Die zweite Phase der Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung der Ingolstädter Fußgängerzone stieß auf eher verhaltenes Interesse
Von Michael Schmatloch
Der Andrang war überschaubar, als gestern Abend im Orbansaal die zweite Phase der Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung der Fußgängerzone eingeläutet wurde. Gerade einmal 25 Plätze des opulent bestuhlten Saales waren besetzt. Und da sind die üblichen verdächtigen wie Presse, Referenten und Stadträte noch nicht einmal abgezogen. Ob nun der Bürgerbeteiligungs-Overkill Schuld an dem offenkundigen Desinteresse der Ingolstädter war oder die Befürchtung der Bürger, doch nicht mehr zu sein als willfähriges Kanonenfutter für ein basisdemokratisches Spiel, diese Frage beantworten zu wollen wäre reine Spekulation. Versäumt jedenfalls haben die, die nicht gekommen waren, nicht unbedingt viel.
Denn erstens sind die drei Siegerentwürfe und auch die anderen der insgesamt zwölf Arbeiten noch bis 20. Juli im Orbansaal und auch im Internet zu bestaunen. Daneben haben auch die drei Entwürfe – allesamt von Berliner Architekturbüros – nicht das Zeug, endlose Begeisterung hervorzurufen. Denn abgesehen von gestalterischen Details und filigran ausgearbeiteten Marginalien ist allen Arbeiten doch eines gemeinsam. Alle bewegen sich an der gestalterischen Oberfläche, zeigen zugegebener Maßen mitunter nette Ideen im Detail und Urbanität fördernde Gedanken. Aber ob nun ein Brünnlein am Schliffelmarkt steht oder in der Theresienstraße oder ob die Verweilflächen in der Mitte der Ludwigstraße mit mondän anmutendem Belag versehen sind, das dient letztlich kaum der Beantwortung der Frage: Quo vadis Fußgängerzone?
Ein Beispiel: der Schliffelmarkt. Soll der nun urbanes Zentrum sein oder eben doch nur eine aufgehübschte Kreuzung? Dass es bei allen Entwürfen beim Kreuzungsgedanken bleibt, das liegt nicht an den beteiligten Architekturbüros, sondern an der Vorgabe der Stadt, dass Ludwigstraße und östliche Theresienstraße „Schlachtfeld“ des gestalterischen Geschehens sein sollen. Weder Moritzstraße noch die Straße „Am Stein“ sollen Einzug halten in das innerstädtische Wallhall. Denn die von einigen Bürgern in der ersten Stufe der Bürgerbeteiligung noch angemahnte Erweiterung der Fußgängerzone um die genannten Straßenzüge scheitert alleine schon an der viel diskutierten Nord-Süd-Achse, die auch nach der Neugestaltung der 40 Jahre alten Fußgängerzone Piste für die umstrittenen Busse bleiben soll. Hätte die Stadt hier Gedankenfreiheit gegeben, die Neugestaltung auch konsequent in diese Achse weitergedacht, dann wären selbstredend andere, teure Gedanken wieder ins Spiel gekommen wie beispielsweise die Stadtbahn, die ja auch im Verkehrsentwicklungsplan ein Rolle spielt.
Auf der anderen Seite hätte sich die pedonale Innenstadt eines Tages mit der Harderstraße, deren Neugestaltung ja auch im Raum steht, zu einem großen Gedanken einer urbanen Innenstadt vereinen können. Nach Süden vielleicht mit einem irgendwann wirklich neu gestalteten Rathausplatz und einer zu Ende gedachten Donaustraße. Visionen, die in Ingolstadt indes noch immer eher die Empfehlung nach sich ziehen, doch lieber einen Arzt aufzusuchen, statt die Erkenntnis zu befördern, dass hier die Chance auf dem Tisch läge, ein großstädtisches Zentrum schaffen zu können.
So aber wird es bei der Neugestaltung der Fußgängerzone mit ein wenig frischer Urbanität, einem ansprechenden Belag, etwas Grün und ein wenig verspieltem Wasser bleiben. Sicherlich hübsch, sicherlich ein optischer Gewinn für die in die Jahre gekommene Fußgängerzone, ganz sicher aber nicht der große, mutige Ansatz, den die Innenstadt verdient hätte. Und noch weniger die ersehnte Antwort auf die Frage: Quo vadis Innenstadt?