Die SPD will die Pfaffenhofener Schulverpflegung fit für die Zukunft machen und plant deshalb einen Antrag in den Stadtrat einzubringen, der vier zentrale Punkte umfasst
(ty) Die Pfaffenhofener SPD will nach eigenen Angaben die Schulverpflegung fit für die Zukunft machen. Unter dem Motto „Besser-Esser“ bringt die Fraktion deshalb einen Antrag in den Stadtrat ein, um die Diskussion anzustoßen und die Weichen zu stellen. Das Ansinnen der Sozialdemokraten umfasst vier konkrete Punkte. Erstens: Es soll ein Konzept zur Schulverpflegung erarbeitet werden. Zweitens: Es soll eine Ausschreibung für regionale Versorgung bei regionaler Wertschöpfung erfolgen. Drittens: Man möge gemeinsam mit dem Landkreis über ein Konzept zur Schulverpflegung für die Schüler aller Schularten in der Kreisstadt nachdenken. Und viertens fordert der SPD-Ortsverein die Landes- und Bundespolitik auf, sich dafür einzusetzen, dass der Mehrwertsteuersatz für Schulessen von 19 auf sieben Prozent gesenkt wird, um finanzielle Spielräume zu gewinnen.
Der Antrag soll bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag, 3. Mai, von den Mitgliedern des Ortsvereins abgesegnet und anschließend in den Stadtrat eingebracht werden, erklärt der Vorsitzende Markus Käser. Es ist also möglich, dass sich in dem Antragstext, der heute vorab veröffentlicht wurde, noch Änderungen ergeben. Das Treffen, bei dem auch eine Neuwahl der gesamten Vorstandsriege ansteht, beginnt um 10.30 Uhr beim „Alten Wirt“ in Uttenhofen.
„Die Ganztagsangebote an unseren Schulen werden mehr“, betont die SPD in ihrem Antragsentwurf. „Viele Kinder und Jugendliche verbringen somit einen großen Teil des Tages in der Schule. Damit rücke auch das Thema einer guten Schulverpflegung stärker in den Mittelpunkt und es kommen in Zukunft mit wesentlich mehr täglichen Essens-Portionen und steigenden Qualitätsansprüchen große Herausforderungen auf uns zu.“ Gute regionale Caterer, die derzeit die Pfaffenhofener Kindertagesstätten beliefern, stünden bereits jetzt vor Kapazitätsgrenzen, erklärt die SPD. „Wir wollen deshalb jetzt frühzeitig in die Diskussion einsteigen, Bewusstsein und Strukturen schaffen sowie uns für Maßnahmen einsetzen, um die Schulverpflegung in Pfaffenhofen fit für die Zukunft zu machen.“
Nicht nur zu Hause, sondern auch in der Kita und in der Schule würden die Ernährungsgewohnheiten entscheidend geprägt, die Kinder oftmals ein Leben lang begleiten, unterstreichen die Genossen. „Genussvolle, gesunde und ausgewogene Schulverpflegung, sowie die begleitende Ernährungserziehung ist ein Teil des Schulkonzeptes und liegt in direkter Verantwortung der Schulleitung.“ Deshalb finden Fraktionschef Käser & Co., man dürfe Schulverpflegung nicht auf den reinen Kostenfaktor reduzieren. So wichtig wie eine gute Schule sei auch eine gesunde Verpflegung. „Gutes Schulessen und Ernährungsbildung tragen erwiesenermaßen außerdem dazu bei, Probleme wie Übergewicht und Konzentrationsschwächen bei Kindern und Jugendlichen einzudämmen und das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung zu schaffen.“
Ein Logo für ihre Initiative hat sich die SPD auch schon überlegt.
Was aber soll nun konkret passieren? Darauf haben die Pfaffenhofener Sozialdemokraten folgende Antwort: „Die Stadt kann ihren Teil durch eine optimale Organisation und Unterstützung eines gesunden Verpflegungsangebots beitragen.“ Die SPD will deshalb einen entsprechenden Antrag stellen und die Stadtverwaltung um Einleitung aller notwendigen Maßnahmen zur Umsetzung der oben genannten Punkte bitten.
Demnach soll im Rathaus ein Konzept zur Schulverpflegung erarbeitet werden. Die SPD will, dass im Zuge der Neuorganisation und des Neubaus der Grund- und Mittelschule auch das Schulverpflegungskonzept überarbeitet und weiterentwickelt wird. „Dazu sollen sich alle Beteiligten des Schulalltags gemeinsam auf den Weg machen, ein Konzept einer gesunden, aber auch nachhaltigen Schulverpflegung zu entwickeln“, heißt es in dem Antragsentwurf.
