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Für die Pfaffenhofener Umgehung stehen drei Varianten im Raum, favorisiert wird die südlichste. Hettenshausen hat ihr schweren Herzens zugestimmt, morgen dürfte das Ratsgremium der Kreisstadt nachziehen. Vor 2020 dürfte die Straße aber trotz aller Einigkeit nicht fertig sein

Von Tobias Zell

Bei der Realisierung der Pfaffenhofener Umgehung soll es nun endlich vorangehen. Drei Varianten zur Streckenführung liegen auf dem Tisch, die betroffenen Kommunen – Pfaffenhofen und Hettenshausen – sollen dazu ein Signal geben. Und zwar am besten ein gleichklingendes, denn das würde den Bau der ohnehin schon seit Ewigkeiten überfälligen Umfahrung zweifelsohne beschleunigen. Der Gemeinderat von Hettenshausen hat kürzlich nolens volens der so genannten Variante 1 zugestimmt – sie sieht die südlichste der im Raum stehenden Streckenführungen vor und führt am weitesten über Gemeindegebiet. Begeistert ist man darüber nicht, aber irgendwie war man sich halt doch einig: Die Umgehung muss her. Morgen befasst sich nun der Pfaffenhofener Stadtrat in seiner Sitzung ab 17 Uhr im Rathaus-Festsaal mit den drei möglichen Trassen. Alles andere, als dass sich das Gremium ebenfalls für die ohnehin klar favorisierte Variante 1 ausspricht, wäre eine Überraschung. Der Vorschlag der Stadtverwaltung an die Adresse der Räte lautet jedenfalls, für diese Streckenführung die Hand zu heben.

Es ist schon beinahe ein Treppenwitz der Geschichte, dass die Pfaffenhofener Ortsumfahrung seinerzeit in den 1990er Jahren als „Umgehung 2000“ geplant war. Millionenschwer ging die Stadt in Vorleistung, legte für die schon vorsorglich größer dimensionierte Unterführung am Bahnhof – nach Abzug der Fördergelder – satte zwei Millionen Euro zusätzlich auf den Tisch. Denn aus der Zentrale der Macht im Freistaat, aus München, hatte es seinerzeit Signale gegeben, dass die Umgehung dann schon kommen würde. Doch sie kam nicht. Im Gegenteil. Es passierte praktisch gar nichts. Und als dann doch etwas passierte, war die Aufregung groß. Denn das von allen sehnsüchtig erwartete Projekt flog aus der Dringlichkeitsstufe 1 des Straßen-Ausbauplans und wurde zum Reserve-Projekt (Stufe 1R) degradiert. 1R-Projekte sind solche, die zwar als durchaus nötig angesehen werden, aber eben nur dann zum Zuge kommen, wenn (nach den Vorhaben aus Stufe 1) noch Geld da ist. 

Selten haben eine Ziffer und ein Buchstabe für so viel Unmut gesorgt, wie damals „1R“. Doch die Bürger begehrten auf, über 5000 Unterschriften wurden gesammelt und im Sommer 2011 in der Landeshauptstadt an den zuständigen Minister Joachim Herrmann (CSU) übergeben. Durchaus mit Erfolg. Zwar blieb die Umgehung ein „Reserve“-Projekt, doch der Minister persönlich wies das zuständige Staatliche Bauamt an, die Planungen für die Umgehung dennoch voranzutreiben.

Und so kam es, wie berichtet, dass Anfang September von Vertretern des Staatlichen Bauamts Ingolstadt dem Hettenshausener Gemeinderat und dem Pfaffenhofener Stadtrat im Rahmen einer nicht-öffentlichen Info-Veranstaltung der aktuelle Planungsstand präsentiert wurde. Dabei wurden auch die drei aktuell näher untersuchten Trassen-Varianten vorgestellt. Im August 2008 standen bei einem ähnlichen Termin zwar noch vier Varianten zur Debatte, eine davon wurde aber schon damals aufgrund der hohen Kosten als nicht realistisch angesehen.

Die Karte zeigt die drei im Raum stehenden Trassenverläufe  – die südlichste (grüne) Variante wird es wohl werden.

