IN-City möchte die Ingolstädter City gerne in einen großen Online-Shop verwandeln
Von Michael Schmatloch
„Lass den Klick in der Region“. Das war der Slogan, mit dem die Innenstadthändler vor nicht allzu langer Zeit dem stetig wachsenden Internethandel Paroli bieten wollten. Und jetzt wollen sie selbst online gehen. Zumindest, wenn es nach dem Willen von IN-City geht. Rund 30 Mitglieder hatten sich getroffen, um die Möglichkeiten eines großen innerstädtischen Online-Shops zu diskutieren. Mit dem Ergebnis, dass ein Interesse der Einzelhändler durchaus vorhanden scheint. Doch ganz so trivial ist die Sache natürlich nicht.
Mindestens 50 Geschäfte müssten bei so einem Projekt mitmachen, damit der Online-Shop nicht von Anfang an so leer ist, dass niemand ihn ein zweites Mal anklickt. Sagt Thomas Deiser, Chef von IN-City. Und es müsste ein Shop sein, der auch kleinen Händlern die Möglichkeit eröffnet, mitzumachen. „Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt“, meint Deiser, „die Palette reicht vom umfangreichen Angebot bis zum Einzelhändler, der nur seinen eigenen Geschenkgutschein anbietet.“
Eine reine Aktionsplattform soll es auf jeden Fall nicht werden. Deswegen ist IN-City auch schon mit diversen Anbietern im Gespräch, die so ein innerstädtischen Online-Portal aufbauen und auch – gegen eine monatliche Gebühr – betreiben könnten. „Jeder Händler, der mitmachen möchte, soll die Wahl haben, seine Produkte entweder selbst einzustellen oder diese Arbeit und die Bezahlungsmodalitäten auszulagern.
Denkbar wäre – so Deiser – ein Modell, bei dem der einzelne Händler zwischen 30 und 30 Euro pro Monat und acht Prozent des Umsatzes an den Betreiber zahlt. Der würde m Gegenzug das Portal aufbauen und für die Aktualisierungen sorgen. Klappt das nicht, wäre es laut Deiser auch denkbar, dass IN-City selbst das macht. „Das ist aber eigentlich nicht unser Geschäft“, so der IN-City-Chef.
So ein Online-Shop ist die eine Sache, die Frage, ob man damit die Kunden eher aus der Innenstadt „vertreibt“ und sich andererseits mit anderen, vielleicht billigeren Anbietern in Konkurrenz begibt, die andere. „Die Erfahrungen in anderen Städten zeigen eher den umgekehrten Effekt“, sagt Deiser und meint damit, dass die Kunden dort zwar im Onlineshop kaufen, sich dann aber die Ware dennoch im jeweiligen Geschäft abholen, sich individuell beraten lassen. Ein Modell, das auch media Saturn favorisiert. Online bestellen, im Geschäft abholen. Natürlich könne man sich aber auch beliefern lassen.
Thomas Deiser setzt, wie er es nennt, auf die emotionale Schiene. Das bedeutet, ihm ist bewusst, dass ein innerstädtischer Onlineshop nie mit den Preis brechenden großen Online-Händlern konkurrieren könnte. Deswegen ist sein Zielgruppe der Kunde, der gerne in der Innenstadt einkauft, aber sich die Fahrt in die Stadt „nicht antut“. Aus welchen Gründen auch immer. Der Kunde also steht im Fokus, der gefühlsmäßig lieber in der Ingolstädter Innenstadt kauft.
Ob es diesen Kunden in ausreichender Menge gibt, das bleibt abzuwarten. Und diese Erwartung deckt sich in gewisser Weise mit der Aktion „Lass den Klick in der Region.“ Auch die hatte ja die moralische Dimension sozusagen, dass der Käufer nicht nach dem preiswertesten Angebot sucht, sondern nach dem, das dem lokalen Handel dient. Aber wie sagt schon Bert Brecht: „Erst komm das Fressen, dann kommt die Moral.“ Was soviel bedeuten könnte, als dass man die Verlockung des niedrigeren Preises nicht aus den Augen verlieren sollte. Denn gerade die Ingolstädter wissen: „Geiz ist geil.“ Vielleicht sogar ein Stück weit geiler als die gefühlte Verantwortung für den lokalen Handel.
Diese Frage indes steht im Augenblick noch nicht im Fokus. Denn zunächst müssen sich erst einmal 50 Händler finden, die bereit sind, bei so einem innerstädtischen Onlineshop mitzumachen. „In diesem Jahr passiert da nichts mehr“, so Deiser, der jetzt erst einmal alle Gewerbetreibenden in der Innenstadt anschreiben will, um das tatsächliche Interesse zu eruieren. Denn einige – zumal die Filialisten – verfügen längst über einen eigenen Onlineshop und haben deswegen möglicherweise nur ein überschaubares Interesse, an der IN-City-Aktion mitzumachen.
In der Fantasie jedenfalls ist Thomas Deiser schon tief drin in dem Thema. So tief, dass er bereits von Schausonntagen schwärmt, an denen man sich die waren ansehen aber eben nicht kaufen kann. So eine Art offener Sonntag auf die sanfte Tour. Denn der echte verkaufsoffene Sonntag, der ist in Stadtrat ja auf heftigen Widerstand gestoßen.