer Zeitung.

Für das Staatliche Bauamt erläuterten Amtsleiter Lutz Mandel und der zuständige Abteilungsleiter Arne Schönbrot am Dienstag die Planungen. Ziel des Treffens war es, „die Ratsmitglieder über die bisherige Planung zu informieren und Einigkeit zu einer Trasse zu erreichen, mit der wir anschließend zeitnah in die nächste Planungsphase einsteigen können“. Die nächste Stufe wäre der Vorentwurf. Dann stünden das Genehmigungsverfahren und der Grunderwerb an. Wenn alles gut läuft und keiner gegen das Projekt Klage einreicht, dann könnten wohl frühestens in fünf, sechs Jahren die eigentlichen Bauarbeiten beginnen – vorausgesetzt, das Geld ist da. Die „Umgehung 2000“ wird also eher eine „Umgehung 2020“. Oder 2025.


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