Nun sind es also drei mögliche Trassen-Verläufe, mit denen sich die Politiker aus Pfaffenhofen und Hettenshausen – diese beiden Kommunen sind betroffen –  zu befassen haben und hatten. Eines haben alle drei Varianten gemeinsam: Sie beginnen an der besagten Bahnhofs-Unterführung, verlaufen am Parkplatz vorbei in Richtung Reisganger Waldstraße und dann weiter nach Osten. Die nördlichste Variante ist dabei die kürzeste, sie verläuft zur Moosburger Straße und weiter über den Kuglhof-Kreisverkehr. Problem: Schwierige Topographie, massive Eingriffe ins Gelände. Die beiden weiteren Varianten sind mit jeweils rund 3,5 Kilometer etwa doppelt so lang und münden letztlich ungefähr beim Kieswerk in die Staatsstraße, die dann weiter zur A9 führt.

Auf der vom Staatlichen Bauamt verifizierten Informations-Grundlage konnten die beiden Ratsgremien von Pfaffenhofen und Hettenshausen sich in den vergangenen Wochen noch einmal eingehend mit den drei Varianten befassen, um letztlich Entscheidungen treffen. Und zwar möglichst gleich lautende, denn das würde den Fortgang des Projekts fraglos beschleunigen.

Von der Stadt Pfaffenhofen wurde ohnehin die südlichste Variante bevorzugt. Und auch das Bauamt, das letztlich entscheidet, soll diese favorisieren. Aber: Diese Trasse verläuft halt am weitesten durch das Gemeindegebiet von Hettenshausen – was eben dort mit einem gewissen Unmut gesehen wurde. „Nicht so angetan“ sei man deshalb, ließ Hettenshausens Bürgermeister Hans Wojta schon Anfang September wissen. Kürzlich wurde im Gemeinderat noch einmal intensiv diskutiert – und letztlich fiel die Entscheidung dann doch mit 9:5 Stimmen zugunsten der Variante 1. „Wenn schon, dann mit der südlichsten Variante“, fasste Wojta zusammen. Denn hier ist der Abstand zur Wohnbebauung am größten und zudem gibt es höhenmäßige Gelände-Einschnitte, die auch gleich als Lärmschutz fungieren.

In Pfaffenhofen gab man sich zuletzt recht diplomatisch, denn man wollte nicht vorpreschen und die Hettenshausener bevormunden. „Die Trasse sollte nach Ansicht der Stadt Pfaffenhofen so beschaffen sein, dass sie ihrer Entlastungsfunktion für die Ortsteile Weihern und Eberstetten bestmöglich gerecht werden kann und durch ihre Streckenführung möglichst gut angenommen wird“, hieß es Anfang September aus der Stadtverwaltung.

Morgen aber muss man auch in Pfaffenhofen Klartext reden. Und angesichts der bevorstehenden Sitzung gibt es bereits klare Signale. Aus dem Rathaus wird darauf verwiesen, dass das Staatliche Bauamt die Variante 1 bevorzuge – wie man selbst. Aus Pfaffenhofener Sicht sind für diese Haltung mehrere Punkte ausschlaggebend. Erstens: Der Trassenverlauf sei hier am harmonischsten – am wenigsten Kurven, geringste Neigung. Zweitens: Der Eingriff in die Natur sei am geringsten. Drittens: Die Entfernung zu vorhandener und künftiger Wohnbebauung im Ostviertel der Stadt sei am größten. Und viertens biete diese Trasse auch die größte Flexibilität in Sachen Gewerbegebiet Kuglhof.

Somit dürfte klar sein: Hettenshausen hat sich schon, Pfaffenhofen wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach morgen für die Variante 1 aussprechen. Mit diesem einhelligen Signal aus beiden Kommunen auf dem Tisch könnte das Staatliche Bauamt dann zeitnah in die nächste Planungsphase einsteigen. Das wäre der Vorentwurf. Danach stünden noch das Genehmigungsverfahren und der Grunderwerb an. Wenn alles gut läuft und keiner gegen das Projekt Klage einreicht, dann könnte frühestens in fünf, sechs Jahren die eigentlichen Bauarbeiten beginnen – vorausgesetzt, das Geld ist da. Eines kann man heute schon sagen: Das als „Umgehung 2000“ geplante Projekt sollte wohl eher in „Umgehung 2020“ umgetauft werden. 

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