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Vier Straßen müssten komplett ausgebaut werden – doch Anlieger weigern sich wegen der dann auf sie zukommenden Kosten, dafür Grund herzugeben. Deshalb erfolgt nun eine Billig-Sanierung, von der niemand so recht weiß, wie lange sie hält – und eine Gewährleistung übernimmt auch keiner

(ty/zel) In Ehrenberg sollen vier marode Straßen saniert werden. Der Stadtrat von Pfaffenhofen hat sich dabei gestern Abend einstimmig für die mit insgesamt rund 80 000 Euro billigste Version entschieden. Damit folgte das Gremium den gleichlautenden Empfehlungen von Stadtverwaltung und Planungsbüro. Die beschlossene Variante kann als Provisorium betrachtet werden. Wie lange das hält, weiß niemand – und Gewährleistung gibt es nicht. Mittelfristig müsse ohnehin ein Vollausbau erfolgen, betonte Bürgermeister Thomas Herker (SPD). Doch der funktioniert nur mit Grunderwerb. Und so mancher Anwohner hat wenig Lust darauf, Grund für einen unterm Strich gut 1,8 Millionen Euro teuren Vollausbau herzugeben, für den er dann mit wiederum als Anlieger zur Kasse gebeten wird. 

Im Jahr 2007/08 hatte die Stadt Pfaffenhofen das Planungsbüro Eichenseher damit beauftragt, die Oberflächen-Entwässerung und den Zustand von Teilen des Straßennetzes in Ehrenberg zu untersuchen. Das daraufhin erstelle Ausbaukonzept sah unter anderem die Errichtung mehrerer Regenrückhaltebecken sowie den Vollausbau von vier Straßen vor. „Insbesondere wegen des insgesamt schwierigen Grunderwerbs konnte eine Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen noch nicht erfolgen“, heißt es aus dem Rathaus.

Betrachtet man den Fall aus der Warte der Anlieger ist die geringe bis nicht vorhandene Bereitschaft, Grund zur Ermöglichung des Vollausbaus der Straße zu veräußern, indes durchaus nachvollziehbar. So mancher findet nämlich, er erweise sich dadurch einen finanziellen Bärendienst. Denn wenn er Grund abgibt, damit der Vollausbau erfolgen kann, wird er anschließend als Anlieger freilich für genau diesen Vollausbau anteilig zur Kasse gebeten. Und da geht es mitunter um nicht gerade beiläufige Summen. Der Vollausbau schlägt nämlich unterm Strich mit gut 1,8 Millionen Euro zu Buche – aber dazu später noch. 

Die Stadtverwaltung hatte jedenfalls im März in Ehrenberg eine Info-Veranstaltung für die Bürger abgehalten – mit dem Ergebnis, dass die sich lediglich für eine Deckensanierung der betroffenen Straßen („Am Schmiedberg“, „Am Kreuzberg“, „Raitbacher Weg“ und „Eichengrund“) ausgesprochen haben.

Um die hier farblich markierten Straßenbereiche geht es.

Die genannten Straßen erfüllen – so heißt es aus dem Rathaus ­– drei wesentliche Kriterien, die an einen funktionierenden und dem Stand der Technik entsprechenden Straßenaufbau gestellt werden, nicht: Tragfähigkeit, Frostsicherheit und funktionierende Oberflächen-Entwässerung. Deshalb wurden Boden- und Straßenuntersuchungen angestellt. Nach Auswertung dieser Ergebnisse kommt aus Sicht des Bodengutachters, des Planungsbüros und auch nach Dafürhalten der Stadtverwaltung lediglich ein Vollausbau zur ordnungsgemäßen Wiederherstellung der Straßen in Frage. „Fachlich lässt der vorhandene Straßenzustand keinen Spielraum, um zu einer anderen Bewertung zu gelangen“, heißt es unmissverständlich.

