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Matthias Boeck (FDP/UW) erklärt, warum er die jüngste Sitzung des Wolnzacher Gemeinderats vorzeitig verlassen und einem CSU-Kollegen den "Scheibenwischer" gezeigt hat

(ty/zel) In der vergangenen Woche hatte der Wolnzacher Gemeinderat Matthias Boeck (FDP/UW) – wieder einmal – eine Sitzung des Gremiums vorzeitig verlassen. Zuvor hatte er seinem CSU-Kollegen Alois Brummer den „Schweibenwischer“ gezeigt. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Boeck nun in einer schriftlichen Stellungnahme beide Aktionen aus seiner Sicht. Und was er da schreibt, dürfte nach dem Eklat vom vergangenen Donnerstag nicht gerade zur Entspannung beitragen. Denn er verkündet in diesem Zusammenhang, was er grundsätzlich von dem Gremium hält, dem er selbst angehört. „Der Großteil des Wolnzacher Marktgemeinderats befindet sich seit Jahren auf dem Weg ans politische Ende der Evolutionskette im Landkreis“, so Boeck.

Den von ihm in Richtung Brummer gezeigten „Scheibenwischer“ – juristisch gesehen möglicherweise sogar eine Straftat im Sinne der Beleidigung – ordnet Boeck selbst als „kabarettistischen Hinweis zur Wiedergewinnung des Durchblicks“ ein. Und aus der Sitzung des Gemeinderats ist er nach eigenen Angaben – mitten während der Behandlung von Tagesordnungspunkt drei – geflüchtet, weil ihm angesichts der Diskussion seine Zeit zu schade sei.

Der Reihe nach. Es ging um die Trassenführung des Radwegs von Hüll nach Hofen. Zwei Varianten liegen dazu auf dem Tisch, die thematisiert wurden. Die Variante durch Hagertshausen kostet nach ersten Schätzungen rund 190 000 Euro. Und die zweite Variante, auf der alten Bahntrasse, würde rund 590 000 Euro verschlingen. Eine Entscheidung stand übrigens zu diesem Thema gar nicht an, wie der geschäftsleitende Beamte, Markus Rieder, unserer Zeitung bestätigte. Es sei lediglich um die Information zu den beiden Varianten gegangen – als Grundlage für die weitere Diskussion.

Doch Boeck hatte keine Lust auf eine Diskussion zu dem Thema – obwohl er als Grundstückseigener von beiden Varianten betroffen wäre, wie uns Bürgermeister Jens Machold (CSU) bestätigte. Eine Wortmeldung von CSU-Rat Alois Brummer kommentierte Boeck jedenfalls mit der „Scheibenwischer“-Geste. Daraufhin vom Bürgermeister gerügt und ermahnt, verließ Boeck vorzeitig die Sitzung. „Sehr lustig“, finde er das, soll er noch gemeint haben. Und er soll dem Gremium empfohlen haben, doch „Kabarett“ zu machen. Gegenüber unserer Zeitung erklärt Boeck jetzt den „Scheibenwischer“ und seinen eigenwilligen Abgang. 

Warum haben Sie CSU-Gemeinderat Brummer den "Scheibenwischer" gezeigt?

Boeck: „Der Großteil des Wolnzacher Marktgemeinderats befindet sich seit Jahren auf dem Weg ans politische Ende der Evolutionskette im Landkreis. Herr Brummer wollte als ,Wolnzacher CSU-Stammtischberater’ lediglich wieder den von seinen CSU-Führungskollegen vorgekauten politischen Mist unter das Publikum bringen. Mein kabarettistischer Hinweis zur Wiedergewinnung des Durchblickes war deshalb, wenn er überhaupt noch durchblicken will, durchaus hilfreich und hat die sonst überfällige politische Aufarbeitung radikal abgekürzt.“

Warum haben Sie die Sitzung vorzeitig verlassen?

Boeck: „Entgegen den Darstellungen in den Wolnzacher Zeitungen war eine alternative Diskussion zu einem nicht auf dem Bahndamm laufenden Radweg (Brummer-Beitrag) nicht auf der Tagesordnung. Der Brummer-Vortrag war somit allein darauf ausgerichtet, mit Hilfe des Bürgermeisters und der gleichgeschalteten Wolnzacher Presse, wieder eine CSU-Polit-Stimmung zu erzeugen. Dafür ist mir aber mittlerweile meine Zeit zu schade.“ 

Möglicherweise reagierte Boeck bei diesen Thema so emotional, weil er nicht unwesentlich persönlich betroffen ist: Würde die Variante auf der alten Bahntrasse realisiert, käme laut Bürgermeister Machold praktisch der gesamte Grund, der dafür zu erwerben wäre, von Boeck. Bei der anderen Variante wäre Boeck nur einer von mehreren, deren Flächen die Kommune kaufen müsste – und, so Machold, es ginge bei dieser zweiten Variante notfalls auch, wenn Boeck nicht verkaufen sollte. 

Deutlich lukrativer für den Privatmann Boeck wäre also wohl die erste Variante, die aber die Gemeinde – nach den vorgetragenen Schätzungen – satte 400 000 Euro mehr kosten würde. Angesichts dieser Dimension scheint es eher unwahrscheinlich, dass sich der Gemeinderat für die über drei Mal so teure Version entscheidet. Zudem solle, so Machold, der Radweg ja im Rahmen des EU-Förderprogramms "Leader" gebaut werden. Und die Frage ist in diesem Zusammenhang freilich auch, ob mit Fördergeldern zu rechnen ist, wenn sich die Gemeinde hier eine Luxus-Variante leistet.

Boeck sieht das ganz anders. „Das Radweg-Teilstück ist aus diversen verkehrstechnischen Gründen und wegen zusätzlich notwendigen Grunderwerbs nur auf der Bahntrasse sinnvoll“, findet er. „Der Rest ist politische Dummheit. Das wird auch nicht dadurch besser, dass Herr Brummer eine befangene Kostenaufstellung seiner Marktgemeinderats-Kollegin durch politischen Unsinn aufwertet.“

An der 1998 vereinbarten Lösung zum Radweg auf dem Bahndamm (Wolnzach–Mainburg), der ja weitgehend bereits fertiggestellt sei, halte er nach wie vor fest, betont Boeck zur Sache. „Dies gilt jedoch nicht für einen völlig unverständlichen Lösungsansatz, bei dem auf dem Rücken anderer eine massive politisch motivierte Beeinträchtigung und analog eine zwangsweise notwendige vorsätzliche Enteignung stattfindet.“

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