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Bei Unfall demoliertes Mittelstück wird entfernt, dann kann der Verkehr wieder fließen – Möglicherweise muss der gesamte Überbau erneuert werden – Arbeiten können nur bei Sperrung der Bahnstrecke erfolgen

Von Tobias Zell 

Seit dem folgenreichen Crash vom 16. Juli auf der viel befahrenen Staatsstraße 2232 zwischen Pfaffenhofen und Geisenfeld, als ein auf einem Tieflader transportierter Bagger gegen die Brücke bei Zierlmühe nahe Uttenhofen krachte, ist der betroffene Abschnitt gesperrt. Die Staatsstraße ist konkret zwischen der Abzweigung nach Walkersbach und Rohrbach nicht befahrbar, die Verkehrsteilnehmer müssen eine umständliche Umleitung in Kauf nehmen. Und das wird auch noch bis mindestens 9. August so bleiben. Das geht aus aktuellen Informationen hervor, die unsere Zeitung heute vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt erhalten hat. 

Gestern Nachmittag gab es eine Besprechung zur Crash-Brücke, an der neben Experten des Staatlichen Bauamts und Statikern auch Vertreter der Deutschen Bahn sowie der Versicherung des Verursachers beteiligt waren. Ein zentrales Ergebnis dieses Termins fasst Arne Schönbrodt, zuständiger Abteilungsleiter am Staatlichen Bauamt, wie folgt zusammen: „Das mittlere Feld des Brücken-Oberbaus ist so stark beschädigt, dass es auf jeden Fall demontiert werden muss.“ Was sich schon nach dem Unfall angedeutet hatte, ist damit nun Fakt.

 

Das THW stützte die einsturzgefährdete Brücke.

Am Dienstag soll es noch einmal einen Ortstermin geben, bei dem das weitere Vorgehen im Detail besprochen wird, sagt Schönbrodt. Geplant sei, das demolierte Brückenstück von Samstag, 8. August, auf Sonntag, 9. August, zu entfernen. Dieser Termin bietet sich an, weil an diesem Wochenende die parallel zur Staatsstraße verlaufende Bahnstrecke, über die die Brücke ebenfalls führt, ohnehin wegen Bauarbeiten der Deutschen Bahn für 33 Stunden gesperrt ist.

„Wegen der Verbundwirkung“ der Brückenteile könne das demolierte Überbau-Stück nur bei ruhendem Zugbetrieb entfernt werden, erklärt Schönbrodt. So gesehen hat das Staatliche Bauamt noch Glück im Unglück, weil die Bahn derzeit bei Reichertshofen umfangreiche Baumaßnahmen vornimmt und deshalb der Zugverkehr ohnehin immer wieder zeitweise zum Erliegen kommt. Gäbe es diese längst terminierten Sperrungen nicht, würde sich das Brücken-Drama vermutlich noch eine halbe Ewigkeit hinziehen. Gleis-Sperrungen müssen nämlich in der Regel viele Monate vorher angekündigt und genehmigt werden – denn dahinter steckt eine umfangreiche Logistik. Da geht es nicht zuletzt darum, dass die Auswirkungen – wie geänderte Zeiten, Umleitungen und Schienen-Ersatzverkehr – koordiniert und in den Gesamtfahrplan eingearbeitet werden müssen.

 

Gut 50 THW-Kräfte waren über Nacht im Einsatz.

Zurück auf die Straße. Die aktuelle Nachricht für Autofahrer lautet: Beim Staatlichen Bauamt geht man davon aus, dass die Staatsstraße nach der Herausnahme des demolierten Brückenteils voraussichtlich am 9. August wieder freigegeben werden kann. Immerhin verkehren auf diesem Abschnitt normalerweise etwa 10 000 Fahrzeuge pro Tag, sagt Schönbrodt. „Das ist eine Hauptachse.“ Schon deshalb habe man großes Interesse daran, dass der Verkehr bald wieder regelulär fließen kann.

Erledigt ist der Fall damit aber noch lange nicht. Zu prüfen gilt es laut Schönbrodt auch, ob der Schaden an der Brücke allein durch den Austausch des ramponierten Mittelteils behoben werden kann. Die beiden anderen Überbau-Stücke führen über die Bahnstrecke beziehungsweise über einen Wirtschaftsweg. Schönbrodt schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass auch diese Teile ausgetauscht werden müssen, als hoch ein. Sollte das so kommen, dann blieben von dem Bauwerk nur die Pfeiler und Widerlager erhalten, der Rest würde erneuert. Einen möglichen Termin für die Entfernung der beiden restlichen Überbau-Stücke gäbe es schon: Ab 22. August ist die Bahnstrecke für drei Tage gesperrt.

 

So sah es nach dem Crash aus.

Die Brücke stammt übrigens aus dem Jahr 1978.  Solche Bauwerke haben laut Schönbrodt normalerweise eine durchschnittliche Lebensdauer von 80 Jahren. Regelmäßige Prüfungen hätten der Brücke stets besten Zustand attestiert. Das hat sich durch den Bagger-Crash im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig geändert. Nach dem Unfall bot sich ein Bild, das fast schon an einen Granaten-Einschlag erinnerte: Betonbrocken lagen herum, Metallteile hingen heraus. 

Gegen 11.30 Uhr war am besagten Tag ein 39-jähriger Lkw-Fahrer mit seinem Tieflader, auf dem sich der Bagger befand, auf der Staatstraße von Pfaffenhofen in Richtung Rohrbach unterwegs, als es zu dem spektakulären Crash kam. Da der Bagger nach ersten Ermittlungen der Polizei falsch auf den Tieflader geladen war, ragte dessen Arm zu hoch hinaus und riss beim Durchfahren der Brücke tragende Teile aus dem Betonwerk. Direkt hinter dem Tieflader fuhr ein Pkw, der von herabfallenden Betonteilen völlig zerstört wurde. Wie durch ein Wunder erlitt das Ehepaar im Alter von 60 und 66 Jahren, das in dem Auto saß, nur leichte Verletzungen. 

Nach dem spektakulären Crash wurden die Bahnstrecke und die Staatsstraße sofort gesperrt. Der Zugverkehr konnte am nächsten Tag wieder aufgenommen werden; die Staatsstraße ist seither im Bereich der Unfallstelle gesperrt. Bekanntlich bestand akute Einsturzgefahr für die Brücke, weshalb gut 50 Mann des THW über Nacht im Einsatz waren, um das Bauwerk mit Hilfe einer speziellen Schwerlast-Konstruktion abzustützen. 

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