Angesichts der in der Bürgerversammlung laut gewordenen Forderung, nur eine Deckensanierung vorzunehmen, wurden nun gestern im Stadtrat die Kosten verschiedener Varianten – vom Vollausbau bis zum Provisorium – erläutert und gegenübergestellt.

Als günstigste Variante schlägt mit zirka 80 000 Euro die Sanierung als so genannte dünne Schicht im Kaltbitumen (DSK) zu Buche. Allerdings wird wegen des nicht regelkonformen Unterbaus für diese Maßnahme weder von Seiten der Planung noch von der ausführenden Firma eine Gewährleistung übernommen. Und wie lange dieses Provisorium überhaupt hält, kann auch niemand so recht sagen.

Rund 170 000 Euro würde dagegen die Erneuerung der Asphaltdeckschicht in den genannten Straßen kosten. Aber auch hier gebe es – eben wegen des nicht regelkonformen Unterbaus – keine Gewährleistung. Und die Haltbarkeit dieser Maßnahme sei ebenfalls nicht anzugeben. Zudem bedinge die vorgegebene Höhenlage der Straßeneinfassungen ein vollflächiges Abfräsen des Oberbaus. Bei geringeren Schichtdicken würden allerdings die Mindestdicken unterschritten oder der gesamte Asphaltoberbau zerstört oder zumindest geschädigt. Für bestimmte Bereiche sei demnach ein Vollausbau erforderlich – wo, das sei allerdings vorab nicht oder nur unzureichend abzuschätzen. 

Impressionen vom Raitbacher Weg.

Der Vollausbau würde rund 800 000 Euro kosten. Die Rede ist hier von einer nachhaltigen Sanierung mit einer Nutzungsdauer von mehr als 30 Jahren. Das würde in der Praxis bedeuten: Austausch des vollständigen Unterbaus und Herstellung eines dauerhaften und frostsicheren Straßenkörpers; Herstellung einer ordnungsgemäßen und funktionstüchtigen Straßenentwässerung mit kontrolliertem Abfluss durch die Erneuerung der Straßenentwässerung und Straßensinkkästen; vollständige Beseitigung vorhandener Straßenschäden. Hier gebe es Möglichkeiten, Zuschüsse von er Regierung von Oberbayern zu bekommen. 

Allerdings hat der Vollausbau auch einen Haken – und zwar vor allem für die Anwohner und deren Geldbeutel. Denn in diesem Zuge könnte beziehungsweise sollte auch die gesamte Entwässerung überarbeitet werden. Das würde allerdings zusätzlich gut eine Million Euro für die Rückhaltebecken sowie die Erneuerung oder Sanierung der Kanäle kosten. Und dafür müssten von den Anliegern Beiträge erhoben werden.

Soweit zu den drei Varianten, wobei zwei aus Sicht der Stadtverwaltung auch gleich wieder ausscheiden. „Da ein Vollausbau zusammen mit der Entwässerung und mit dem erforderlichen Grunderwerb zu betrachten ist, wird dieser in den nächsten Jahren nicht umsetzbar sein“, heißt es zum einen. Zum anderen werde von einer Erneuerung der Asphaltdeckschicht als kurzfristige Maßnahme „dringend abgeraten, da beim Abfräsen der Deckschicht auch große Teile der Tragschichten ausgebessert werden müssten und dies einem Vollausbau gleichkäme“. 

Bleibt also nur das Provisorium. Fazit aus Sicht der Stadtverwaltung: „Bis zu einem endgültigen Straßenvollausbau soll eine Straßensanierung in Ehrenberg als dünne Schicht mit Kaltbitumen zur technischen und optischen Aufwertung und zur Minderung weiterer Schäden an der bestehenden Straßenoberfläche durchgeführt werden.“  Dieses Provisorium, das rund 80 000 Euro kostet und für das keine Gewährleistung gegeben werden kann, wurde gestern vom Stadtrat einstimmig beschlossen.


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