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Mit Hasenhüttl als Cheftrainer kam vor einem Jahr auch der Erfolg zum Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt: Er hat aus einem Abstiegskandidaten einen Aufstiegsaspiranten gemacht

Von Tobias Zell 

Im Grunde ist die Sache ganz einfach zusammenzufassen: Mit ihm kam der Erfolg. Mit ihm kam der Jubel. Mit ihm kam die Stimmung. Mit ihm kam System ins Spiel. Ralph Hasenhüttl (47) ist seit einem Jahr Cheftrainer beim Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt. Er hat einen Abstiegskandidaten übernommen und daraus einen Aufstiegsaspiranten gemacht. Seit der FC Ingolstadt nun sogar auf Platz eins steht, darf man träumen. Träumen von weiteren Siegen. Träumen vom Sprung in die Erste Liga. Und das nicht nur, weil der FC momentan fast unschlagbar scheint – und es bislang in dieser Saison tatsächlich ist. Sondern auch, weil Hasenhüttl dem Spiel der Schanzer Ordnung, eine Philosophie gegeben hat. Eine unverkennbare Handschrift, die nicht bloß funktioniert, sondern den Erfolg erklärt – oder vielmehr: dessen Grundlage ist. 

Als Hasenhüttl am 7. Oktober 2013 seinen Posten antrat, sah es zappenduster aus für die Schanzer, die trotz eines durchaus hoffnungsvollen Kaders unter dem gescheiterten Marco Kurz zu einer nie für möglich gehaltenen Talfahrt angesetzt hatten. Der FC Ingolstadt stand auf dem letzten Platz und angesichts der dargebotenen Auftritte musste einem zwangsläufig angst und bange werden. Die Abwehr immer für einen Fehler gut, das Mittelfeld uninspiriert und planlos, im Angriff harmlos oder auf verlorenem Posten. Heute darf man sich über das glatte Gegenteil freuen: Die Abwehr steht, ist aktuell bei gerade einmal sechs Gegentreffern aus neun Partien die stärkste der Liga. Im Mittelfeld wird unter der Regie von Pascal Groß gerannt und geackert, das belegt auch ein Torverhältnis von 16:6 – plus zehn. Und vorne stechen die Spitzen zu: Stefan Lex vier Tore, Lukas Hinterseer drei.

Mit Hasenhüttl kam der Erfolg. In der Defensive passt die Abstimmung, Harakiri-Aktionen sucht man vergebens. Gespielt wird schnörkellos und sicher, zur Not drischt man die Kugel eben weg. Im Mittelfeld – wie überall – will der Chefcoach Laufbereitschaft sehen. Seine Mannen haben das längst verstanden. Nicht bloß die Defensiv-Akteure müssen verteidigen, das Spiel gegen den Ball beginnt schon vorne. Und wenn sich der FC zurückzieht, dann werden die Räume empfindlich eng für den Gegner, was den Schanzern oft Ballgewinne beschert, auf die wiederum die Offensiv-Abteilung lauert, um messerscharfe und brandgefährliche  Konter zu fahren. Waren früher echte Torchancen oft Mangelware, kreieren die Schanzer sie neuerdings sogar am laufenden Band. Falls nicht, übt man sich in Geduld, ohne leichtsinnig zu werden oder ins offene Messer zu laufen. Auch deshalb ist der FC in dieser Saison noch ungeschlagen.

Dieser neue FC lässt sich auch an Zahlen festmachen. Saisonübergreifend gab es bisher in den zwölf Monaten unter der Leitung von Trainer Ralph Hasenhüttl 33 Liga-Partien – davon gewannen die Schanzer 14 und sicherten sich in 14 weiteren einen Punkt. Lediglich fünf Begegnungen gingen verloren. Das Torverhältnis beträgt 41:21. Die letzte Niederlage gab es am 11. April beim 1:2 gegen den späteren Bundesliga-Aufsteiger SC Paderborn. Nach der Länderspielpause, wenn die Schanzer am 19. Oktober beim FSV Frankfurt antreten, können sie den Vereinsrekord von 14 Liga-Spielen ohne Niederlage (Dezember 2011 bis April 2012) einstellen. Und sogar der Einzug in die Geschichtsbücher winkt: Gelingt in Frankfurt mindestens ein Remis, wäre der Auswärtsrekord von Bayer Leverkusen aus der Saison 1978/79 (17 Partien in Serie auf fremdem Rasen ohne Niederlage) gebrochen.

Wer hätte das gedacht, als Hasenhüttl, vor einem Jahr das Ruder übernahm. Er selbst, der Vater dieses Erfolgs, erinnert sich noch gut an den 7. Oktober 2013: „Da bin ich mit einem sehr positiven Gefühl im Bauch nach Ingolstadt gefahren, um meinen ersten Arbeitstag beim FCI anzutreten.“ Und dieses positive Gefühl sollte ihn nicht trügen. „Es ist unglaublich, wie schnell so ein Jahr vergeht und was seitdem alles passiert ist. Man erinnert sich daran, mit welchen Vorsätzen man hier angetreten ist, an die erste Pressekonferenz und den ersten Kontakt zur Mannschaft“, sagt er. „Ich hatte ja so meine Vorstellungen, wie es laufen sollte, und fand – abgesehen von der tabellarischen Situation der Profis – hervorragende Bedingungen vor“, so der 47-Jährige, der aber schon auch zugibt: „Dass es so gut laufen würde, davon hab ich nicht zu träumen gewagt.“  



Aus der Sicht von Hasenhüttl waren in den vergangenen zwölf Monaten viele Entwicklungsschritte zu beobachten. „Aufgrund ihrer neuen Art Fußball zu spielen, war und ist die Profi-Mannschaft bis heute der Motor dieser Entwicklung des Fußballclubs Ingolstadt“, betont er und macht das zum Beispiel an den Zuschauern fest: „Anfangs war kaum Stimmung, rasches Pfeifen, wenig Geduld und Abwandern vor Spiel-Ende. Heute ist da tolle Stimmung, Wechselgesänge zwischen Gegengerade und Südtribüne, Jubel über jeden gewonnenen Zweikampf und Feiern bis weit nach dem Schlusspfiff. Fehler werden verziehen und selbst nach nicht gewonnen Spielen kommt man gerne wieder.“ 

Das hat aber auch einen guten Grund. Und den kennt Hasenhüttl freilich am besten: „Die Mannschaft spielt nun so, wie man es sich in Ingolstadt lange gewünscht hat und es nur wenige für möglich gehalten haben“, fasst er zusammen. „Man kann sich vorstellen, dass uns das alle sehr stolz macht: Vorstand, Geschäftsstelle, sportlicher Bereich und nicht zuletzt unsere Fans.“ Doch Stolz und Selbstvertrauen sind das eine, Überheblichkeit und Leichtfertigkeit das andere. Für den Österreicher ist jedenfalls trotz der so erfreulichen Entwicklung klar: „Wir bleiben auch in Zukunft bescheiden und demütig – weil wir nur zu gut wissen, dass diese schöne Situation alles andere als selbstverständlich ist.“

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