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Ministerpräsident Horst Seehofer sparte heute bei der Betriebsversammlung von Audi nicht mit Komplimenten für den Autobauer und die Belegschaft 

(ty) Als gute Fee sollte er auftreten, Ministerpräsident Horst Seehofer, der heute erstmals auf einer Betriebsversammlung von Audi sprach. Und die traditionellen drei Wünsche, die man einer guten Fee in aller Regel vorträgt, die hatte der Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler auch gleich parat. Bahnhalt auf dem Werksgelände, ein verbesserter, innovativer und strategisch sinnvoller Straßenbau und eine sichere Energieversorgung.

Diese Wünsche waren, wie Seehofer scherzhaft meinte, sehr bescheiden im Vergleich zu dem, was er sonst so zu hören bekomme. Was indes nicht gleichzusetzen ist mit einer spontanen Erfüllung. Denn fertige Lösungen hatte Seehofer nicht im Gepäck. Für den Bahnhalt will er sich auf jeden Fall vehement stark machen, für den Straßenbau auch. Nur bei der Energieversorgung erläuterte er zwar seinen Standpunkt. Eine Plan indes hatte er nicht anzubieten.

Immerhin sagte er Ministerpräsident, der sich schon freue, dass man ihn bei Audi „für meine Verhältnisse ungewöhnlich freundlich“ begrüßt habe, dem Bahnhalt seine volle Unterstützung zu. Der sei für ihn so etwas wie eine Welturaufführung, kreativ und innovativ. „Ich werde mit aller Macht dafür einsetzen, dass der Audi-Bahnhalt auch kommt.“

Er will persönlich mit dem Vorstandvorsitzenden der Bahn sprechen. Denn ein Projekt, das zu je 25 Prozent von Audi und Stadt finanziert werde und bei dem die restlichen 50 Prozent von den beiden auf 20 Jahre vorfinanziert würden, das sei ein Schnäppchen. „Wir müssen als Gesellschaft die Voraussetzungen schaffen, dass die Leute auch zum Arbeitsplatz kommen können.“

„Sie haben meine volle Unterstützung bei den Straßenbauprojekten“, meinte Seehofer weiter, der lediglich bei der Stromtrasse die Erwartungen dämpfte. „Darüber kann man dann mit mir diskutieren, wenn die Produktion von Strom klar ist und wenn wir andere Rahmenbedingungen bekommen für das Energiesparen. Und „falls eine Trasse notwendig sein sollte, dann möchte ich keine Trasse, die quer durch Bayern führt. Dann bin ich entschieden der Meinung, dass man bestehende Stromtrassen nutzen sollte.“ Zunächst aber gelte es, hochmoderne Kraftwerke wie das in Irsching am Netz zu halten, statt auf alte Kohlekraftschleudern zu setzen. Das sei für ihn keine Energiewende.

Seehofer erinnerte an die Automobilkrise in den 70er Jahren, als die Staatsregierung die Region Ingolstadt noch wirtschaftlich stützen musste. Umso höher sei es einzuschätzen, was Audi jedes Jahr für ein Feuerwerk an Rekorden abbrenne. „Respekt und Anerkennung für die großartige Leistung“, meinte er und setzte noch eins drauf: „Die Sonderstellung Bayerns wäre ohne Audi gar nicht denkbar. Bayern ist Premium, weil Audi Premium ist.“ Und das beruhe nicht zuletzt auch auf dem guten Betriebsklima bei Audi. „Wertschöpfung in einem Betrieb ist ohne Wertschätzung der Mitarbeiter nicht möglich“, so Seehofer. Wenn das Klima von Audi in allen Betreiben zuhause wäre, „dann hätten wir manche wirtschaftlichen Probleme weniger“.

Und eines sei ebenso sicher: „Die Blüte von Ingolstadt und der Region verdanken wir Audi.“ Und auch die Tatsache, dass Bayern heute die Vorstufe zum Paradies sei. An die Mitarbeiter gewandt meinte er: „Sie sind es, die Bayern zu dem gemacht haben, was es heute ist.“

Zu der Einladung Rupert Stadlers zu einer Runde in einem pilotierten Audi ohne Fahrer meinte der Ministerpräsident launig: „Sie haben für meine Vorsicht sicher Verständnis. Ich bin so lange in der Politik und weiß, was politische Freunde bedeuten. Deswegen bin ich dafür, dass das erst einmal politischer Freund testet.“

Zuvor hatte Rupert Stadler noch einmal bekräftigt, dass Audi auf mittlere Frist die Nummer eins bei den Premiumherstellern weltweit werden möchte, dass der Konzern seinen strategischen Wachstumskurs konsequent fortsetzen wird und Ingolstadt und Neckarsulm die Ideenschmieden bleiben werden für das Wachstums des Weltkonzerns. „Ein starkes Unternehmen braucht eine starke Heimatregion“, meinte Stadler aber auch. Und hob damit auf die Aufgaben der Kommune und der Region ab, in der, rechne man die Zulieferer und deren Familien ein, immerhin rund eine halbe Million Menschen von Audi lebten. „Mit der Größe wachsen auch die Herausforderungen“, sagte Stadler, "wir wissen, dass Transporte zum Werk und viele von uns als Pendler dem Verkehrsnetz der Region einiges abverlangen.“ Audi sehe sich deshalb in der Pflicht, mit am Tisch zu sitzen und an Lösungen zu arbeiten.

„In unseren Werkhallen und Büros arbeiten die Menschen, die  unser Land wirtschaftlich stärken“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Peter Mosch und betonte, wie wichtig es für Ingolstadt, Bayern und die Bundesrepublik sei, dass das Herz von Audi auch künftig in der Region kräftig schlagen müsse. „Ihr seid die Menschen, die unsere Region mit zum wirtschaftlichen Aushängeschild Bayerns machen“, so Mosch zur Belegschaft. Gerade deshalb müsse auch die Infrastruktur in Ingolstadt zum Aushängeschild werden, damit auch die Beschäftigten entlastet werden.

Im nichtöffentlichen Teil der Ingolstädter Betriebsversammlung verwies der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Max Wäcker auf die im Frühjahr zu erwartenden Zahlungen nach Abschluss der Tarifverhandlungen sowie auf die Audi Ergebnisbeteiligung (AEB). Rund  395 Millionen Euro Ergebnisbeteiligung werden Ende Mai an die Belegschaft ausgeschüttet. Die wirtschaftliche Entwicklung bei Audi bewertete der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende als gut: „Unsere Audi Familie wächst weiter, wir bauen weiter Beschäftigung auf. Das kommt uns allen zugute: Das Unternehmen investiert in einem beträchtlichem Umfang. Diese Investitionen machen Audi fit für die Zukunft und sichern so die Beschäftigung der Audianer nachhaltig“, sagte Wäcker.

Audi-Personalvorstand und Arbeitsdirektor Thomas Sigi informierte die Mitarbeiter über das Geschäftsjahr 2014 und stellte die Leistungen der Audi-Mannschaft heraus: „Wir haben ein Operatives Ergebnis von mehr als  fünf Milliarden Euro erwirtschaftet und rund 1,74 Millionen Automobile ausgeliefert. Auf diese Bilanz können wir gemeinsam stolz sein.“ Sigi bedankte sich für den großen Einsatz und erklärte: „Um auch langfristig attraktiver Arbeitgeber und damit wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten die Bedürfnisse der Mitarbeiter weiter im Mittelpunkt stehen.“ 


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