Ähnlich wie es bereits für die städtischen Kitas erfolgt sei, wünschen sich die Genossen die gemeinsame Erarbeitung von Kriterien und eines Konzepts für eine ausgewogene und gesundheitsförderliche Schulversorgung mit allen Verantwortlichen und Konsumenten – etwa in Kooperation mit der staatlichen Vernetzungsstelle für Schulverpflegung in Bayern. Auch die Schüler sollten in den Prozess mit einbezogen werden, beispielsweise durch Gründung einer “Ess AG”. Und durch Qualitätsmanagement sollen übergreifende Standards dauerhaft geprüft und eingehalten werden, so die SPD.
Die Schulverpflegung selbst soll dem Antragsentwurf zufolge künftig vorrangig regional erfolgen. Ziel sei eine Ausschreibung des Schulessens mit Schwerpunkt auf frische Zubereitung und – soweit möglich – regionale Lebensmittel. „Auch die Ökobilanz der Produktion sowie Nachhaltigkeits- beziehungsweise Klimaschutzaspekte sollen bei der Auswahl des Anbieters eine Rolle spielen“, fordert die SPD. In die Ausschreibungen solle außerdem ein Zusatz aufgenommen werden, in dem verbindlich festgelegt wird, dass Fleisch, Salat, Obst, Gemüse, Getreide- und Milchprodukte zu großen Teilen aus regionaler Produktion beziehungsweise saisonalem Anbau stammen sollen.
Der tägliche Preis, den die Schüler für das angebotene Mittagessen bezahlen müssen, sollte nach Ansicht der Sozialdemokraten nicht 3,50 Euro überschreiten. Für Kinder, die aus dem Bildungs- und Teilhabepaket unterstützt werden, sollte das Mittagessen zudem an allen Schulformen kostenfrei sein. „Für die Schulverpflegung im Ganztagesbereich müssen wir versuchen, ungenutzte regionale Potenziale zu heben und den Markt nicht allein überregionalen Großversorgern zu überlassen“, schreibt die SPD. „Das Schulessen für unsere Kinder sollte jedenfalls nicht einmal quer durch Deutschland gefahren werden, bevor es bei uns erneut gelagert und aufgetaut wird.“
Übergangsweise wäre aus Sicht der SPD das “Cook and Chill”-Verfahren (Kochen und Kühlen) von einem regionalen Anbieter als Alternative zur Tiefkühlkost denkbar. Die Mahlzeiten beziehungsweise einzelne Komponenten würden dabei von einem Caterer zubereitet und direkt danach schnellgekühlt . Die Speisen würden bei maximal plus drei Grad kühl aufbewahrt und seien drei bis fünf Tage haltbar. Die Regeneration vor Ort erfolge in speziellen Geräten; ergänzt würden Salat, Rohkost und Obst. „Die Belieferung von Schulen und Kitas bietet einen interessanten Absatzmarkt auch für die lokale Land- und Ernährungswirtschaft und kann mit Ansätzen für die Ernährungsbildung und -erziehung verknüpft werden“, finden die Sozialdemokraten.
Wenn es nach der SPD geht, soll zudem gemeinsam mit dem Landkreis über Alternativen zur Organisation der Schulverpflegung nachgedacht werden. „Beispielsweise darüber, ob wir die Schulverpflegung für alle Schulen im Schulzentrum als Gemeinschaftsprojekt betreiben könnten“, erklärt Fraktionschef Markus Käser. Die Stadtverwaltung soll – so steht es im Antragsentwurf – diesbezüglich Kontakt mit den Verantwortlichen des Landkreises aufzunehmen. Beispielgebend könnten hier die Modellregion Coburg oder Spitzenkoch Johann Lafer mit seinem Projekt „food@ucation“ in Bad Kreuznach sein.
Aber auch die große Politik sehen die Pfaffenhofener Sozialdemokraten in der Pflicht. „Es reicht nicht, nur über Preise zu sprechen“, sagt Käser. „Wir appellieren deshalb auch an die Landes- und Bundespolitik, die Qualität unserer Schulmensen ins Visier zu nehmen. Neben der Einführung verbindlicher Qualitätskontrollen bei Caterern und Schulen würde auch die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent für Schulessen bei einem Preis von 3,50 pro Essen rund 30 Cent Spielraum für Qualitätsverbesserungen bringen. Wir fordern deshalb unsere Abgeordneten in Bund und Land auf, auf diesem Weg mitzuhelfen, eine gute und bezahlbare Schulverpflegung zu ermöglichen.“
Ihre weiteren Schritte haben die Kreisstadt-Genossen bereits festgelegt. Am 13. Mai führt eine Exkursion nach Bad Kreuznach, wo das Modellprojekt von Johan Lafer zur gesunden und nachhaltigen Schulverpflegung am Gymnasium am Römerkastell besichtigt werden soll. Außerdem planen sie in Kooperation mit der „Vernetzungsstelle Schulverpflegung Bayern“ eine Info-Veranstaltung über gesunde Ernährung in Kindergärten und Schulen. Dabei sollen Eckdaten genannt und gute Beispiele vorgestellt werden.