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Der Wertstoffhof beim Pfaffenhofener Bauhof muss wegen der Gartenschau weg, ein Neubau in der Josef-Fraunhofer-Straße ist noch in weiter Ferne – deshalb blättert man nun 50 000 Euro für eine Übergangslösung hin

Von Tobias Zell

Offenbar kommt die Pfaffenhofener Gartenschau, die für das Jahr 2017 terminiert ist, dann doch etwas überraschend. Für die Errichtung eines Wertstoffhof-Provisoriums an der Otto-Hahn-Straße muss der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises (AWP) nämlich jetzt über 50 000 Euro auf den Tisch legen. Denn der alte Wertstoffhof an der Weiherer Straße soll bekanntlich ebenso der Gartenschau weichen, wie der dortige, alte Bauhof und das alte Wasserwerk-Gebäude – der neue Wertstoffhof, der an der Josef-Fraunhofer-Straße entstehen soll, wird aber ganz sicher nicht rechtzeitig fertig. Deshalb ist eine nicht ganz billige Übergangslösung unumgänglich, die gestern angesichts der Kosten im zuständigen Werkausschuss des Landkreises nicht jedem gefiel. 

Landrat Martin Wolf (CSU) sprach in der außerturnusmäßigen Sitzung des Gremiums von einer Entscheidung, „die etwas eilig ist“. Und in der Tat drängt die Zeit. Denn die Tage des alten Wertstoffhofs zwischen Weiherer Straße und B13 sind gezählt. Nach den Faschingsferien wird er dicht gemacht, wie AWP-Werksleiterin Elke Müller berichtete. Das gesamte Areal wird bekanntlich Teil der Gartenschau; die Abrissarbeiten im vorderen Bereich, wo der alte Bauhof und die alte Wasserwerk-Zentrale stehen, laufen bereits.

Zwar bleibt nach der Schließung dieses Wertstoffhofs ja immer noch der zweite, der am Martin-Binder-Ring angesiedelt ist. Doch Wolf stellte klar, dass es mit nur einem Wertstoffhof in der Kreisstadt in der Praxis nicht funktioniert – dafür wird einfach zu viel angeliefert. Deshalb war nun eine Übergangslösung gefragt. Zwar gibt es bereits Planungen für einen neuen, zweiten Wertstoffhof an der Joseph-Fraunhofer-Straße – doch bis der Realität wird, dürfte noch viel Wasser die Ilm hinunterlaufen. Denn hierfür läuft erst das bauplanungsrechtliche Verfahren, wie gestern erklärt wurde. Man geht also wohl eher von Jahren als von Monaten aus – auch wenn offiziell von einer Übergangslösung für zirka ein Jahr die Rede ist 

Auf dem Areal an der B13, links im Bild, soll übergangsweise der Wertstoffhof entstehen.

Als „Interimslösung“ für etwa dieses eine Jahr wurde nun also von der Stadt eine rund 1500 Quadratmeter große Fläche an der Otto-Hahn-Straße vorgeschlagen; sie liegt an der B13 beim BMW-Autohaus. Die Stadt würde die Fläche vom Eigentümer, der Firma Hechinger, auf eigene Kosten pachten und dann dem AWP zur Verfügung stellen. Der AWP wiederum ist für die Errichtung des Wertstoffhofs dort und dessen Betrieb zuständig. 

Der Haken an der Sache: Laut Wasserwirtschaftsamt ist der Betrieb eines Wertstoffhofs – auch wenn es nur eine Übergangslösung ist – nur auf einer wasserundurchlässigen Fläche möglich. Deshalb ist das Areal entsprechend zu präparieren, sprich: zu betonieren. Und das kostet gut 50 000 Euro, die das AWP zu berappen hat.

Und genau daran entzündete sich die Debatte: Richard Schnell wollte zum Beispiel wissen, wer gegebenenfalls die Rückbaukosten übernimmt, falls der Eigentümer das Areal so zurückhaben möchte, wie es vorher war? Daran habe man noch nicht gedacht, räumte AWP-Chefin Müller ein. Ihr Vize Anton Gänger sagte aber, man gehe nicht davon aus, dass ein Rückbau Thema sein werde, weil das Areal ja durch das Betonieren sogar aufgewertet werde. 

Ja, genau, warf Werner Hammerschmid (SPD) ein. Die Stadt pachte den Platz, das AWP richte ihn auch noch her und am Ende bekomme der Eigentümer dann das aufgewertete Areal zurück. 50 000 Euro sind ihm angesichts dessen „viel zu teuer“. Das Preis-Leistungsverhältnisse stimme hier nicht, Hammerschmid sieht die „Wirtschaftlichkeit nicht gegeben“. Sein Vorschlag: Die Firma Hechinger – bekanntlich ein Bauunternehmen – solle doch den eigenen Platz bedarfsgerecht herrichten und man zahle dann eben eine höhere Pacht. 

Altlandrat Rudi Engelhard (CSU) gab Hammerschmid recht und zeigte sich zudem skeptisch, was die Lage dieses Ausweich-Areals angeht. Das sei nicht gerade ein Blickfang am Eingang der Stadt. Aber: „Was sollen wir denn machen? Wir haben keinen andere Standort.“ Allerdings bezweifelt er, dass man diese Interimslösung wirklich nur für ein Jahr brauche. Er riet schon jetzt, lieber einen Drei-Jahres-Vertrag abzuschließen.

Bei der Debatte im Werkausschuss ging es vor allem um die Kostenfrage.

Sind die Kosten von gut 50 000 Euro für das Herrichten des Platzes gerechtfertigt? Das wollte Angelika Furtmayr (Grüne) wissen. Man habe drei Angebote eingeholt, erklärte Gänger – und das sei das günstigste gewesen.

Man müsse halt übergangsweise ausweichen, bekräftigte Herbert Nerb (FW) die grundsätzliche Notwendigkeit der Maßnahme. Aber die Überschrift „50 000 Euro für ein Jahr“ – das passe ihm nicht. Alois Brummer (CSU) sieht in dem Provisorium sogar eine „gute Lösung“ und eine Verbesserung, riet aber auch, einen Pachtvertrag auf mehrere Jahre abzuschließen. „Ein Jahr geht gar nicht“, befand auch der Dritte Landrat Josef Finkenzeller (FW).

Thomas Stockmaier (FDP) wies darauf hin, dass man der Firma Hechinger nach Ende der Pachtzeit „eine perfekt befestigte Fläche“ hinterlasse. Vielleicht könne sie diese Aufwertung ja finanziell ablösen. Und Hammerschmid meinte, die Baufirma Hechinger könnte den Platz vielleicht selber für weniger als 50 000 Euro herrichten. 

Landrat Wolf warb trotz aller skeptischen Stimmen für die Zustimmung im Gremium. Die Angelegenheit sei „dringend“, betonte er. Und außerdem hält er die Kosten von 50 000 Euro „nicht für übertrieben“ – selbst wenn es nur für ein Jahr sein sollte. Denn die jährliche Abschreibung bei einem Neubau sei auch nicht geringer. Außerdem geht auch er davon aus, dass man das Areal länger brauche als für ein Jahr. 

Am Ende stimmte dann jedenfalls, trotz aller kritischen Stimmen, das Gremium mehrheitlich dieser Übergangslösung zu. Dagegen votierten Werner Hammerschmid, Rudi Engelhard und Sabine Brunnhuber (SPD). Und Herbert Nerb sieht damit nun doch die Überschrift, die er nicht wollte: 50 000 Euro für ein Jahr.

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